Schlussbericht
(Deutsch)
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Die energiepolitischen Vorgaben der Standortgemeinde Bern, welche im Massnahmenplan festgehalten sind, verfolgen unter anderem das Ziel, durch technisch innovative Lösungen zunehmend einen Beitrag zur Reinhaltung der Luft zu leisten. Basierend vor diesem Hintergrund wurde die Idee generiert, die freie Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage der Stadt Bern in den Sommermonaten zur Produktion von Kaltwasser zu verwenden.Bereits 1998, als zum ersten Mal die umfassende Sanierung des Bahnhofs Bern diskutiert wurde, wurde das Thema der Kaltwasserproduktion mittels Absorptionsprinzip durch Energie Wasser Bern eingebracht.In einer Vorstudie wurde alsdann die Machbarkeit einer Kälteproduktionsanlage genauer untersucht und aufgezeigt, dass sich neben der SBB der Einbezug von weiteren Kaltwasserbezügern, insbesondere Bandlastbezügern, wirtschaftlich positiv auf den resultierenden Kältepreis auswirkt. Die Anfragen und Abklärungen bei den direkt angrenzenden Grundeigentümern zeigte, dass verschiedenen Sanierungsarbeiten bei den Kälteproduktionsanlagen anstanden und somit ein Interesse an einer gemeinsamen Lösung nicht von Beginn weg ausgeschlossen wurde.Die Projektentwicklung wurde durch die SBB, den Kanton Bern und die Stadt Bern ausgelöst mit dem Ziel, die notwendigen Entscheidungsunterlagen zu erhalten. Dabei ging es neben der Beantwortung von wirtschaftlichen Fragen betreffend Kältepreis auch um das Thema Energiecontracting, welches durch Energie Wasser Bern als Lieferantin der Fernwärme zur Kälteproduktion eingebracht wurde. Anhand der ausgearbeiteten Unterlagen durch das Ingenieurbüro KIWI AG Dübendorf entschieden sich die drei Bauherrschaften SBB, Kanton und Stadt zur zentralen Kälteproduktion mittels Absorptionskälteanlage und zur Contractinglösung.Als idealer Standort für die neue Kälteproduktionszentrale bot sich der Raum im Untergeschoss des Aufnahmegebäudes SBB an, welcher in unmittelbarer Nähe der Heizzentrale liegt. Zudem konnte die bestehende Kältezentrale im Rechenzentrum übernommen und in den Verbund integriert werden. Etappenweise, abhängig vom Anschlusszeitpunkt der Gebäude, wurde der Kälteverbund von Herbst 2001 bis Oktober 2003 realisiert. Dabei gilt es festzuhalten, dass die Christoffelunterführung erst provisorisch und der Gebäudekomplex Bollwerk Mitte erst 2007 in das Kaltwasserverbundsystem integriert wird. Die ersten Betriebserfahrungen zeigen, dass die Einbindung von Absorptionskältemaschinen in Kaltwasserverbundsysteme regeltechnisch nicht ganz einfach ausfällt. Grundsätzlich verfügen die Maschinen über ausgezeichnete regeltechnische Eigenschaften und lassen sich problemlos bei konstanter Produktionstemperatur stufenlos fahren. Das parallele Betreiben von zwei Maschinen und das exakte Einhalten der konstanten Kaltwassertemperatur bei veränderlicher Rücklauftemperatur stellen jedoch bei der Anlage im Bahnhof Bern höchste Anforderungen an die Regeltechnik.Bis zum vorläufigen Bauabschluss im Herbst 2003 wurden rund Fr. 5.2 Mio. in die Kälteverbundanlage investiert. Verantwortlich für die Finanzierung, den Betrieb, die Instandhaltung und Instandsetzung ist Energie Wasser Bern als durch die Kältebezüger beauftragter Energiecontractor. Die vertragliche Zuständigkeit wurde auf 20 Jahren festgelegt.Der Kältepreis wurde durch den Contractor kalkuliert. Er setzt sich aus den beiden Komponenten Grund- und Arbeitspreis zusammen. Im Grundpreis werden die fixen Kostenanteile, also der Jahreskapitalzins und die fixen Betriebskosten abgebildet. Der Arbeitspreis umfasst die variablen Kosten, also hauptsächlich die Aufwendungen für Primärenergie.
Auftragnehmer/Contractant/Contraente/Contractor: GWB Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung der Stadt Bern
Autorschaft/Auteurs/Autori/Authors: Bretscher,Martin
Zugehörige Dokumente
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