Umfeldanalyse
Wichtigste Akteure der ersten Finanzierungsrunden im Schweizer Hightech Start-up Ökosystem sind Business Angels Clubs und private Investoren/innen. Dabei sind in der Seed-Phase1 vor allem «Familiy, Friends und Fools», Stiftungen, Wettbewerbe und Preisemassgebend. Weiter nehmen ETH Zürich (ETHZ) und ETH Lausanne (EPFL) mit ihren eigenen Innovationsökosystemen sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekten der KTI zentrale Rollen ein. CTI Invest und weitere Plattformen sind wichtig zur Vermittlung von Investoren/innen und Start-ups. In der zweiten Finanzierungsrunde behalten die Business Angels ihre Relevanz, hinzu kommen institutionelle Investoren/innen, Corporate Ventures und Venture Capital Funds, ausländische Venture Capitalists sowie Akteure aus dem Kreise der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA). Gemäss einhelliger Einschätzung der befragten Akteure/innen und Stakeholder sind im Schweizer Start-up-Finanzierungsökosystem internationale Venture Capitalists und Venture Capital Funds nach wie vor untervertreten und auch der Einbezug von (Gross-) Firmen ist noch zu schwach.
Übereinstimmend mit den Einschätzungen zu Deutschland und England wurde für die Schweiz festgestellt, dass die Finanzierung der Seed-Phase für gute Geschäftsideen und gute Teams mittlerweile gesichert ist. Für die Start-ups hat sich offensichtlich die kritische resp. schwierige Phase in der Risikokapitalsuche zur zweiten Finanzierungsphase hinverschoben. Allerdings waren sich die Befragten uneinig, ab welchem Betrag es schwierig werde, Investoren/innen zu finden.
Kontextanalyse
Zur Unterstützung der Start-ups in der Suche nach Finanzierung wurde 2003 unter aktiver Beteiligung der KTI CTI Invest gegründet und beauftragt, Pitching Events im In- und Ausland für CTI Start-up Label-Firmen sowie Pitch-Trainings zu organisieren. Parallel dazu wurde CTI Invest mandatiert, das Start-up-Ökosystem zu fördern und die KTI resp. das CTI Start-up Label als Qualitätsauszeichnung für Start-ups bekannt zu manchen. CTI Invest engagierte sich seit 2012, Business Angels und Investoren/innen zu schulen, eine Aufgabe, die 2014 seitens der KTI über die KTI Business Angel Platforms in breiteren Kreisen verankert wurde. Die Übertragung dieser Aufgaben an CTI Invest erwies sich als zielführend. So erachteten die Befragten die Möglichkeit für Start -ups, sich vor möglichstz vielen, einschlägigen Investoren/innen zu präsentieren, als zentrales Instrument zur Unterstützung der Start-ups in der Kapitalbeschaffung. Der von CTI Invest organisierte CEO Day sei zentral und habe viel zur positiven Entwicklung des Schweizer Start-up Ökosystems beigetragen.
Mittlerweile entspricht das Aufgabenportfolio von CTI Invest allerdings nur noch teilweise den Anforderungen und muss auf das veränderte Umfeld und die aktuellen Herausforderungen abgestimmt werden.
Wirkungen CTI Invest
Aufgrund der Tatsache, dass 80% der antwortenden Start-ups in der ersten Finanzierungsphase vertraglich Risikokapital zugesichert erhielten – und dies ungeachtet, ob sie bei CTI Invest präsentierten oder nicht – lässt sich schliessen, dass das Schweizer Startup- Ökosystem betreffend erste Finanzierungsrunde gut aufgestellt ist. Gleichzeitig unterstreicht dies, dass CTI Invest betreffend Vermittlung von Finanzierung für Start -ups eine Plattform neben mehreren anderen ist. Daraus ist aber nicht zu schliessen, dass CTI Invest in seiner Funktion als Matchmaking-Plattform überflüssig sei.Gemäss Befragung der Start-ups, hat CTI Invest Netzwerke und Kontakte vermittelt sowie einem Fünftel der befragten Start-ups zu Risikokapital verholfen. Viele befragte Investoren/innen betonten aber, dass ihre Investitionsentscheide nicht von einem Treffen abhängen, sondern dass sie Start-ups meist über eine gewisse Zeit beobachten würden.
Insofern sei schwierig zu beantworten, ob eine Investition einer Aktivität von CTI Investzu verdanken sei. Der grösste Beitrag von CTI Invest wird nicht in der direkten Vermittlung von Risikokapital gesehen, sondern im Aufbau und im Sichtbarmachen des Start-up-Ökosystems Schweiz, wobei dem CEO Day grosse Bedeutung zugeschrieben wird.
Positionierung CTI Invest
CTI Invest wird von vielen Befragten als zentrale Institution des Schweizer Start-upÖkosystems geschätzt, insbesondere durch seinen massgeblichen Beitrag im Aufbau des Schweizer Start-up-Ökosystems. Die Verantwortlichen von CTI Invest würden mit ihrem Engagement und Netzwerk einen grossen Mehrwert für die Schweizer Start-up- Landschaft bedeuten. Gerade ausländische Investoren/innen schätzen CTI Invest als «Facilitator» und zentrale Plattform mit fundiertem Knowhow, wertvollem Überblick und weitreichendem Netzwerk. Hingegen nehmen rund die Hälfte der befragten Start-ups CTI Invest lediglich als eine Plattform von vielen wahr.
Bisher fehlt ein unabhängiger, nationaler Zusammenschluss der verschiedenen Business Angel Clubs. Denn obwohl mehre Business Angel Clubs Mitglied bei CTI Invest sind, so kann CTI Invest, das selbst ein Investoren/innen-Verein ist, nicht übergeordnet die Interessen der Business Angels vertreten.
Elemente für die Steuerung
Öffentlich finanzierte Instrumente und Plattformen zur Vermittlung von Start-ups mit privaten Kapitalgebern spielen in allen Ländern zentrale Rollen und können vor dem Hintergrund von Informationsasymmetrien politisch legitimiert werden. Zusätzlich kann die öffentliche Hand Massnahmen ergreifen, um den privaten Kapitalmarkt aufzubauen oder die Start-ups direkt zu unterstützen. Inwiefern direkte Investitionen des Staates in Startups die Entwicklung eines privaten Venture Capital Marktes erschweren oder begünstigen, ist unter den in- und ausländischen Experten/innen umstritten. Letztlich gibt es nochzu wenig breit abgesicherte empirische Befunde, um diese Frage zu beantworten. Für das Schweizer Finanzierungs-Ökosystem von Start-ups scheint es aber eher ein Vorteil zu sein, dass CTI Invest keinen staatlichen Risikokapitalfonds verwaltet. Damit rechtfertigt sich der bisherige forschungs-, technologie- und innovationspolitische (FTI-politische) Zugang zur Förderung von Start-ups in der Schweiz.
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Aktivitäten von CTI Invest als Good Practice beschrieben werden können. Das Spektrum der Aktivitäten von CTI Invest mit klassischen Pitching-Events im In- und Ausland, Speed-Datings, Pitch-Training für Startups, Wissensaufbau bei Business Angels und Investoren/innen, inkl. Suche nach internationalen und Corporate Investoren/Innen sowie Networking-, PR- und Kommunikationsaktivitäten für das Start-up-Ökosystem entspricht den internationalen Good Practices und umfasst die wesentlichen Instrumente des Repertoires zur Vermittlung von Risikokapital. Grossbritannien legt dabei seit einigen Jahren einigen grossen Wert auf die national Koordination der Aktivitäten. Hier besteht in der Schweiz Nachholbedarf. Auch betreffend Mentoring-Programmen und gezieltem Matchmaking kann die Schweiz aus Programmen anderer Länder lernen.
Empfehlungen zur Umsetzung von Art. 20 Abs. 2 Bst. b FIFG
Wissenschafts- und technologiebasierte Start-ups, die Risikokapital suchen, tun dies heute in einem Umfeld, das sich gegenüber 2003, d.h. seit der Gründung von CTI Invest wesentlich weiterentwickelt hat. Das Schweizer Start-up-Ökosystem profitierte in den vergangenen Jahren stark von den Leistungen von CTI Invest. So existieren heute erheblich mehr und vielfältigere Angebote zur Finanzierung der Seed-Phase und teilweise auch zur Finanzierung der Early Stage-Phase. Es gibt mehr Wettbewerbe, mehr Start-up Events, mehr Business Angels und mehr Business Angel Clubs sowie mehr Möglichkeiten, sich mit einem Start-up-Projekt auf Webseiten zu präsentieren.
Die nachfolgenden Empfehlungen berücksichtigen diese veränderte Ausgangslage und geben Hinweise zur künftigen Umsetzung von Art. 20 Abs. 2. Bst. b FIFG sowie zur geplanten Ausschreibung der bislang von CTI Invest erbrachten Dienstleistungen.
Empfehlung 1:
Die Schweiz soll an der bisherigen innovationspolitischen Strategie festhalten und Start-ups nicht mit staatlichem Risikokapital direkt unterstützen.
Empfehlung 2:
Es ist innovationspolitisch sinnvoll, auch in Zukunft Bundesmittel zur Unterstützung wissenschafts- und technologiebasierter Start-ups bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sowie zum weiteren Aufbau des Schweizer Start-upÖkosystems einzusetzen.
Empfehlung 3:
Um eine klare Rollentrennung zu wahren, ist die Unterstützung wissenschafts- und technologiebasierter Start-ups bei der Suche nach Finanzierung eine Aufgabe für nicht-staatliche Institutionen.
Empfehlung 4:
Im Hinblick auf Synergien zwischen den einzelnen Aktivitäten ist es zielführend, mehrere Aktivitäten in einem umfassenden Pflichtenheft zu bündeln. Das Aufteilender einzelnen Dienstleistungen auf zu viele, verschiedene Auftragsnehmer/innen erachtenwir als weniger wirkungsvoll und weniger effizient (Details siehe Zusammenfassung CTI Invest).
Empfehlung 5:
Die Pflichtenhefterzur Unterstützung wissenschafts- und technologiebasierterStart-ups bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sowie zum weiteren Aufbau des Schweizer Start-up-Ökosystems sind an die veränderte Situation anzupassen. Aufgrund der veränderten Lage können einzelne Aufgaben, die bis jetzt von CTI Invest erbracht werden oder wurden, neu organisiert werden (Details siehe Zusammenfassung CTI Invest).
Empfehlung 6:
Bei allen Unterstützungsaktivitäten soll die hohe Qualität der bisherigen Angebote aufrechterhalten bleiben.
Empfehlung 7:
Unterstützung des Aufbaus eines nationalen Business Angel Clubs durch die KTI.
Empfehlung 8:
Ausbau der Start-up Datenbank: Wir empfehlen, dass die KTI ihre Liste der CTI Start-up Label Firmen zu einer Datenbank erweitert, in der auch CTI Start-ups mit Coaching Acceptance aufgeführt sind, die auf der Suche nach Risikokapital sind. DieAufnahme in die Datenbank erfolgt nur auf Wunsch der Start-ups (opt-in).
Empfehlung 9:
Die Datengrundlagen zu Start-ups und deren Finanzierung sind zu konsolidieren und auszubauen .
Empfehlung 10
Ein Nationales Forschungsprogramm (NFP) zu wissenschafts- und technologiebasierten Start-ups und Entrepreneurship des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) könnte wertvolle Hinweise zur den Erfolgsfaktoren der Förderung von Start-ups und Entrepreneurship liefern.