Projektziele Nester
Mit dem vorliegenden Projekt sollen bis Ende 2010 die zurzeit noch offenen Gesuche für Legenester mit der vorliegenden Prüfmethodik abgearbeitet werden. Zur Verbesserung der für die Nestakzeptanz entscheidenden Eigenschaften können im Rahmen der Dissertation von K. Stämpfli (Nr. 2.08.02) nur drei Nesteigenschaften untersucht werden. Deshalb soll in diesem Projekt als weiteres Nestkriterium die Ausrichtung der Nestbodenneigung angegangen werden. Auf Grund der Tatsachen, dass Legehennen ihrem abrollenden Ei oft zu folgen versuchen und in gewissen Nestern eine hohe Hennendichte herrscht, schliessen wir, dass Tiere eher gegen den Eiersammelkanal gedrückt werden und dabei ersticken, wenn der Eiersammelkanal hinten im Nest angebracht ist (Nestbodenneigung nach hinten), als wenn er sich vorne befindet (Nestbodenneigung nach vorne). Hennen ziehen aber unter Umständen ein Nest mit einer Neigung nach hinten vor, da bei dieser Neigungsrichtung eine geschütztere Situation entsteht und sich die Hennen während der Eiablage sicherer fühlen. Bei einer Nestbodenneigung nach vorne könnten dagegen die Tiere besser ausweichen, resp. das Nest einfacher verlassen.
Auf dem Markt werden auch Nester angeboten, bei welchen der Eiersammelkanal unterhalb des Nestes angebracht ist. Der Boden dieser Nester ist in zwei unterschiedlich hoch angebrachten Ebenen unterteilt, die sich beide zur Mitte des Nestes hin neigen. Dabei ist die hintere Ebene entweder höher angelegt als die vordere oder tiefer. Wir vermuten, dass die tiefere Nestbodenebene von den Hennen bevorzugt aufgesucht wird, weil sie etwas mehr Schutz bietet. Welche Konsequenzen die unterschiedliche Anordnung der Ebenen auf die Verteilung und die Bewegungen der Hennen im Nest hat, ist jedoch unklar. Zudem ist auch unklar ob die eher gemiedene Fläche noch voll als Nestfläche gelten kann. Auch für diesen Fall soll die Präferenz der Hennen und deren Verhalten untersucht werden.
Das Thema der Verbesserung der Unterscheidbarkeit der Nester soll in später folgenden Projekten aufgenommen werden. Dabei soll experimentell untersucht werden, ob durch optische Kennzeichnung des Nesteingangs, z.B. durch einfache grafische Symbole (z.B. @, O, J) die Unterscheid- und Wiedererkennbarkeit der Nester gesteigert werden kann. Zudem sollen die Ergebnisse aus dieser Untersuchung und aus früheren zur Farbgestaltung der Nester in Praxisställen überprüft werden.
Projektziele Sitzstangen
Mit Hilfe der Daten, die Myriam Harisberger bei 99 Schweizer Herden erhoben hat, können Aussagen über die Häufigkeit der Sitzstangentypen in der Schweiz gemacht werden (siehe Anhang Projekt 2.09.01). Ob der Typ Sitzstange einen Einfluss auf Fussballenveränderungen hat, wird im Schlachthof bei je 100 Füssen pro Herde untersucht. Von diesen Herden wird der Sitzstangentyp im Stall und das Haltungssystem registriert und nötigenfalls durch Stallbesuche überprüft. Damit kann festgestellt werden, ob bestimmte Sitzstangentypen mit mehr oder weniger Fussballenproblemen assoziiert sind (siehe Anhang Projekt 2.06.04). Die Schlachtherden werden auch auf Brustbeinveränderungen und –brüche untersucht und diese in Bezug mit verschiedenen Haltungsparametern (Bodenhaltung, Volierenhaltung, Hybrid, BTS/RAUS, Sitzstangentyp) analysiert. Mögliche kausale Zusammenhänge werden in zwei Experimenten in den Versuchsställen des Aviforums bei weissen und braunen Legehennen in Volieren- und Bodenhaltung untersucht. In Projekt 2.09.01 werden die Faktoren Hybrid/Elterntier, Volierensysteme, Sitzstangentypen und Vitamin D Zusatz untersucht.
Bis jetzt ist unklar, ob die verschiedenen Prävalenzen von Brustbeinveränderungen auf Grund unterschiedlicher Knochenqualitäten oder unterschiedlichen Absturzhäufigkeiten zu Stande kommen. Unbekannt ist sogar, ob überhaupt Abstürze für die Brüche verantwortlich sind und wo bzw. wie diese Abstürze auftreten. Daher ist es wichtig, die Bewegungen der Hennen im System und etwaige Abstürze zu untersuchen. Dies soll mit Direktbeobachtungen und Videoanalysen geschehen.
Damit ein Überblick zur Situation in Europa gewonnen werden kann, ist eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Arbeitsgruppen, welche sich mit dem Thema Brustbeinverkrümmungen beschäftigen, nötig. Deshalb wird in Zusammenarbeit mit V. Sandilands (Avian Science Research Centre, Scottish Agricultural College, Edinburgh, UK) ein Workshop anlässlich des ISAE Kongresses im Sommer 2010 organisiert. In diesem Workshop sollen die Prävalenzen von Brustbeinverkrümmungen in verschiedenen Ländern zusammengefasst werden und ein Überblick über die Forschung auf diesem Gebiet gegeben werden (siehe Anhang „Workshop“).