Zunehmend dehnt sich der Verantwortungsbereich der Hersteller auf den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte aus. Aktuell werden allerdings nirgendwo auf der Welt sozial- und umweltzertifizierte Massenmetalle gehandelt. Der Marktpreis für Metalle wird im Wesentlichen durch die billigsten Anbieter bestimmt, wobei tiefe Produktionskosten nicht selten zu Lasten der Umwelt und des Arbeitnehmerschutzes gehen.
Zur Minderung der Umweltauswirkungen des Bergbaus wäre es wünschenswert eine Handelskette für umweltfreundliche Massenmetalle (vor allem Eisen, Aluminium, Kupfer) aufzubauen. Grundsätzlich sind in der Schweiz recycelte Metalle punkto ökologischer Standards und sozialgerechter Produktion „sauberer“ als die aus dem Primärerzabbau.
Aus dem Verbrennungsrückstand von Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen KVA werden jährlich rund 50‘000t Stahl zurückgewonnen. Dieser Stahl weist aber eine schlechte Qualität auf, so dass er von den Schweizer Stahlwerken nicht direkt verarbeitet werden kann. Er wird exportiert und meist in Schwellenländern unter undefinierten Umweltbedingungen verarbeitet. Schweizer KVA-Stahl könnte jedoch durch eine mechanische Bearbeitung derart aufbereitet werden, dass er auch in Schweizer Stahlwerken einsetzbar wird.
Die Kernidee des Projektes CertiMet zielt auf die Einführung eines „Kompensationsgeschäftes“ ab – etwa wie bei der Elektrizitätsversorgung mit „Ökostrom“. Der Konsument von Ökostrom bekommt in diesem Fall zwar nicht „physisch sauberen“ Strom ab einer separaten Steckdose, aber per Bilanz wird die Produktion und Einspeisung von Ökostrom ins elektrische Netz gefördert durch den Aufpreis, den die interessierten Kunden bereit sind dafür zu bezahlen.
In der Machbarkeitsstudie «CERTIREC – Stahl: Machbarkeitsstudie zur Zertifizierung von KVA-Stahl» (UTF 549.07.17) konnte gezeigt werden, dass ein Preisaufschlag für CERTIREC-Stahl durch den Verkauf von Zertifikaten an die Hersteller von stahlhaltigen Produkten abgedeckt werden kann. Mit dem vorliegenden Projekt soll nun die Einführung eines Gütesiegels für umweltfreundlichen Stahl mit diversen Wirtschaftspartnern (u.a. GOrilla. urban cycling, SBB AG, Bigla AG und Victorinox AG) erprobt werden.
Wenn dieses Modell erfolgreich funktioniert, kann es danach für andere Massenmetalle angewendet werden.
Das Projekt wurde aufgrund des Beitragsgesuchs vom 12.05.2018 an der Sitzung der Koko UT vom 29.05.2018 genehmigt.