Die Früherkennung einer neu- oder wiederauftretenden Tierseuche und das Ergreifen von zeitnahen Massnahmen um eine Ausbreitung zu verhindern sind zentrale Themen in der Tiergesundheitsstrategie Schweiz 2010+. Ein schnelles und zielgerichtetes Handeln sind Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Bekämpfungsstrategien.
Das Hauptziel des vorliegenden Projektes ist es, am Beispiel der Rinderpopulation Werkzeuge zu schaffen die helfen, die geographische Ausbreitung einer Tierseuche abzuschätzen, nachdem Monitoring oder Überwachungsaktivitäten ein mögliches Krankheitsgeschehen signalisiert haben. Wo und seit wann eine Krankheit in der Population auftritt, könnte abgeschätzt werden, indem verfügbare Datenquellen konsultiert werden. Für Rinder stehen durch die TVD die vollständig erfassten Tierbewegungen zur Verfügung. Somit können Eintragsquellen einer Krankheit und deren mögliche Ausbreitung durch direkte Tierkontakte mithilfe von Kontaktnetzwerken eingegrenzt werden. Ist der mögliche Ausbruch resp. die davon betroffenen Betriebe aufgrund der Daten aus der TVD geographisch lokalisiert, können weitere Datenquellen zur Beurteilung der Situation auf diesen Betrieben hinzugezogen werden. Daten zur Mortalität, Aborte oder Fruchtbarkeit und Milchleistung können Hinweise zum Gesundheitszustand der betroffenen Betriebe geben und liefern somit zusätzliche Informationen für die Entscheidungsträger, ob und mit welcher Priorisierung die Betriebe abgeklärt resp. Massnahmen ergriffen werden müssen.
Am Beispiel der Rindertuberkulose sollen ausserdem Methoden entwickelt werden, die es erlauben, einzelne verdächtige Tiere oder bestimmte Kohorten in der Population zu verfolgen und Kontakttiere herauszufiltern. Hierbei ist die Dauer des Kontaktes mit einem infizierten kranken Tier von Bedeutung für das Risiko der Übertragung der Krankheit auf weitere Kontakttiere. Daher beinhaltet die zu entwickelnde Methode auch die Möglichkeit, eine minimale Zeitspanne zu definieren, die ein Tier mit einem Tier aus der Kohorte der möglicherweise angesteckten Tiere verbringen muss, um es dieser Kohorte hinzuzufügen.
Die Resultate dieser Arbeit werden in das im Aufbau begriffene nationale Früherkennungs-System im Bereich Tiergesundheit einfliessen und zudem dem Schweizerischen Veterinärdienst einfach zu handhabende Anwendungen liefern, die eine schnelle und gezielte Abklärung von möglichen Tierseuchenausbrüchen ermöglichen. Dabei sollen die Entscheidungsträger durch die aufbereiteten und verständlich präsentierten zusätzlichen Informationen aus den verschiedenen Datenquellen in der Priorisierung und Ausrichtung allfälliger Massnahmen unterstützt werden.