Eine randomisierte Feldstudie zur Reduktion von Antibiotikapräparaten zur Behandlung von Mastitis in Nutztierpraxen unter Einbezug einer alternativen Fortbildungsstrategie

• Forschungsstelle: BLV
• Projektnummer: 1.15.10
• Projekttitel Englisch: A randomized field trial to reduce the sales of antimicrobials used for intramammary purpose at veterinary practice level testing alternative methods of education

Schlüsselwörter (Deutsch)

Wissenstransfer in die Praxis, Mastitiskontrolle, Praxisebene, Reduktion des Antibiotikaeinsatzes, Einstellungsänderung

Schlüsselwörter (Englisch)

Strategies of knowledge-transfer, mastitis control, practice level, reduction of antimicrobial use, changes in attitude

Kurzbeschreibung (Deutsch)

In einer kürzlich abgeschlossenen Arbeit (Tschopp et al 2014; JDS in Revision) wurden verschiedene Interventionsstrategien zur Verbesserung der Eutergesundheit auf Problembetrieben getestet. Die Gruppe Tierhalter, die sich in Arbeitskreisen austauschte, konnte eine gute Eutergesundheit mit weniger Antibiotikaeinsatz erhalten. Im Gegensatz dazu verbrauchte die Gruppe mit tierärztlicher Betreuung mehr Antibiotika, ohne dass eine Verbesserung der Eutergesundheit stattgefunden hatte. Längerfristige Effekte der Intervention auf die Zellzahlen konnten auch anhand der Analysen der Daten von 2013 nicht identifiziert werden (van den Borne B 2014, unpublizierte Daten), allerdings ging der Antibiotikaverbrauch in der durch den Tierarzt betreuten Gruppe wieder auf das Ausgangsniveau im Jahre 2011 zurück. Der Antibiotikaverbrauch in der Arbeitskreisgruppe blieb weiterhin tiefer als zu Beginn der Intervention. Um in Zukunft ein effektives Mastitiskontrollprogramm im Sinne einer Erhaltung der guten Schweizer Milchqualität mit reduziertem Antibiotikaeinsatz zu lancieren müssen die praktizierenden Tierärzte als Vetrauenspersonen der Milchproduzenten mit einbezogen werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das bisherige Fortbildungsangebot zwar genutzt wurde, aber wenig von dem gewonnen Wissen in die Praxis umgesetzt wurde. Deshalb ist es notwendig neue Formen des Wissenstransfers zu testen.

Im Jahr 2005 wurde in den Niederlanden ein Mastitiskontrollprogramm lanciert wobei die praktizierenden Tierärzte als Wissensvermittler eingesetzt wurden (Lam et al 2011). Aufgrund einer vorgängigen Befragung der holländischen Milchproduzenten, kam ganz deutlich zum Ausdruck, dass die Praktiker die ersten Ansprechpersonen sind, die im Fall eines Mastitisproblems kontaktiert werden (Jansen et al. 2009). Auch in der Schweiz scheint der Tierarzt die erste Ansprechperson für Mastitisprobleme zu sein (Schwendner et al., in Vorbereitung,  Bodmer et al., in Vorbereitung). Deshalb sollen die praktizierenden Tierärzte auch in der Schweiz eine wichtige Position in der Wissensvermittlung und –umsetzung einnehmen.

Eine Alternativstrategie für die Fortbildung der Tierärzte im Bereich Mastitis und Management von Mastitis als Herdenproblem soll in der geplanten Studie getestet werden und deren Wirksamkeit bezüglich Antibiotikaverbrauch auf Praxisebene und auf Betriebsebene der betreuten Betriebe evaluiert werden. Aus den Tierärzten, die der Schweizerischen Vereinigung für Wiederkäuermedizin (SVW) angeschlossen sind (n=407) wird eine Vorauswahl von Praktikern getroffen, die motiviert sind an der Studie teilzunehmen, Interesse an Bestandesmedizin haben, in einer Praxis mit mehreren Tierärzten eingebunden sind, mit einer Praxissoftware arbeiten und eine digitale Medikamentenlager-Bewirtschaftung praktizieren. Aus dieser Vor-Auswahl werden 50 Praktiker zufällig ausgewählt (laut Aussage Gesellschaft Schweizer Tierärzte sind 226 Praxen registriert, auf die die oben genannten Kriterien zutreffen). Die 50  Praktiker werden danach zufällig auf die Interventionsgruppe und auf eine negative Kontrollgruppe aufgeteilt. Als Interventionsstrategie wurde aufgrund der ersten Auswertungen der Studie Schwendner (VPHI) die Arbeitskreis–Diskussionen ausgewählt, sie sich seit langem auch bei der Landwirtefortbildung bewährt haben.  Die Möglichkeit der Schaffung einer sogenannten Kerngruppe von Praktikern, die das Wissen an Berufskollegen weitergibt wie von Lam et al. 2011 vorgeschlagen, kann als mögliche Weiterführung eines Arbeitskreiszyklus in Betracht gezogen werden, wird aber im aktuellen Projekt nicht miteinbezogen. Die negative Kontrollgruppe erhält keine gezielte Ausbildung, kann aber das bestehende konventionelle Kursangebot nutzen. Für die Organisation der Arbeitskreise werden Erkenntnisse aus dem Projekt  „Netzwerk Rindergesundheit“ mit einbezogen. Um die Auswirkung der Intervention auf den Antibiotikaverbrauch zu untersuchen, werden der Gesamtverbrauch von Mastitispräparaten vor und nach der Intervention auf Praxisebene und auf Ebene Milchviehbetrieb verglichen. Dazu werden pro Praxis zufällig 5 Betriebe ausgewählt, bei denen der Antibiotikaverbrauch untersucht wird. Bei der Erhebung des Antibiotikaverbrauchs können Erkenntnisse bzw. im Rahmen des Projektes „Netzwerk Rindergesundheit“ geschaffene Schnittstellen zwischen Praxisprogrammen und dem elektronischen Behandlungsjournal der Zuchtverbände genutzt werden. Damit kann die Datenerfassung vereinfacht und die Datenqualität erheblich verbessert werden. Als letzte Stufe werden die Auswirkungen der Intervention bei der Tierärzteschaft auf zwei wichtige Eutergesundheitsindices auf den teilnehmenden Betrieben (theoretische Tankzellzahl und Prozentsatz Kühe über Limit) ausgewertet. Mittels einer Fragebogenstudie, wird evaluiert, wie die Tierärzte die Intervention empfunden haben, wie viel und in welcher Form gewonnenes Wissen in die tägliche Routine implementiert wurde und wie sich ihre Einstellung zum Antibiotikaeinsatz durch die Intervention verändert hat.  Dazu wird am Anfang und am Ende der Studie ein Fragebogen an die teilnehmenden Tierärzte geschickt. Bei den teilnehmenden Landwirten wird am Anfang der Studie mittels eines Fragebogens das Wissen zu Antibiotikaeinsatz, deren Einstellung zur Thematik und die individuellen Praktiken des Einsatzes erhoben und mit den Verkaufsdaten der betreuenden Praxen verlinkt

Kurzbeschreibung (Englisch)

A recently completed study (Tschopp et al 2014; JDS under revision) investigating different intervention strategies to improve udder health in Swiss dairy farms revealed that farmers who participated in study groups could maintain a good udder health with reduced use of antibiotics. In contrast, the farmers with regular support by the veterinarian used more antimicrobials without significant improvement of udder health. A delayed effect of the intervention on the somatic cell counts could not be shown while analyzing the 2013 data (van den Borne 2014, unpublished data), but antimicrobial use in the group supported by their veterinarians returned to pre-intervention levels. A continued lower antimicrobial usage with the study groups participants as compared with the year before intervention could be observed though.

In order to maintain a good milk quality with concurrent reduction of antimicrobial use, veterinary practitioners, as a trusted person by the farmers, need to be involved in an effective mastitis control program. In our experience, continuous education in the field of mastitis control was well accepted by the veterinarians, but gained knowledge was not implemented in daily routine. Therefore, there is a need to test alternative forms of knowledge transfer. In the Netherlands, a nationwide mastitis control program was launched a few years ago. Prior to the start of the program, milk producers stated that practitioners are their preferred primary advisors in case of a mastitis problem. (Jansen et al. 2009). Recent results (Schwendner et al. unpublished, Bodmer et al. manuscript in preparation) suggest that this is also true for Switzerland.

The effectiveness of a novel intervention strategy for education of practitioners should therefore be investigated. The preliminary results of Schwendner et al. showed that the preferred form of continuous education are regular meetings in study groups, which had already been successful in continuous education of farmers in Switzerland. The effectiveness of the intervention will be assessed on different levels of outcomes. Out of the practitioners participating in the Swiss association of Cattle Veterinarians (n= 407) motivated veterinarians working in a practice with >1 vet, interested in herd health and mastitis prevention in particular and working with a specialized practice software are preselected. Out of these pre-selection 50 practitioners will be randomly selected to participate in the study and randomly assigned to the intervention and the control group. The creation of a well-educated core group of veterinarians transferring their knowledge to colleagues as suggested by Lam et al. 2011 can be taken into account as a future strategy but will not be investigated in the described project. As a primary outcome, the sales of antimicrobials used for mastitis treatment on practice level will be recorded before during and at the end of the study period. As a secondary outcome, 5 farms per practice will be monitored for their antimicrobial use. Already implemented interfaces between the practice software of practitioners and the electronic treatment recording of the breeding associations will facilitate data collection and data quality. As a tertiary outcome, effects of the intervention on practice-level on important udder health indices (yield corrected herd somatic cell count, percent of cows over limit) will be investigated. The intervention group will be compared with the negative control group without specific education. Veterinarians of the control group are free to join other available continuous education. With the aid of a questionnaire sent out prior and at the end of the intervention, the change in mindset of farmers’ and veterinarians towards antimicrobial usage because of mastitis treatments will be assessed. Moreover, it will be evaluated how the veterinarians evaluated the intervention being tested.

Projektziele (Englisch)

In the present study the effectiveness of peer education of Swiss cattle practitioners on the epidemiological and socio-psychological effects of the sales of intramammary antimicrobials will be evaluated.

Abstract (Deutsch)

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Publikationen / Ergebnisse (Deutsch)

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