Im Rahmen eines in den letzten Jahren durchgeführten Pilotprojekts zur Zustandserfassung und Erhaltung von Winkelstützmauern wurde bei vielen Bauwerken eine stark lokalisierte Korrosion der Hauptbewehrung im Bereich der Betonierfuge Fundament-Wand festgestellt. Da mit einer solchen Schädigung ein relativ sprödes Versagen durch Reissen der korrodierten Bewehrung einhergeht, unverankerte Stützmauern aber in der Regel für aktiven Erddruck bemessen wurden – was ausreichende Verformungen im Bruchzustand voraussetzt – besteht heute eine grosse Unsicherheit bezüglich der Tragsicherheit solcher Bauwerke.
Aufgrund von Überlegungen zu möglichen Versagensmechanismen kann gezeigt werden, dass das Last-Verformungsverhalten im Bereich des von lokaler Korrosion betroffenen Wandfusses für die Beurteilung der Tragsicherheit von zentraler Bedeutung ist. Heute fehlt jedoch ein geeignetes Modell, mit dem dieses Verhalten zuverlässig untersucht werden könnte.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wird das Verhalten von Winkelstützmauern mit lokaler Korrosion im Bereich des Wandfusses experimentell untersucht. Dazu werden einerseits Zugversuche an Bewehrungsstäben und Betonzuggliedern und andererseits Grossversuche an Stützmauerausschnitten durchgeführt. Auf Basis der Versuchsresultate wird ein mechanisch konsistentes Modell für das Last-Verformungsverhalten unter Berücksichtigung der lokalen Korrosion validiert, mit dem das Verformungsvermögen analysiert und zuverlässige Vorhersagen des Tragwiderstands gemacht werden können. Darauf aufbauend wird ein vereinfachtes, praxistaugliches Verfahren für die Beurteilung der Tragsicherheit bestehender Winkelstützmauern mit lokaler Korrosion hergeleitet.