Für die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm stehen verschiedene Verfahren zur Diskussion. Kritischer Punkt ist die landwirtschaftliche Verwertbarkeit des entstehenden P-haltigen Produkts. Das EuPhoRe-Verfahren ist ein zweistufiges thermisches Redox-Verfahren mit Additivzugabe (voraussichtlich MgCl2) zur Schwermetallabreicherung. Vorversuche auf einer Pilotanlage haben die Tauglichkeit des Verfahrens und eine Rückgewinnung des vorhandenen Phosphors in Düngermittelqualität von bis zu 98% gezeigt. Mit der Einführung der Düngerkategorie der mineralischen Recyclingdünger wurden auch die Schwermetall-Grenzwerte angepasst und auf den P-Gehalt des Düngers bezogen. Um diese einzuhalten, muss bei der P-Rückgewinnung ein P-haltiger Booster zugegeben werden. In einer Machbarkeitsstudie (UTF 592.04.19) wurde ein entsprechender Stoff gesucht und gefunden, der langfristig verfügbar und sowohl verfahrenstechnisch als auch wirtschaftlich anwendbar ist. Für den Pilotversuch wird aufgrund der Resultate Dicalciumphosphit verwendet. Im Projekt werden weitere Booster getestet, falls das für die Wirtschaftlichkeit und für die Absicherung der langfristigen Verfügbarkeit nötig ist.
Am Standort der ERZO soll das EuPhoRe-Verfahren nun im industriellen Massstab geprüft werden. Dafür wird die bestehende Drehrohranlage von Nass- auf Trockenaustrag umgestellt und mit Installationen für die Beigabe von Additiv und P-Booster sowie mit einer Mahlvorrichtung und der nötigen Regel- und Messtechnik ergänzt. Wichtige Aspekte des Verfahrens sind die Nutzung von bestehenden Anlageressourcen und mögliche Synergien innerhalb des Systems (ARA und KVA), die Produktequalität (Grenzwerte für organische Schadstoffe und Schwermetalle; Hygienisierung, Düngerqualität) und der schadenfreie Betrieb der Anlage, insbesondere durch Korrosion. Dafür wird ein QS-System für das EuPhoRe Verfahren und das thermodynamische Gesamtverfahren entwickelt. Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen auf die Umwelt werden untersucht. Eine Ökobilanzierung wird ebenfalls gemacht, um eine Vergleichbarkeit mit verschiedenen Ansätzen zur P-Rückgewinnung für den Schweizer Kontext zu ermöglichen.
Die Firma EuPhoRe ist der Technologiegeber und hat im Langzeitversuch eine beratende Funktion. Die Rytec übernimmt die Erarbeitung des QS-Systems und lässt die Analytik und die Vegetationsversuche für das entstehende P-Produkt in ausgewählten Anstalten durchführen. Weiter überwacht Rytec das thermodynamische Gesamtverfahren, das Korrosionsrisiko und die Produktequalität.
Das Projekt wurde aufgrund des Grundsatzentscheides an der Koko UT vom 06.12.2016 und dem überarbeiteten Beitragsgesuch vom 07.08.2019 genehmigt.