Gasturbinen bieten eine hohe Zuverlässigkeit in Verbindung mit einer hervorragenden Lastfolgefähigkeit - Eigenschaften, die in zukünftigen Energiesystemen immer wichtiger werden. Darüber hinaus erlaubt die magere Vormischverbrennung in Gasturbinen im Vergleich zur Verbrennung flüssiger oder fester Brennstoffe bemerkenswert niedrige Emissionen. Die derzeitige Generation von Brennern wurde aber hauptsächlich für den Betrieb mit Erdgas entwickelt und ist in Bezug auf das Brennstoff-Luft-Verhältnis auf enge Betriebsfenster beschränkt. Diese Brenner stehen nun vor der Herausforderung, in Gasturbinen mit alternativen, erneuerbaren Brenngasen betrieben zu werden, die in der Regel größere Anteile an Wasserstoff enthalten. Ein zentrales technisches Problem bei der Verbrennung von Brenngasen mit hohem Wasserstoffanteil ist die Vermeidung eines Flammenrückschlags in den Vormischbereich. Der Vormischbereich von Gasturbinenbrennern ist nicht für hohe Temperaturen ausgelegt - ein Flammenrückschlag kann daher zu einer schweren Schädigung der Brennerhardware führen.
Im Projekt "Flash-GT" wurde der Flammenrückschlag von Wasserstoff-Methan-Luft-Flammen in der Wandgrenzschicht von verdrallten Strömungen durch Experiment und Modellierung untersucht. Für die experimentellen Arbeiten wurde der Hochdruckprüfstand am PSI mit einem optisch zugänglichen Drallbrenner ausgerüstet. Zur numerischen Untersuchung der Flashback-Ereignisse wird eine auf Large-Eddy-Simulation (LES) basierende CFD-Modellierung angewendet.
Die Rückschlaggrenzen wurden systematisch für einen weiten Bereich von bis zu 7,5 bar Brennkammerdruck und 300°C Vorwärmtemperatur untersucht. Der Einfluss von Druck, Verbrennungslufttemperatur, Wasserstoffgehalt, Vormischstrategie, Drall und Strömungsgeschwindigkeit auf die Flashback-Grenze wurde für gut kontrollierte Randbedingungen quantifiziert. Die erstellte Datenbank dient als Validierungsdatenbasis für die Flashback-Modellierung.
Da keines der in der Literatur beschriebenen Modelle zur Flammenrückschlagsvorhersage in der Lage ist, die Flammenrückschlagsgrenzen der gegenwärtig untersuchten Konfiguration genau zu erfassen, wurde ein neuartiges Modell entwickelt und geprüft, das tatsächlich zu solchen Vorhersagen in der Lage ist. Ein solches Modell ist ein wichtiges Werkzeug für die Industrie und wird weiterentwickelt.
Wichtigste Ergebnisse (Take-Away Messages)
- Beim Flammenrückschlag in Wandgrenzschichten von Drallbrennern gibt es zwei Flammenausbreitungswege, wobei die Drallzahl der wichtigste Unterscheidungsparameter ist.
- Die experimentellen Messungen bei unterschiedlichen Druck-/Temperatur- und Brenngasgemischbedingungen haben (erneut) bestätigt, dass die Wandtemperatur eine äußerst wichtige Rolle bei der Kontrolle von Flammenrückschlag in Wandgrenzschichten spielt.
- Eine Kontrolle der Wandtemperatur (zumindest in bestimmten kritischen Zonen der Brenner-/Mischerkonfiguration) kann als sehr wirksam für die Unterdrückung des Rückschlagrisikos bei Brenngasgemischen mit zunehmenden Wasserstoffanteilen angesehen werden.
- Bei einer Anpassung von Gasturbinenbrennern (Neukonstruktion oder Nachrüstung) sollte eine aktive Kühlung (durch Luft oder Wasser) bestimmter kritischer Teile des Brenners in Betracht gezogen werden.
- Keines der in der Literatur beschriebenen Modelle zur Vorhersage des Flammenrückschlags ist derzeit in der Lage, die Grenzen des Flammenrückschlags bei der untersuchten generischen Drallbrennerkonfiguration genau zu erfassen.
- Ein in diesem Projekt entwickeltes neues Modell (auf der Grundlage eines Kriteriums für die kritische Dehnungsrate, die zu Flammenlöschen führt) ist in der Lage, hochpräzise Vorhersagen über die Rückschlaggrenze bei nicht verdrallten Strömungen (validiert mit Literaturdaten) sowie bei verdrallten Strömungen (validiert mit experimentellen Daten aus dieser Studie) zu treffen.
- Das neue Modell kann mit einer einzigen experimentellen Messung für eine bestimmte Brennergeometrie kalibriert werden und kann dann zur Vorhersage der Rückschlaggrenzen für eine Vielzahl von thermochemischen und Strömungsbedingungen verwendet werden.
- Das Modell kann für eine Vielzahl unterschiedlicher Brennergeometrien und Strömungsbedingungen verwendet werden und kann den Brennerauslegungsprozess in Richtung von Brennergeometrien lenken, die Rückschlagereignisse wirksam verhindern.