Wir schlagen ein Vorgehen mit sechs Arbeitspaketen vor, die im Arbeitsprogramm in Kapitel 4 beschrieben sind. Nach der Strukturierung der Regulierung werten wir die Erfahrungen im In- und Ausland aus, um daraus die Grundlagen für die Beurteilung des heutigen Regulativs und die Good-practice für Verbesserungen zu ermitteln. Die Würdigung des Regulativs erfolgt im Rahmen einer SWOT-Analyse. Auf dieser Basis werden einzelne Massnahmen und Fallstudien bezüglich ihrer Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen und die Transportwirtschaft evaluiert, um daraus Möglichkeiten für die Optimierung des Regulativs der Schweiz abzuleiten. Für die Bearbeitung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Nachfolgend werden die wichtigsten erläutert.
Systemabgrenzung und -strukturierung
Die Analyse der Regulierungsmassnahmen grenzen wir folgendermassen ein:
› Verkehrsträger: Fokus auf Strassen- und Schienenverkehr und kombinierte Transportketten. Dabei werden (soweit relevant) auch Binnenschifffahrt und Luftverkehr (als Teil der Transportkette im kombinierten Verkehr) einbezogen.
› Segmentierung des Marktes in die klassischen Teilmärkte gemäss Logistikmarkt CH (Tank- und Silodienste, Massengut, Schwergut, Stückgut, KEP, Post). Für die Analyse werden ebenfalls die NSTR-Kapitel beigezogen, soweit sie datenseitig erfasst sind. Die Analyse bezieht sich insbesondere auf den Binnen- und Import-/Export-Verkehr. Der Alpenquerende Verkehr dient insbesondere als Referenz für die Beurteilung von Massnahmen.
› Räumlich: Territorium Schweiz, unter Einbezug der wichtigsten Achsen für dem Import-Export-Verkehr einzelne Achsen. Für die Fallstudienanalyse können auch einzelnen Regionen ausgewählt werden (z.B. Anlieferverkehr in Agglomerationen). Als Grundlage für die Auswertung des Regulativs werden die Erfahrungen aus der Schweiz und Europa einbezogen.
› Zeitlich: Für die quantitative Analyse (Verkehrsmodellanalysen) wird ein aktueller Zeitpunkt gewählt. Die Gesamtanalyse bezieht auch die zukünftige Entwicklung (GV-Prognosen) mit ein.
› Trends, Entwicklungen im regulatorischen Bereich
Strukturierung der regulatorischen Rahmenbedingungen
Die zu untersuchenden Regulierungsmassnahmen strukturieren wir nach verschiedenen Dimensionen:
› Zuständige Ebene: Kanton, Bund, EU, Welt
› Juristische Ebene: Allgemeine Ziele/Strategien, Verfassung, Gesetze, Verordnungen
› Anknüpfungspunkte: Direkt beim Verkehr (Verkehrsgeschehen), beim Verkehrsmitteleinsatz, bei der Verkehrserzeugung/Standortentscheide
› Transportkette/Akteure: Beim Transporteur, Logistikdienstleister/Spediteur, Verlader,
› Verschiedene Ziele: Marktzugang, Sicherheit, Verkehrspolitik etc.
› Verschiedene Typen von Instrumenten: Zugangsregeln, Gebote/Verbote, Marktwirtschaftliche Massnahmen.
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Instrumententypen mit Beispielen für die beiden Verkehrsträger Strasse und Schiene.
Wirkungskette und mehrstufige Wirkungsanalyse
Die Beurteilung der Auswirkungen auf die Transportwirtschaft des heutigen Regulativs sowie die Beurteilung von einzelnen Anpassungen erfolgt nach einem Raster mit Indikatoren und Kriterien. Nachdem der Bund mit seiner Evaluation der Güterverkehrsverlagerung entlang der Wirkungskette Input–Output–Impact–Outcome erarbeitet, schlagen wir die Form einer Indikatorbasierten Auswirkungsanalyse als Basis für die Ableitung von Chancen und Risiken für die Beurteilung des Regulativs und seiner Auswirkungen vor.
Das bestehende Regulativ wird integral gewürdigt mit den in Figur 1 erwähnten Indikatoren in Bezug auf die Chancen und Risiken nach einzelnen Akteurgruppen der Transportwirtschaft.
Die Analyse von Änderungen des Regulativs und gezielten Massnahmen erfolgt vertieft mit Modellunterstützung (s.u.) und in Form von Fallstudien. Wir schlagen folgendes Vorgehen vor:
In einer ersten Stufe werden ca. zehn bis 15 Regulierungsinstrumente evaluiert, die Potenzial aufweisen, die bestehenden Schwächen bzw. Gefahren zu eliminieren. Im Zentrum stehen:
› Anpassung zeitliche Restriktionen (z.B. Anpassung Nachtfahrverbot)
› Veränderung der Masse und Gewichte (z.B. Megatrucks)
› Kapazitätssteuerung (Differenzierung LSVA, Road Pricing, Verkehrsmanagement, Last-abhängige Trassenpreise)
› Lockerung der Kabotageregelunge (EU-Regulierung ab 2010)
› Umgang mit Anlieferverkehr (Organisation, zeitliche und fahrzeugseitige Vorschriften)
› Umgang mit Durchgangsverkehr in Kernzonen und Wohngebieten (z.B. Umweltzonen, Durchfahrtsverbote)
› Sektorale Modalsplit-Vorgaben (nach Logistiksegmenten/Gütergruppen)
› Qualitätsorientierte Anreizsysteme (Bonus-Malus-Regelungen)
› Kontingentsregelungen für die Transportwirtschaft (für verschiedene Akteure)
› Kombinierte Regulierungen Strasse–Schiene (Push and Pull, z.B. Zertifikate für Verlader/Spedition für die Schienennutzung, wenn auf Strassentransporte verzichtet wird)
› Verschärfte Regulierung der Lieferwagen
› Anpassung der energiebezogenen Vorschriften
› Verstärktes Enforcement.
Die Auswahl der Massnahmen erfolgt mit Hilfe eines Prioritätsrasters. Die Auswirkungsanalyse folgt demselben Indikatorenraster wie für das bestehende Regulativ, aber quantitativ untermauert (insbesondere Kostenfolgen und verkehrliche Wirkungen (mit Verkehrsmodell, s.u.).
In einer zweiten Stufe werden einzelne Themen weiter vertieft. Vorgesehen sind fünf Fallstudien, die die gesamte Logistik- und Transportkette einbeziehen und segmentsspezifisch vertiefen für einzelne Regulierungsmassnahmen und allenfalls Sektoren (z.B. Stückgutlogistik, KEP-Transporte, Anlieferverkehr in Städten, kleiner Grenzverkehr, einzelne Wirtschaftsbranchen). Die Auswahl der Fallstudien erfolgt in Zusammenarbeit mit der Begleitgruppe und dem Expertenpool (s.u.). Dazu werden folgende Kriterien angewendet: Relevanz des Sektors bzw. Regulativs, Erkenntnispotenzial für die Evaluation des heutigen Regulativs bzw. neue Regulierungsmassnahmen, Forschungsstand, Anliegen der Begleitgruppe bzw. Expertenpool.
Schliesslich werden die verschiedenen Regulierungsinstrumente unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Fallbeispiele evaluiert anhand von allgemeinen Zweckmässigkeitskriterien (Effizienz, Effektivität, Beitrag zu verkehrspolitischen Zielen, Risiken/Chancen Transportsektor Schweiz, Akzeptanz). Daraus werden Folgerungen für die Verkehrsforschung resp. –politik abgeleitet.
Analysetools: Grundlagen/Interviews/Verkehrsmodell ARE
Die Auswirkungen werden auf Basis der eigenen Tools (z.B. IOT, Kosten, Verkehrsanalysen, Interviews (mit Experten s.u. und Akteuren) sowie mit dem Einsatz des Verkehrsmodells evaluiert.
Das Güterverkehrsmodell Schweiz berechnet die Güterverkehrsnachfrage und arbeitet dafür mit verschiedenen Softwareprogrammen (s. Dokumentation PTV 2008). Für die zu vertiefenden Massnahmen werden die durch die Regulierung beeinflussten Faktoren abgeschätzt, die Kosten- und Angebotsparameter (Input) im Modell verändert und die Verkehrsnachfrage, der Modalsplit und die Routenwahl neu berechnet. Der Output (Belastungen, Modalsplit, Transportleistungen, Auslastungsgrade etc.) mit und ohne Regulierungsmassnahmen ergibt direkte Hinweise auf die Wirkungen einer Regulierungsmassnahme. Das Modell wird gezielt für geeignete Massnahmen eingesetzt.
Einsatz Expertenpool mit Workshops
Die Begleitkommission ist im Ausschreibungstext genannt und umfasst insbesondere die verschiedenen Akteure der schweizerischen Transportwirtschaft. Wir erachten die Auswahl als zielführend. Ergänzend schlagen wir einen Vertreter des Swiss Shippers Council (Conrad Tobler) vor, um auch die Verladerschaft zu berücksichtigen. Zusätzlich setzen wir selbständig einen Expertenkreis für unser Projekt ein, der sich aus in- und ausländischen Experten und Kennern der Transportwirtschaft zusammensetzt. Der Expertenpool dient verschiedenen Zwecken: Zugang zu Wissen/Erfahrungen aus dem Ausland, Verifizierung von Wirkungsketten und Ergebnissen, Feedback zur Würdigung des Regulativs und Unterstützung bei Auswahl der zu vertiefenden Massnahmen/Fallstudien. Für den Diskurs sind bilaterale Kontakte sowie ein Workshop mit ausgewählten Experten vorgesehen