Der atmosphärische Wasserdampfgehalt hat einen grossen Einfluss auf klimatische und meteorologische Vorgänge. Zwar schätzt der IPCC (AR6, 2021) den Anteil der Veränderung des stratosphärischen Wasserdampfs an der gesamten anthropogenen Klimaerwärmung seit 1750 auf nur ca. 2 %. Jedoch haben bereits kleine Veränderungen im stratosphärischen Wasserdampf (100 parts per billion by volume (ppbv) pro Dekade) nachweislich einen signifikanten Einfluss auf die globale Erwärmung und die Regeneration der stratosphärischen Ozonschicht.
Das Verständnis der Mechanismen der Eiskeimbildung und anderer mikrophysikalischer Prozesse in Wolken erfordert eine Genauigkeit von deutlich besser als 10%. Numerische Wettervorhersagemodelle erfordern ebenfalls Daten mit dieser Genauigkeit, um Wolken- und diabatische Prozesse zuverlässig zu erfassen. Internationale Organisationen wie das Global Climate Observing System (GCOS) und die Commission for Instruments and Methods of Observation (CIMO) haben daher Zielvorgaben von höchstens 4-5 % Unsicherheit bei der Messung des Wassergehaltes in der Troposphäre und Stratosphäre festgelegt.
Die ballongetragene Taupunktspiegel-Hygrometrie ist eine Messtechnik mit dem Potenzial, diese Zielvorgabe von 4-5 % Unsicherheit vom Boden bis zur mittleren Stratosphäre mit hoher vertikaler Auflösung, grosser Langzeitstabilität und erschwinglichen Kosten zu erreichen. Messungen mit ballongetragenen Taupunktspiegel-Hygrometern haben jedoch auch eine Reihe von Mängeln offenbart, wie z. B. Instabilitäten der elektronischen Steuerung. Darüber hinaus setzten ballongetragene Taupunktspiegel-Hygrometer der Referenzklasse, also das Cryogenic Frost Point Hygrometer (CFH) des US National Center for Atmospheric Research (NCAR) und das Frost Point Hygrometer (FPH) der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), auf R23 (Trifluormethan) als Kryogen. Die Nutzung von R23, wurde jedoch im Rahmen des Kigali-Zusatzes des Montrealer Protokolls eingeschränkt, da es ein extremes Treibhausgaspotenzial aufweist. Dies könnte zukünftige Messungen mit CFH- oder FPH-Instrumenten verunmöglichen. Einzelne meteorologische Institutionen, wie das Meteorologische Observatorium in Lindenberg (D), planen bereits den Einsatz dieser Messgeräte bis Ende 2022 einzustellen. Mögliche alternative Messverfahren basieren entweder auf elektrischer Kühlung oder auf dem Einsatz von weniger umweltschädlichen Kühlmitteln.
An der ETH Zürich wurde der Prototyp eines Peltier-gekühlten ballongetragenen Frostpunkthygrometers (PCFH) entwickelt, welcher aufgrund der elektrischen Kühlung ohne R23 auskommt. Dieser Prototyp soll im vorliegenden Projekt zu einem Seriengerät weiterentwickelt werden, um der wissenschaftlichen Gemeinschaft ein zukunftssicheres Instrument zur Messung des atmosphärischen Wasserdampfes zur Verfügung stellen zu können.
Das Projekt wurde aufgrund des Beitragsgesuchs vom 31.03.2022 an der Sitzung der Koko UT vom 08.06.2022 genehmigt.