Die derzeitigen Standards konventioneller Haltungsbedingungen für Labormäuse werden nicht allen verhaltensbedingten und physiologischen Bedürfnissen der Tiere gerecht, was zu chronischem Stress führen und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere gefährden kann. In einer vorgängigen Untersuchung (Publikation in Vorbereitung) mit dem Ziel, die Minimalanforderungen für die Haltung von Mäusen aus ethologischer Sicht zu beurteilen, konnte gezeigt werden, dass Mäuse kommerzielle Unterschlüpfe (z.B. das Maus House) kaum nutzen und den grössten Teil ihrer inaktiven Zeit unterirdisch in der Tiefstreu verbringen. Die stark ausgeprägte Präferenz für Tiefstreu deutet darauf hin, dass diese Ressource wichtige Bedürfnisse von Mäusen befriedigen kann und deshalb einen positiven Einfluss auf das Tierwohl von Labormäusen haben kann. Mit dieser Proof-of-Principle-Studie soll deshalb nun untersucht werden, ob die Haltung von Mäusen mit Tiefstreu im Vergleich mit Mäusen in Standard-Haltungsbedingungen verschiedene Dimensionen des Wohlergehens (arttypisches Verhalten, affektiver Zustand, physiologische Marker für psychologischen Stress und Kältestress) verbessert. Studien zum Effekt eines Tiefstreubereichs auf das Wohlergehen von Mäusen gibt es bisher nicht. Da Mäuse die häufigsten Versuchstiere sind und ein beeinträchtigtes Wohlergehen der Tiere die Validität der auf ihnen basierenden Forschung gefährdet, kann ein adäquater Unterschlupf einen enormen Einfluss sowohl auf das Wohlergehen der Tiere als auch auf die Qualität der Forschung haben.
