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Forschungsstelle
BASPO
Projektnummer
01-017
Projekttitel
Körperkonzept von Spitzensportlerinnen

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Körperkonzept
Spitzensportlerinnen
Sport
Selbstwert
Perfektionismus
Hochleistungssport
Frauen
Kurzbeschreibung
(Deutsch)
In den letzten Jahren stieg die Zahl der Frauen, die auf hohem Niveau Leistungssport betreiben, kontinuierlich an. Parallel zu dieser Entwicklung ist ein Symptomkomplex zunehmend aufgetreten, der aus gestörtem Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose besteht. Dieses Syndrom wird unter dem Namen "Female Athlete Triad" beschrieben und zunehmend vor allem aus medizinischer Sicht untersucht. Dabei ist die beginnende oder bereits manifeste Essstörung das für die Diagnostik und die Intervention schwierigste Problem.

Ausserhalb des Sports wird mit Hilfe von Fragebogen zum Körperkonzept und zu Ernährungs- und gewichtsbezogenen Einstellung und Verhaltensweisen versucht, Essstörungen frühzeitig zu erkennen. Die Normen dieser Fragebogen (z.B. FKKS, Deusinger, 1998) sind jedoch nicht sportspezifisch und insbesondere für Spitzensportlerinnen nicht überprüft. Eine korrekte Beurteilung des Essverhaltens oder des Körperkonzepts ist in dieser Population also eher problematisch. Es stellt sich die Frage, wo die Grenze zwischen einem durch den Leistungssport bedingten, ausgeprägterem Körperbewusstsein und entsprechendem Essverhalten (funktionelle Norm) und einer pathologischen Ausprägung in Richtung Essstörung liegt.
Projektziele
(Deutsch)
Konzeptuelle Entwicklung der Instrumente, Kontakte mit anderen Fachstellen und der Lizenziandin, Durchführen der Datenerhebung mit der Population der Spitzensportlerinnen. Erste Überprüfung von Normwerten. Verfassen eines Abschlussberichts.
Abstract
(Deutsch)
Körperkonzept von Schweizer Spitzensportlerinnen
Einleitung
Untersuchungen zeigen einen generellen Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und Körperkonzept auf (z.B. Sonstroem & Morgan, 1989; Alfermann, Lampert, Stoll, & Wagner-Stoll, 1993). Die Bedeutung des Körperkonzepts im Spitzensport, wo der Körper eine
instrumentelle und in vielen Sportarten auch eine repräsentative Funktion besitzt, ist hingegen kaum bekannt. Ebenfalls unklar ist die Bedeutung des Körperkonzepts für die Ausprägung des Selbstwerts, welchem im Hochleistungssport eine wichtige Rolle bei der optimalen Leistungserbringung zukommt.
In der vorliegenden Studie interessierte, ob Spitzensportlerinnen grundsätzlich ein anderes Körperkonzept aufweisen als Freizeitsportlerinnen und in welchen Dimensionen allfällige Unterschiede auftreten. Weiter sollte geprüft werden, ob sich hinsichtlich des Körperkonzepts innerhalb der Spitzensportlerinnen Unterschiede nachweisen liessen.
Ausserdem wurde überprüft, inwiefern die Ausprägung des Körperkonzepts den Selbstwert beeinflusst. Als weiterer möglicher Einflussfaktor auf Körperkonzept und Selbstwert wurde der Perfektionismus erfasst.
Methode
Untersucht wurden 161 deutschsprachige Athletinnen der höchsten Kaderstufe aus 11 Schweizer Sportverbänden. Die Befragung erfolgte postalisch mittels Fragebogen. Zur Anwendung kamen die Freiburger Körperkonzeptskalen (Deusinger, 1998), die deutsche Übersetzung der Rosenberg Selbstwertskala (Rosenberg, 1965; Ferring & Filipp, 1996), sowie die Frost-Perfektionismus-Skala (Frost et al., 1990; Stöber, 1998). Die Daten der Spitzensportlerinnen wurden mit Daten aus einer Paralleluntersuchung, bestehend aus 190 Freizeitsportlerinnen verglichen.
Ergebnisse
Spitzensportlerinnen wiesen im Vergleich mit den Freizeitsportlerinnen ein signifikant besseres Gesamtkörperkonzept auf (p<0.05). Der Vergleich von Subgruppen innerhalb des Kollektivs der Spitzensportlerinnen zeigte nur auf den Skalen "Gesundheit und körperliches Befinden" sowie "dissimilatorische Körperprozesse" signifikante Unterschiede, jedoch nicht bezüglich des Gesamtkörperkonzepts. Aufgrund einer subjektiven Bewertung des eigenen Körpergewichts, welche ein Mass für die Zufriedenheit mit dem Körpergewicht ist, wurden die Athletinnen in Extremgruppen aufgeteilt und bezüglich des Körperkonzepts verglichen. Es zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich des Gesamtkörperkonzeptes.
Spitzensportlerinnen wiesen gegenüber Freizeitsportlerinnen einen erhöhten Selbstwert auf. Innerhalb der Spitzensportlerinnen zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen dem Selbstwert und der Ausprägung des Gesamtkörperkonzepts (r=0.7). Bezüglich des Perfektionismus ergab sich zwischen dem Gesamtkörperkonzept sowie der Subskala "Sorgen über Fehler und Zweifel" ein mittlerer negativer Zusammenhang (r=-0.52), ausserdem zeichneten sich die Spitzensportlerinnen im Vergleich zu den Freizeitsportlerinnen durch höhere persönliche Standards aus.

Diskussion
Der Unterschied im Gesamtkörperkonzept von Spitzen- und Freizeitsportlerinnen gibt Anlass zur Vermutung, dass der Umfang sportlicher Aktivität eine positive Auswirkung auf das Gesamtkörperkonzept hat.
Innerhalb der Stichprobe der Spitzensportlerinnen scheint die Ausübung einer bestimmten Sportart die Ausprägung des Körperkonzepts nicht wesentlich zu beeinflussen. Athletinnen, welche mit ihrem Körpergewicht zufrieden waren, wiesen im Vergleich mit unzufriedenen sowohl eine höhere Selbstakzeptanz, als auch positivere Einstellungen und Bewertungen zur körperlichen Erscheinung auf. Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass kognitive Bewertungen wie die Einschätzung des eigenen Körpergewichts, (welche durch das Umfeld einer Sportlerin mitgeprägt werden), das Körperkonzept entscheidend beeinflussen.
Die Ausprägung des Körperkonzepts hat einen starken Einfluss auf den Selbstwert. Da angenommen werden kann, dass ein guter Selbstwert entscheidend ist für eine optimale Leistungserbringung, ist ein positives Körperkonzept bei Spitzensportlerinnen eine Notwendigkeit. Die Ergebnisse der Perfektionismusskala weisen ausserdem darauf hin, dass eine gewisse Anspruchshaltung bezüglich von der Athletin selber verursachter Fehler besteht. Diese Anspruchshaltung hat ebenfalls einen Einfluss auf das Körperkonzept.
Literatur
Alfermann, D.; Lampert, T.; Stoll, O. & Wagner-Stoll, P. (1993). Auswirkungen des Sporttreibens auf Selbstkonzept und Wohlbefinden. Ergebnisse eines Feldexperiments. Sportpsychologie, 7 (2), 21-27.
Deusinger, I.M. (1998). Die Frankfurter Körperkonzeptskalen (FKKS). Göttingen: Hogrefe.
Ferring, D., & Filipp, S.-H. (1996). Messung des Selbstwertgefühls: Befunde zur Reliabilität, Validität und Stabilität der Rosenberg-Skala. Diagnostica, 42, 284-292.
Frost, R.O., Marten, P.A., Lahart, C. & Rosenblate, R. (1990). The dimensions of perfectionism. Cognitive Therapy and Research, 14, 449-468.
Rosenberg, M. (1965). Society and the adolescent self-image. Princeton, N.J. : Princeton University Press.
Sonstroem, R.J. & Morgan, W.P. (1989). Excercise and self-esteem: Rationale and model. Medicine and Science in Sports and Exercise, 2, 329-337.
Stöber, J. (1998). The Frost multidimensional perfectionism scale revisited: More perfect with four (instead of six) dimensions. Personality and. Individual Differences, 24, 481-491.





Körperkonzept und Selbstwert von Schweizer Spitzensportlerinnen
Andrea Binggeli, Roland Seiler & Dani Birrer
Schlüsselwörter: Körperkonzept, Selbstwert, Perfektionismus, Hochleistungssport, Frauen
Einleitung
Diverse Untersuchungen zeigen einen generellen Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und Körperkonzept auf (z.B. Alfermann, Lampert, Stoll, & Wagner-Stoll, 1993). Es wird davon ausgegangen, dass sich das Selbstkonzept, das unter anderem das Körperkonzept beinhaltet, als Folge spezifischer Erfahrungen ausdifferenziert und entwickelt (Sonstroem & Morgan, 1989). Der Körper weist im Spitzensport der Frauen nicht nur eine besondere instrumentelle, sondern in vielen Sportarten auch eine selbstpräsentative Funktion auf. Ein spitzensportliches Engagement müsste somit zu spezifischen Ausprägungen des Körperkonzepts führen. Diese Ausprägung nimmt nach Sonstroem und Morgan (1989) aufgrund ihres evaluativen Charakters entscheidenden Einfluss auf den Selbstwert, welchem im Hochleistungssport eine wichtige Rolle bei der optimalen Leistungserbringung zukommt. Perfektionismus ist zudem ein weiterer möglicher Einflussfaktor auf Körperkonzept und Selbstwert.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob Spitzensportlerinnen grundsätzlich ein anderes Körperkonzept aufweisen als Freizeitsportlerinnen und in welchen Dimensionen allfällige Unterschiede auftreten. Weiter sollte geprüft werden, ob sich hinsichtlich des Körperkonzepts innerhalb der Spitzensportlerinnen Unterschiede nachweisen liessen. Zudem interessierte der Zusammenhang zwischen Perfektionismus bzw. Körperkonzept und Selbstwert.
Methode
Die untersuchte Stichprobe umfasste insgesamt 161 (R=85%) deutschsprachige Athletinnen der höchsten Kaderstufe aus 11 Schweizer Sportverbänden. Die Befragung erfolgte postalisch mittels Fragebogen. Zur Anwendung kamen die Freiburger Körperkonzeptskalen (Deusinger, 1998), die deutsche Übersetzung der Rosenberg Selbstwertskala (Rosenberg, 1965; Ferring & Filipp, 1996), sowie die Frost-Perfektionismus-Skala (Frost et al., 1990; Stöber, 1998). Die Daten der Spitzensportlerinnen (Altersspanne von 14 bis 35 Jahren, Mittelwert 21.6 ± 4.9 Jahre) wurden mit Daten aus einer Paralleluntersuchung, bestehend aus 190 Freizeitsportlerinnen zwischen 15 und 38 Jahren (Mittelwert 26.1± 4.9 Jahre), verglichen.
Ergebnisse
Spitzensportlerinnen wiesen im Vergleich mit den Freizeitsportlerinnen ein signifikant besseres Gesamtkörperkonzept auf (p<0.05). Die Gesundheit sowie der Grad des körperlichen Wohlbefindens wurden von den Spitzensportlerinnen positiver und der Körper als funktionsfähiger eingeschätzt. Körperlich fühlten sich die Sportlerinnen deutlich effizienter, die körperliche Erscheinung (u.a. Figur, Gewicht) wurde positiver bewertet.
Der Vergleich von Subgruppen innerhalb des Kollektivs der Spitzensportlerinnen (u.a. Ausdauer und Ästhetik) zeigte nur auf den Skalen "Gesundheit und körperliches Befinden" sowie "dissimilatorische Körperprozesse" signifikante Unterschiede, nicht aber bezüglich des Gesamtkörperkonzepts. Aufgrund einer subjektiven Bewertung des eigenen Körpergewichts, welche als ein Mass für die Zufriedenheit mit dem Körpergewicht betrachtet werden kann, wurden Extremgruppen gebildet. Mit dem Körpergewicht zufriedene Athletinnen wiesen signifikant positivere Werte auf den Skalen "Selbstakzeptanz des Körpers" und "Aspekte der körperlichen Erscheinung", sowie im Gesamtkörperkonzept auf.
Der Selbstwert der Spitzensportlerinnen war gegenüber den Freizeitsportlerinnen erhöht. Innerhalb der Spitzensportlerinnen zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen dem Selbstwert und der Ausprägung des Gesamtkörperkonzepts (r=.7). Bezüglich des Perfektionismus ergab sich zwischen dem Gesamtkörperkonzept sowie der Subskala "Sorgen über Fehler und Zweifel" ein mittlerer negativer Zusammenhang (r=-.52), ausserdem zeichneten sich die Spitzensportlerinnen im Vergleich zu den Freizeitsportlerinnen durch höhere persönliche Standards aus.
Diskussion
Das signifikant höhere Gesamtkörperkonzept der Spitzensportlerinnen im Vergleich zu den Freizeitsportlerinnen legt die Vermutung nahe, dass die spitzensportliche Aktivität eine positive Auswirkung auf das Gesamtkörperkonzept hat. Die Spitzenathletinnen schreiben sich erwartungsgemäss eine grössere körperliche Effizienz zu und verfügen über eine bessere Selbstakzeptanz dem eigenen Körper gegenüber. Zudem haben sie ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein, welches sich durch ein entsprechendes Gesundheitsverhalten äussert.
Die Ausübung einer bestimmten Sportart scheint die Ausprägung des Gesamtkörperkonzepts nicht wesentlich zu beeinflussen. Athletinnen, welche mit ihrem Körpergewicht zufrieden waren, wiesen im Vergleich mit unzufriedenen sowohl eine höhere Selbstakzeptanz, als auch positivere Einstellungen und Bewertungen zur körperlichen Erscheinung auf. Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass kognitive Bewertungen wie die Einschätzung des eigenen Körpergewichts, welche durch das Umfeld einer Sportlerin mitgeprägt werden, das Körperkonzept entscheidend beeinflussen.
Das Körperkonzept ist im erwarteten Ausmass mit dem Selbstwert assoziiert. Durch die Annahme, ein guter Selbstwert sei entscheidend für eine optimale Leistungserbringung, ist ein positives Körperkonzept bei Spitzensportlerinnen eine Notwendigkeit. Die Ergebnisse der Perfektionismusskala weisen ausserdem auf eine gewisse Anspruchshaltung bezüglich eigener Fehler der Athletinnen hin, was ebenfalls Einfluss auf das Körperkonzept haben kann.
Literatur
Alfermann, D., Lampert, T., Stoll, O. & Wagner-Stoll, P. (1993). Auswirkungen des Sporttreibens auf Selbstkonzept und Wohlbefinden. Ergebnisse eines Feldexperiments. Sportpsychologie, 7 (2), 21-27.
Deusinger, I.M. (1998). Die Frankfurter Körperkonzeptskalen (FKKS). Göttingen: Hogrefe.
Ferring, D., & Filipp, S.-H. (1996). Messung des Selbstwertgefühls: Befunde zur Reliabilität, Validität und Stabilität der Rosenberg-Skala. Diagnostica, 42, 284-292.
Frost, R.O., Marten, P.A., Lahart, C. & Rosenblate, R. (1990). The dimensions of perfectionism. Cognitive Therapy and Research, 14, 449-468.
Rosenberg, M. (1965). Society and the adolescent self-image. Princeton, N.J.: Princeton University Press.
Sonstroem, R.J. & Morgan, W.P. (1989). Exercise and self-esteem: Rationale and model. Medicine and Science in Sports and Exercise, 2, 329-337.
Stöber, J. (1998). The Frost multidimensional perfectionism scale revisited: More perfect with four (instead of six) dimensions. Personality and. Individual Differences, 24, 481-491.