Da die Aggregation von Betriebsmitteln wie verteilte Lasten, Erzeugung und Speicherung verschiedene Vorteile in Bezug auf die kollektive Kapazität und den optimierten Betrieb bieten kann, nimmt die Verbreitung von Haushaltsgeräten, die mit einer Cloud verbunden sind und ausschliesslich über eine Internetverbindung gesteuert werden, immer mehr zu. Solche Clouds können jedoch zu einer Gefahr für das System werden, da jeder internetbasierte Dienst anfällig für Kommunikationsprobleme und Cyberangriffe ist. Ausserdem müssen Ausfälle, die durch diese virtuellen, aggregierten Anlagen verursacht werden, vom Stromnetzbetreiber durch die Beschaffung von Regelreserven ausgeglichen werden. Die verfügbare Leistung der Primärreserve könnte jedoch nicht ausreichen, um eine gleichzeitige Abschaltung/Wiederzuschaltung der beteiligten Geräte zu einem bestimmten Zeitpunkt abzudecken. Auch wenn sie bewusst zu Regelungszwecken gesteuert werden können, können ungewollte und unerwünschte Steueraktionen die Stabilität des Stromsystems erheblich beeinträchtigen, zu dramatischen Kaskadeneffekten führen und einen Systemzusammenbruch verursachen.
In Anbetracht der oben genannten Probleme werden in diesem Bericht die Ergebnisse der Forschungsarbeiten vorgestellt, die durchgeführt wurden, um die Frequenzstabilität des kontinentaleuropäischen Stromversorgungssystems zu bewerten, wenn es zu Fehlfunktionen oder plötzlichen Ausfällen grosser Bestände von OEM-Anlagen (Original Equipment Manufacturer) kommt. Um das Hauptziel zu erreichen, wurde eine Reihe von Arbeiten durchgeführt, darunter die Definition von Szenarien und Studienfällen für aktuelle und künftige Bedingungen des untersuchten Systems, die Entwicklung eines Ansatzes zur Darstellung und Umsetzung der Störung grosser Anlagenpools und ihrer Auswirkungen auf die Frequenzdynamik, die Analyse und Quantifizierung dieser Auswirkungen sowie die laborgestützte Bewertung und Erprobung von Geräten, die zur Verhinderung der Ausbreitung von Ausfällen eingesetzt werden können. Die künftige Entwicklung des Systems wurde hier im Hinblick auf die Verringerung der Gesamtträgheit des Systems (unter der Annahme möglicher Durchdringungsgrade von Stromrichter-geschalteter Erzeugung) behandelt. Die ungewollte und unerwünschte Steuerung von Cloud-basierten Anlagen wurde definiert und in Form einer plötzlichen und gleichzeitigen Abschaltung/Zuschaltung von kollektiver Leistung, die über das gesamte System verteilt ist, angewendet. Eine Quantifizierung der damit verbundenen Auswirkungen wurde anhand der resultierenden transienten Frequenzabweichung und des RoCoF für eine Reihe von Leistungsungleichgewichten und Variationen der äquivalenten Trägheit des Systems sowohl im Verbundbetrieb als auch bei der Simulation der Systemaufteilung durchgeführt. Darüber hinaus wurde ein Laboraufbau (basierend auf einem Echtzeit-Energiesystem-Simulator und tiko-Boxen) für die Erkennung von Netztrennung anhand der mit tiko-Hardware gemessenen Frequenzabweichungen aufgebaut.
Basierend auf umfangreichen Simulationen mit dem Initial Dynamic Model of Continental Europe und der Modellierung verschiedener realistischer Übertragungssystemszenarien in Zusammenarbeit mit dem nationalen Übertragungsnetzbetreiber (Swissgrid) zeigen die Ergebnisse, dass die RoCoFs im Verbundbetrieb im Allgemeinen gering sind (selbst bei Szenarien mit geringer Trägheit). Die untersuchten System-Split-Fälle ergaben jedoch RoCoFs von mehr als 1 Hz/s, wobei die Werte bei zunehmender Verringerung der Systemträgheit noch kritischer sind. Mit der zunehmenden Verbreitung von Cloud-Aggregaten können Ereignisse im Zusammenhang mit Wirkleistungsdefiziten, die die tatsächliche Frequenzhaltungsreserve (FCR) von 3 GW überschreiten, häufiger und häufiger auftreten, wodurch das potenzielle Risiko einer inakzeptablen Frequenzdynamik aufgrund unzureichender Eindämmungsfähigkeit des Systems steigt.
Da Systemspaltungen Teile des Netzes schwerwiegenden Betriebsbedingungen aussetzen können, insbesondere bei Inseln mit unzureichender Erzeugungsreserve, wird die automatische Erkennung von Insellösungen sehr wichtig, um mit den daraus resultierenden isolierten Teilsystemen angemessen umzugehen, so dass deren Resynchronisierung und die Wiederherstellung des gesamten Systems so schnell wie möglich erfolgen kann. In diesem Sinne werden auch Ergebnisse im Zusammenhang mit der Erprobung und Bewertung industrieller Geräte (die von der tiko AG zur Verfügung gestellt wurden) zur Erkennung einer möglichen Trennung des Netzes und zur Auslösung von Notsteuerungsmassnahmen, wie z. B. Lastabwurf, auf der Grundlage eines cyber-physischen Testbeds im Labormassstab und Hardware-in-the-Loop-Techniken bereitgestellt