Modellgestützte Energieszenarien sind prädestiniert dafür, Entscheidungsfindungsprozesse die mit erheblichen Unsicherheiten verbunden sind, zu unterstützen, indem sie verschiedene Optionen bewerten und die damit verbundenen Konsequenzen aufzeigen. Doch obwohl die Energiewende von verschiedenen Akteursgruppen langfristige und ressourcenintensive Entscheidungen mit geringen Fehlermargen verlangt, gibt es kaum empirische Belege dafür, ob und wie Energieszenarien solche Entscheidungsprozesse aktuell unterstützen. Dies wird häufig auf die Komplexität von modellgestützten Energieszenarien und deren unzureichende Berücksichtigung von Nutzerbedürfnissen zurückgeführt. Szenario-Ersteller:innen haben vor allem Anreize die wissenschaftliche Qualität ihrer Arbeit zu verbessern und sind oft nicht in der Lage, mit potenziellen Nutzer:innen in Kontakt zu treten. Entscheidungsträger:innen hingegen sind sich der Vielfalt an öffentlich verfügbaren Energieszenarien oftmals nicht bewusst oder es fehlt ihnen an Erfahrung in der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dieses transdisziplinäre Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Kluft zwischen Szenario-Ersteller:innen und -Nutzer:innen zu überbrücken, indem eine ganzheitliche empirische Bewertung der Faktoren durchgeführt wird, welche die wahrgenommene Glaubwürdigkeit, Legitimität und Bedeutung von Energieszenarien beeinflussen. Die Perspektive der Szenario-Ersteller:innen wird durch die verschiedenen Modellierungsgemeinschaften an den verschiedenen Schweizer Forschungsinstitutionen vertreten. Die Perspektive der Entscheidungsträger:innen soll ein breites Spektrum von Akteuren umfassen, wie z.B. Vertreter:innen von Versorgungsunternehmen, Stadtplaner:innen, Politiker:innen oder Investor:innen, die die Transformation des Energiesystems sowohl gestalten als auch davon betroffen sind. Ziel ist es, praktikable und skalierbare Wege zu finden, um die Sichtbarkeit und Nutzbarkeit von Energieszenarien zu verbessern und so die Energiewende durch robuste, integrative und evidenzbasierte Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Dazu ist ein empirisch fundiertes Verständnis darüber erforderlich, wie und warum Entscheidungsträger:innen Energieszenarien auswählen (oder ignorieren), interpretieren (oder misinterpretieren) und nutzen (oder ausnutzen).