Zur Untersuchung von Qualitätsreserven in Verteilnetzen wurden während rund drei Jahren in verschiedenen Mittel- und Niederspannungsnetzen von sechs Netzbetreibern die Spannungsqualität (PQ) und die Auslastung erfasst. Die Einhaltung der EN 50160 wurde auch in Fällen analysiert, in denen vom Verteilnetzbetreiber (VNB) gewisse Anlagen bewusst über die Grenzen der heutigen «Technischen Regeln zur Beurteilung von Netzrückwirkungen DACHCZ» (TRBNr DACHCZ) hinaus zugelassen wurden. Das Ziel des Projekts war, auf Basis von Messungen in realen Verteilnetzen und einer umfassenden Datenanalyse die technischen und wirtschaftlichen Potenziale hinsichtlich der Einhaltung der Spannungsqualität durch die Anwendung verschiedener Massnahmen aufzuzeigen. Die Analysen ergaben, dass die untersuchten Nieder- und Mittelspannungsnetze im Allgemeinen mittlere bis grosse Qualitätsreserven in Bezug auf Auslastung und Spannungsqualität aufweisen. Jedoch können Spannungsqualitätsprobleme bei einer Häufung gleichartiger Geräte und Anlagen auftreten. Es wurde festgestellt, dass eine Abweichung von der 3-%-Regel gemäss den TRBNr DACHCZ möglich ist, solange Netzsimulationen zeigen, dass die Spannungsgrenzwerte an allen Netzknoten eingehalten werden. Dies steht im Einklang mit den technischen Regeln und könnte den zusätzlichen Anschluss von Photovoltaikanlagen ohne Netzverstärkung ermöglichen. Unterschiedliche Massnahmen wurden untersucht, um die Spannungsqualität sicherzustellen, darunter die Anpassung der Trafostufe, PV-Regelungen und die Überwachung mit PQ-Messgeräten. Ein spezifisches Konzept «Messen und Regeln» wurde bei einem Netzbetreiber implementiert und evaluiert. Des Weiteren wurde ein generisches Überwachungskonzept formuliert, das Empfehlungen für die Auswahl permanenter Messpunkte abgibt und ein einfaches Messgerät vorschlägt. Die Massnahme «Überwachung» kann durch eine kontinuierliche Messung der Spannungsqualität an neuralgischen Netzknoten durch Kenntnis der Qualitätsreserven die Sicherheit bieten, dass auch dann keine Grenzwertverletzungen auftreten, wenn Netzanschlüsse ohne weitere Massnahmen zugelassen werden. Bei einer zunehmenden Elektrifizierung schaffen die Netzzustandsdaten Transparenz im Netz, um dieses effizient zu nutzen und um Netzengpässe frühzeitig zu erkennen.