Die Schweizer Landwirtschaft hat seit den 1990er Jahren eine intensive politische und strukturelle Umbauphase durchlaufen, die die MilchproduzentInnen stark betrifft und ihre Motivation und Lebensqualität (LQ) in Frage stellt. Das Forschungsprojekt verwendete einen qualitativen Bottom-up-Ansatz, um die LQ der Schweizer MilchproduzentInnen und ihrer Familien zu verstehen. Der Fokus lag auf ihren individuellen Kriterien der LQ, ihrer Bewertung der LQ, auf individuellen Faktoren, die die LQ reduzieren und auf Strategien, die zur Verbesserung oder zum Erhalt der LQ dienen. Verglichen wurden die subjektiven Faktoren der LQ mit den objektiven. Zudem wurde basierend auf ExpertInnen-Interviews ein Überblick erstellt über die bestehende Beratungspraxis und Vorschläge erarbeitet, wie diese angepasst oder ergänzt werden können.
Die Ergebnisse bestätigen die üblichen LQ-Kriterien weitgehend, nuancieren diese aber und zeigen, dass qualitative Ansätze entscheidend sind, um die Bedeutung hinter bestimmten Kriterien und insbesondere hinter Skalen zur Messung des Niveaus der LQ zu verstehen. Vor allem die Kriterien «Freizeit» und «Zeit zum Nachdenken und Planen» sind gemäss Studienteilnehmenden für eine gute LQ wichtig. Sie wirken dem lebensqualitätsreduzierenden Faktor «immer an den Betrieb gebunden sein» entgegen und bilden die Grundvoraussetzung für die Planung und Umsetzung von lebensqualitätserhaltenden oder -verbessernden Strategien. Die Studie empfiehlt aufgrund der theoretischen und empirischen Ergebnisse einerseits verstärkt auch affektive und eudaimonische Aspekte der LQ bei zukünftigen LQ-Evaluationen einzubeziehen sowie spezifisch die beiden oben genannten Kriterien als LQ-Indikatoren aufzunehmen. .