Das Bergell hat sich dazu entschieden zu sondieren, welches Potenzial die energetische Nutzung der örtlich anfallenden Biomasse mit derzeit verfügbaren Technologien hat. Dabei ist die Gemeinde bereit in eine Art Vorreiterrolle zu treten und eine Pilotanlage zu erwägen, sofern ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Als Vision wurde die Erzeugung von grünem Treibstoff/Wasserstoff definiert. Über dieses Zielbild hinaus wurden aber auch konventionelle Technologien evaluiert, um das Biomassevorkommen energetisch zu nutzen.
Hier hat sich gezeigt, dass es grundsätzlich 2 Wege gibt um die Biomasse zumindest teilweise zuverwerten:
- Konventioneller Weg: Einsatz konventioneller Technologien wie Hackschnitzelheizung oder Blockheizkraftwerk, um zumindest Teile der Biomasse, vor allem aber die Hackschnitzel zu verwerten. Hierbei würden in erster Linie Wärme und Strom erzeugt.
- Innovativer Weg: Erzeugung von Wasserstoff aus heterogener Biomasse mittels BlueFlux Anlage samt Wärme und Dünger als Bei-produkte.
Obwohl das Thema der alternativen Energie aus Biomasse aktuell sehr präsent ist und auch wieder vermehrt in die Erforschung solcher Technologien investiert wird, so ist das derzeitige Angebot an marktfähigen Anlagen mit relativ geringer Biomasse-Mengen sehr überschaubar. Dies liegt zum einen daran, dass viele Verfahren und Technologien technisch und/oder wirtschaftlich nur in sehr großem Maßstab funktionieren und dass sich vielversprechende Verfahren und Technologien noch im Forschungsstadium befinden.
Eine Ausnahme bildet dabei das Unternehmen BlueFlux Energy, das mit seinen Anlagen auf Pyrolyse/Hydrolyse Basis schon sehr kleine Anlagen zur Marktreife gebracht hat. Diese Anlage ist darüber hinaus in der Lage sehr heterogene Biomasse zu verarbeiten, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage stark erhöht. Ein weiterer positiver Effekt dabei ist, dass die heute ungenutzte Biomasse wie Grünzeug, Küchenabfälle und Kastanienlaub und Schalen in der heutigen Abfallwirtschaft bezüglich Entsorgung kritisch beziehungsweise problematisch sind. Die BlueFlux Anlage stellt hier eine attraktive Lösung dar aus diesen Abfällen wertvolle Energie zu erzeugen.
So kann herausgestrichen werden, dass eine Pilotanlage dieser dezentralen, kompakten Anlage ein Best-Case Beispiel für andere ländliche Gegenden in der Schweiz sein kann. So könnte in Zukunft flächendeckend grüne Energie dezentral erzeugt werden und auch ein positiver Effekt für die Abfallwirtschaft und Reduktion von Transportwegen erzielt werden.
Die genaue Auswertung der Ist-Situation hat aber auch gezeigt, dass die Kombination mit konventionellen Anlagen sinnstiftend sein kann, so zum Beispiel mit dem Betrieb eines BHKW aus Klärgas, da dieses derzeit nicht vollständig genutzt wird und auch in der BlueFlux Anlage nicht verwertet werden könnte. Daher stellt der Bericht ausgewählte Anlagen vor, welche die vor Ort verfügbare Biomasse energetisch verwerten könnten und entsprechend der Größe skaliert werden können. Dabei ist explizit festzuhalten, dass dabei eine Kombination mehrerer Klein(st)anlagen ebenso sinnvoll sein kann.
Für die Vision der Erzeugung von grünem Wasserstoff aus lokaler Biomasse konnte aber nur eine marktreife Anlage identifiziert werden, die in entsprechend geringer Größe umsetzbar wäre.
Hierfür wurden Möglichkeiten des Wasserstoffvertriebs (direkt und indirekt) aufgezeigt, marktreife Fahrzeuge aufgelistet und auch die Nutzung der Systemabwärme aufgezeigt. Konkret wurde ein Kapitel zur Fernwärme ausgearbeitet, sowie die Nutzung dieser Fernwärme außerhalb der Heizsaison eruiert.
Konkret empfehlen wir als Schlussfolgerung aus der Studie:
1. Start der nächsten Projektphase gemäß Projektskizze zur konkreten Anlagenplanung einer BlueFux Pilotanlage im Bergell
2. Die Errichtung einer Fernwärmeleitung zur Nutzung der Prozesswärme samt «Sommernutzungskonzept»
3. Die strategische Entscheidung zum Vertrieb des Wasserstoffs direkt oder indirekt im Bergell
4. Eine Flottenanalyse für öffentliche Fahrzeuge und Kooperationsgespräche mit lokalen Flottenbetreibern und der Post bzgl. Postauto-Verkehren samt Umstiegsplan zur Migration auf H2 Mobilität im Bergell (Umrüstung vs. Neuanschaffung).
5. Die Erhebung mit lokalen Bauern bzgl. der Bereitschaft zur Kooperation für ein BHKW «Soft» kombiniert mit verfügbarem Klärgas