Die biologische Reinigung einer Abwasserreinigungsanlage (ARA) ist ein technisches Ökosystem zur Entfernung von Schadstoffen im Abwasser, das unter anderem aus einer komplexen mikrobiellen Gemeinschaft besteht. Eine gut funktionierende und etablierte mikrobielle Gemeinschaft in der biologischen Reinigung ist essentiell für die stabile Prozessleistung einer ARA. Das Mikrobiom der biologischen Reinigung unterliegt jedoch einem ständigen Wandel, der auf die Dynamik der Abwasserzusammensetzung, die mikrobielle Konkurrenz, saisonal wechselnde Umweltparameter und den Betrieb der biologischen Reinigung zurückzuführen ist. Die induzierten Veränderungen in der mikrobiellen Gemeinschaft führen nicht zwangsläufig zu Prozessstörungen oder Leistungseinbrüchen. Wenn jedoch die Grundstabilität des Mikrobioms gestört ist, d. h. eine essentielle, funktionelle Gilde fehlt, oder nicht die erwartete Leistung erbringt, kann sich dies negativ auf die gesamte Gemeinschaft auswirken. Dies kann letztlich zu Prozessstörungen wie z.B. Nitritakkumulation, Schwimmschlamm oder N2O-Emissionen führen und längere Phasen mit unzureichender Anlagenleistung auslösen.
Manchmal sind die Auslöser für Instabilitäten der biologischen Prozesse unklar. Zudem werden Betriebsprobleme erst erkannt, nachdem die ursächlichen biologischen Veränderungen bereits eingetreten sind. Beim aktuellen Stand der Technik werden hauptsächlich verfahrenstechnische Erfahrungswerte und umwelttechnische Prinzipien als Grundlage für die Planung und den Betrieb biologischer Prozesse angewendet. Dabei wird auf ein stark simplifiziertes Modell einzelner mikrobiologischer Gruppen zurückgegriffen. Mikrobiome auf Kläranlagen sind jedoch hochkomplex. Es fehlen praxistaugliche Analysemethoden um den ARA-Betreiber:innen zu ermöglichen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und ihnen proaktiv entgegenzuwirken. Durch eine wöchentlichen DNA-Sequenzierung des Mikrobioms von Belebtschlamm wird im vorliegenden Projekt aufgezeigt, wie Prozessinstabilitäten frühzeitig erkannt werden und darauf betriebstechnisch sinnvoll reagiert werden kann.
Das Projekt wurde aufgrund des Beitragsgesuchs vom 08.11.2022 (Beilage 1) an der Sitzung der Koko UT vom 29.11.2022 (Mail zum Entscheid: Beilage 2) genehmigt.