ServicenavigationHauptnavigationTrailKarteikarten


Forschungsstelle
BAFU
Projektnummer
00.5081.PZ / 70EE7186C
Projekttitel
Evaluation der kantonalen Bodenkartierungen

Texte zu diesem Projekt

 DeutschFranzösischItalienischEnglisch
Schlüsselwörter
Anzeigen
-
-
-
Kurzbeschreibung
Anzeigen
-
-
-
Untersuchte staatliche Massnahme
Anzeigen
-
-
-
Gesetzliche Grundlage der Wirksamkeitsüberprüfung
Anzeigen
-
-
-
Bezug zu den politischen Schwerpunkten des Bundesrates
Anzeigen
-
-
-
Executive summary/ Handlungsempfehlung
Anzeigen
-
-
-

Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Bodenkartierung
Kantonale Erfahrungen
Schweizweite Bodenkartierung
Bundesamt für Umwelt
Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Boden ist eine knappe, nicht erneuerbare Ressource, die der Mensch innert kurzer Frist zerstören kann. Dem Bund fehlte bis vor kurzem eine nationale Bodenpolitik zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung des Bodens. Mit der Verabschiedung der Bodenstrategie Schweiz am 8. Mai 2020 durch den Bundesrat wurde diese Lücke auf der strategischen und konzeptionellen Ebene geschlossen. Die übergeordnete Zielsetzung der Strategie ist es, den Bodenverbrauch basierend auf einer Gesamtsicht zu lenken. Damit der Bodenverbrauch in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung gesteuert werden kann, müssen die nötigen Bodeninformationen vorliegen. Allerdings sind bisher nur für einen Bruchteil der Böden verlässliche Bodeninformationen vorhanden.

Vor diesem Hintergrund beauftragte der Bundesrat am 8. Mai 2020 die Bundesverwaltung, bis Ende 2021 ein Konzept für eine schweizweite Bodenkartierung zu erarbeiten und dem Bundesrat zum Entscheid zu unterbreiten. Im Hinblick auf das zu erarbeitende Konzept liess das Bundesamt für Umwelt (BAFU) die aktuelle Situation im Bereich der Bodenkartierung in den Kantonen durch die Firma Interface Politikstudien Forschung Beratung zusammentragen und einordnen. Die Erfahrungen in den Kantonen sollen damit für das Konzept der schweizweiten Bodenkartierung nutzbar gemacht werden.

Untersuchte staatliche Massnahme
(Deutsch)
Kantonale Bodenkartierungen
Gesetzliche Grundlage der Wirksamkeitsüberprüfung
(Deutsch)
Art. 170 der Bundesverfassung
Bezug zu den politischen Schwerpunkten des Bundesrates
(Deutsch)
Legislaturplanung 2019-2023, Ziel 16: Die Schweiz nutzt Boden und natürliche Ressourcen schonend, sichert eine nachhaltige und lückenlose Energieversorgung und sichert eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft
Executive summary/ Handlungsempfehlung
(Deutsch)

Den Erhebungen für die vorliegende Studie liegt folgende Hauptfragestellung zu Grunde: Welche Erkenntnisse aus den kantonalen Bodenkartierungsprojekten ergeben sich im Hinblick auf die Planung und den Nutzen einer flächendeckenden Bodenkartierung in der Schweiz?

Die Erhebung erfolgte durch eine Kombination von mehreren Methoden in den nachfolgend aufgelisteten Projektschritten:

  • Fallstudien in acht ausgewählten Kantonen mit Literatur- und Dokumentenanalysen und je ein leitfadengestütztes Interview mit der kantonalen Bodenschutzfachstelle.
  • Fokusgruppen in drei der acht Kantone mit Nutzenden von Bodeninformationen. Einbezug der Erkenntnisse eines bereits durchgeführten Nutzenden-Workshops aus einem vierten Kanton. Ergänzende Interviews mit potenziellen Nutzenden von Bodeninformationen.
  • Online-Befragung bei allen kantonalen Bodenschutzfachstellen zur Ergänzung der Informationen aus den Fallstudien.
  • Validierungsworkshop mit Vertretenden von Bund, Kantonen und der Praxis zur Diskussion und Einordnung der Erkenntnisse im Hinblick auf die Empfehlungen zuhanden des nationalen Konzepts.

Lange stand beim Bodenschutz der Boden als Produktionsfaktor der Landwirtschaft im Zentrum. Diese Produktionsfunktion soll geschützt und insbesondere der Verlust von Fruchtfolgeflächen (FFF) kompensiert werden. Um dies umzusetzen, braucht es Informationen zu den FFF und zu Standorten, an denen mit Bodenverbesserungen der FFF-Verlust von Bauprojekten kompensiert werden kann. Die Fallstudien und die Online-Befragung zeigen jedoch, dass sich der Fokus des Bodenschutzes ausweitet und andere Themen an Relevanz gewinnen und entsprechende Bodeninformationen als Grundlage benötigt werden. Den konkreten volkswirtschaftlichen Nutzen von guten Bodeninformationen sehen die Bodenschutzfachstellen in der Vermeidung von Fehlplanungen. Bodeninformationen bilden die Grundlage für eine Raumplanung, die die verschiedenen Bodenfunktionen mitberücksichtigt. Auch bei temporären Bodenbeanspruchungen können solche dank Bodeninformationen auf Böden mit eher niedriger Funktionserfüllung gelenkt werden. Durch gute Bodeninformationen können Fehlbewirtschaftungen in der Landwirtschaft vermieden werden. Bodeninformationen unterstützen zudem die gezielte und kosteneffiziente Erneuerung von Drainagen oder von Bewässerungsinfrastrukturen, was einen betriebswirtschaftlichen Nutzen darstellt. Sowohl die Fallstudien wie auch die Online-Befragung zeigen, dass die Bodeninformationen breitere Zielgruppen erreichen müssen als bisher, um ihre Wirkung zu entfalten. Es braucht interpretierte Themenkarten, die auch für Nicht-Bodenfachpersonen verständlich sind. Gemäss einer Mehrheit der befragten kantonalen Bodenschutzfachstellen braucht es zudem eine stärkere generelle Sensibilisierung in der Gesellschaft für das Thema Boden und den Bodenschutz. Es lassen sich diverse Hinweise zuhanden eines nationalen Konzepts für eine schweizweite, flächendeckende Bodenkartierung ableiten. 

Die Autorinnen und Autoren empfehlen, folgende zentralen Aspekte zu berücksichtigen:

  1. Es braucht einen politischen Auftrag des Bundes für Bodenkartierungen innerhalb und ausserhalb der Landwirtschafsgebiete. Der Auftrag soll auch Fristen und Angaben zur Priorisierung oder Etappierung enthalten (vgl. dazu auch Empfehlung 8).
  2. Der Bund soll Unterstützung betreffend Finanzierung der Erhebungen bieten.
  3. Der Bund soll zeitnah eine einheitliche Kartiermethodik vorgeben.
  4. Der Bund soll noch offene rechtliche Fragen klären oder bei Bedarf entsprechende Grundlagen schaffen. Bei kantonalen rechtlichen Grundlagen müssten die Kantone die jeweilige Klärung übernehmen.
  5. Der Bund soll die Ausbildung von Bodenfachpersonen unterstützen.
  6. Bund, KOBO, Kantone und Gemeinden sollen die Kommunikation zum Bodenschutz und zu den Bodeninformationen in ihren Zuständigkeitsbereichen verstärken und aufeinander abstimmen (vgl. dazu auch Empfehlung 8 und 9).

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Punkte 1 bis 6 empfehlen die Autorinnen und Autoren auf Basis der Interpretation der Ergebnisse zudem folgendes zuhanden des nationalen Konzepts:

7. Bodenfunktionen und Nutzen für verschiedene Politikbereiche thematisieren: Für die politische Akzeptanz einer schweizweit flächendeckenden Kartierung ist es wichtig, den politischen Entscheidungsträgern/-innen aufzuzeigen, dass nun nebst der Produktionsfunktion auch andere Bodenfunktionen spezielle Beachtung und speziellen Schutz erhalten sollen. Wenn diese weiteren Funktionen des Bodens breiter bekannt und ihre Relevanz erkennbar sind, lässt sich die Notwendigkeit ihres Schutzes gut begründen. Daraus wiederum lässt sich der Bedarf an Informationen zum Vorkommen und zur Qualität der Böden auch ausserhalb der Landwirtschaftsgebiete ableiten. Zudem dürfte es wertvoll sein, das Zusammenspiel der sich teilweise überschneidenden Politikbereiche Raumplanung, Biodiversität, Klimaschutz, Gefahrenprävention und Bodenschutz aufzuzeigen und den Nutzen der Bodeninformationen für die verschiedenen Politikbereiche zu formulieren. Diese Punkte sollten im nationalen Konzept für eine schweizweite Bodenkartierung deutlich herausgearbeitet werden.
8. Einbezug der Hauptzielgruppen der Themenkarten: Gemäss Erhebung besteht bei den Kantonen Einigkeit, dass die Zielgruppen mit themenspezifischen, für Laien verständlichen Karten und anwendungsorientierten Informationen bedient werden sollten. Damit die Karten effektiv den Bedürfnissen der Zielgruppen entsprechen, empfehlen die Autorinnen und Autoren diese Zielgruppen in die Entwicklung der Themenkarten einzubeziehen.
9. Kommunikationskonzept zur Wirkungsentfaltung: Damit die generierten Bodeninformationen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Böden beitragen, sollte ein starker Fokus auf die Kommunikation gelegt werden. Es braucht eine generelle Sensibilisierung in den kantonalen Verwaltungen und der breiten Bevölkerung. Zielgruppen, deren Aktivitäten besondere Relevanz für den Boden haben, sollten gezielt angesprochen und einbezogen werden. Damit können die Outputs (Bodeninformationen, Themenkarten, Kommunikationsmassnahmen) in einen effektiven Outcome (Anwendung der Themenkarten durch die Zielgruppen) überführt werden. Die Autorinnen und Autoren empfehlen deshalb, im nationalen Konzept für eine schweizweite Bodenkartierung ein Kommunikationskonzept zu integrieren oder die Erarbeitung eines solchen als erste Massnahme der Umsetzungsphase zu definieren. Das Kommunikationskonzept soll stufengerecht festlegen, wie die Dachkommunikation des Bundes aussieht und welche Kommunikationsrollen das KOBO, die Kantone oder die Gemeinden wahrnehmen. Es dürfte sich lohnen, auch bezüglich Kommunikation direkt bei und mit den avisierten Zielgruppen zu ermitteln, was deren Bedürfnisse sind und wie und von wem sie mit Informationen erreicht werden können. Insofern dient Empfehlung 9 der Konkretisierung der Empfehlungen 6, 7 und 8.