Der Bundesrat hat am 27. Januar 2021 die neue langfristige Klimastrategie der Schweiz verabschiedet, wonach die Schweiz bis 2050 Netto keine Treibhausgase mehr ausstossen soll. Gemäss Treibhausgasinventar 2019 stammen 4.6% der Schweizer CO2-Emissionen aus Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) und es ist davon auszugehen, dass bis 2050 weiterhin Siedlungsabfälle anfallen werden, welche thermisch entsorgt werden müssen. Mit dem Einsatz der Carbon-Capture and Storage-Technologie (CCS), bzw. Carbon-Capture and Utilization (CCU), könnten die KVA ihre CO2-Emissionen stark senken. Durch den biogenen Anteil des Siedlungsabfalls ist sogar das Erzielen von negativen Emissionen möglich. Es gibt zurzeit jedoch noch keinen Stand der Technik für den Einsatz von CCS in thermischen Abfallverwertungsanlagen. Obschon CCS-Prozesse bereits seit vielen Jahren in der Erdgas- und Erdölindustrie eingesetzt werden, sind die Anforderungen an den Prozess bei der thermischen Verwertung von Abfällen bezüglich Immissionen, Emissionen und auch die Technologie selbst sehr unterschiedlich. Erste Pilotanlagen für CCS im Zusammenhang mit thermischen Abfallverwertungsanlagen sind in Norwegen und Holland in Betrieb bzw. werden getestet. Gespräche mit dem KVA-Betreiber vor Ort haben gezeigt, dass es noch offene Fragen zur Schnittstelle KVA, aber auch zum Betrieb der CCS-Anlage gibt, die in den nächsten Jahren im Detail geklärt werden müssen. Aufgrund dieser bestehenden Unklarheiten bezüglich der Einbindung der CCS-Technik in eine KVA, hat sich die Stiftung Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung (ZAR) in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband KVA Linth, dem Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA) und dem Zweckverband Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO) dazu entschlossen ein CO2-Kompetenzzentrum aufzubauen, welches sich diesen offenen Fragen annehmen soll.
Inhalt des vorliegenden Projekts ist der Aufbau dieses CO2-Kompetenzzentrums und die Vorprojektierung einer CCS-Anlage in der KVA-Linth, bei der auch Aspekte einer optimalen Rauchgasreinigung und Maximierung der Netto-Energie-Effizienz, untersucht werden. Dies entspricht auch den Zielen einer soeben zwischen dem UVEK und dem VBSA unterzeichneten Vereinbarung wo sich die KVA-Betreiber dazu verpflichten, bis 2030 mindestens eine Anlage zur CO2-Abscheidung in Betrieb zu nehmen mit einer minimalen Kapazität von jährlich 100‘000 Tonnen CO2.
Seit dem 1. Dezember 2021 läuft zudem das Pilotprojekt DemoUpCARMA (Demonstration and Upscaling of CARbon dioxide MAnagement solutions for a net-zero Switzerland) unter der Leitung der ETH Zürich (finanziert und unterstützt durch Bundesamt für Umwelt und Bundesamt für Energie). Es hat zum Ziel, für zwei Pfade zur Erzeugung negativer Emissionen aufzuzeigen, wie sich diese umsetzen und hochskalieren lassen:
- Nutzung und permanente Speicherung von CO2 in neuem und recycliertem Beton in der Schweiz mittels eines neuen Verfahrens.
- Transport und permanente Speicherung von CO2 in einem geologischen Reservoir im Ausland.
Damit es zu keinen Doppelspurigkeiten zwischen den beiden Projekten kommt, werden sich die Projektteams während der gesamten Projektdauer regelmässig austauschen.
Das Projekt wurde aufgrund des Beitragsgesuchs vom 29.09.2021 an der Sitzung der Koko UT vom 24.11.2021 genehmigt.