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Forschungsstelle
AGS
Projektnummer
14.11.2.1
Projekttitel
Zertifizierung und Qualitätsuntersuchungen von Saatgut
Projekttitel Englisch
Seed certification and seed quality

Texte zu diesem Projekt

 DeutschFranzösischItalienischEnglisch
Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektziele
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Neue Kenntnisse/Literatur
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Kunden/Berichterstattung
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Englisch)
seed production, field inspection, seed certification, testing of seed quality, quality assurance management
Kurzbeschreibung
(Deutsch)
Gesundes und sortenreines Saatgut steht als Produktionsmittel am Anfang der pflanzlichen Produktion. Erzielte Züchtungsfortschritte im In- und Ausland werden via Saatgut der neuen Sorten in die Praxis überführt. Die jährlichen Saat- und Pflanzgutverkäufe aus inländischer Produktion belaufen sich auf gut 50‘000 Tonnen. Im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2010 gaben die Landwirte/Innen 238 Millionen Franken für die Beschaffung von Saat- und Pflanzgut aus. Dies ist kostenmässig mehr als für die beiden Produktionsmittel Düngemittel (+30 Prozent) respektive für den Pflanzenschutz (+85 Prozent) ausgegeben wird. Zudem ist das Erkennen von ungenügender Saatgutqualität aus Sicht des Käufers visuell gut ersichtlich. Die Qualität muss aus Sicht des Verkäufers entsprechend hoch sein. Die Saatguterneuerungsrate beträgt zum Beispiel bei den Getreidearten mehr als 95 Prozent und ist im europäischen Vergleich insgesamt sehr hoch. Zertifiziertes Saatgut ermöglicht eine Rückverfolgbarkeit entlang der pflanzlichen Wertschöpfungskette. Dies ist bereits jetzt eine Voraussetzung in den Labelprogrammen. Es wird auch eine der Grundlagen in der angedachten Qualitätsstrategie der Land- und Ernährungswirtschaft des Bundesamtes für Landwirtschaft sein. Die Verfügbarkeit von zertifiziertem Saat- und Pflanzgut in geeigneter Menge und Qualität ist aus der Sicht der Versorgungssicherheit für die Ernährungssouveränität elementar.
Die Sicherstellung der Produktion von qualitativ hochwertigem Saat- und Pflanzgut ist das Ziel der Saat- und Pflanzgutverordnung des EVD. Die Verordnung regelt die Produktion und definiert die Qualitätsanforderungen an das Saat- und Pflanzgut. In der Verordnung ist der Vollzug dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) übertragen. Das BLW beauftragte die Anerkennungsstelle (AKST) von Agroscope für den Vollzug im Bereich „Saatgut“.
Saatgutrechtliche Vorschriften werden im Rahmen der Plattform „Dienst für Saat- und Pflanzgut“ des BLW umgesetzt und gemeinsam weiterentwickelt. Im Agrarabkommen Schweiz - EU sind die saatgutrechtlichen Gesetzgebungen gegenseitig anerkannt worden. Damit kann inländisches Saatgut ohne zusätzliche Auflagen in den EU-Raum exportiert werden.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren der Saatgutbranche bildete schon immer die Grundlage für eine effiziente Umsetzung. So werden zum Beispiel produktionsbezogene Aufgaben den elf dezentralen Vermehrungsorganisationen übertragen. Die Qualitätssicherung entlang der Produktionskette ist Aufgabe der AKST von Agroscope.
Die Spezialistinnen und Spezialisten des Saatgutprüflabors (SPL) von Agroscope untersuchen pro Jahr 6‘000 Einsendemuster. Im Rahmen der Saatgutzertifizierung werden die technische Reinheit, der Besatz mit Samen von artfremden Arten sowie die Keimfähigkeit von circa 2‘700 Mustern von 20 im Inland vermehrten Arten untersucht. Als Dienstleistungen für Dritte wird Saatgut von mehr 200 Arten für den in- und ausländischen Saatguthandel analysiert. Das SPL ist von der Internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung (ISTA) akkreditiert. Seine Untersuchungsergebnisse werden regelmässig in internationalen Ringuntersuchungen überprüft und die Arbeitsabläufe von externen Experten evaluiert. Im dreijährigen Rhythmus muss die Akkreditierung erneuert werden.
Projektziele
(Deutsch)
Effizient ist es, den inländischen Marktbedarf mit einer möglichst kleinen Vermehrungsfläche fast vollständig abzudecken. Voraussetzung sind hohe Anerkennungsquoten in der Feldbesichtigung, professionelle Aufbereitung sowie wenige Ausfälle in den Saatgutqualitätsuntersuchungen. Bei einzelnen Arten können die Vermehrungsflächen zukünftig ausgeweitet werden oder die Vermehrung wird neu begonnen werden (z.B. Hybridgerste), falls die Vertreter des Saatguthandels Bedarf signalisieren. Vorzüge in der Qualität sowie in der Verlässlichkeit der Lieferung sollten Preisunterschiede zum ausländischen Saatgut in der Kaufentscheidung zunehmend abschwächen.

Die Forschungsgruppe „Saatgutqualität“ will die schweizerische Saatgutproduktion im Rahmen der Saatgutzertifizierung unterstützen und setzt sich folgende Ziele:

1. Die termingerechte Bereitstellung von geeigneten Unterlagen für die Expertentätigkeit wird sichergestellt. Diese werden an jährlichen Aus- und Weiterbildungskursen für die zugelassenen Experten/ Innen (z.B. Feldbesichtigungsexperten, Probenehmer) abgegeben.

2. Die Vorstufen- und Basissaatgut-Vermehrungen werden durch die AKST feldbesichtigt.

3. Das Saatgutprüflabor überprüft die Qualität des in der Schweiz produzierten und/oder gehandeltem Saatguts. Es wird nur zertifiziertes Saatgut in den Handel gebracht. Verkäufer- und Käuferschutz von inländisch zertifiziertem Saatgut sind gewährleistet.

4. Alle Saatgutposten von Weizen, Roggen, Dinkel und Triticale aus biologischer Vermehrung werden durch die Forschungsgruppe „Ökologie der Schad- und Nutzorganismen“ (FG 42.4) auf ihren Befall mit samenbürtigen Krankheitserregern wie Stink- und Zwergbrand sowie Septoria untersucht. Posten mit zu hohem Besatz werden mit einer Beizauflage mit Cerall anerkannt. Dies entspricht den Forderungen der AG Ackerkulturen von BIO SUISSE. Mensch und Tier werden von kontaminiertem Getreide geschützt.

5. Die Datenbank CertiPRO, für die administrative Abwicklung der Saat- und Pflanzgutzertifizierung von der Produktion bis zur Anerkennung genutzt wird, wird durch Agroscope gewartet und mit der Projektgruppe CertiPRO weiterentwickelt (Zusammenarbeit mit FG 11.3).

6. Als Massnahme in der Qualitätssicherung werden Nachkontrollanbauparzellen von Vorstu-
fen-, Basis- (Agroscope) und Z1–Vermehrungsposten (swisssem) ausgesät und für die Beurteilung der Sortenechtheit- und Sortenreinheit genutzt. Mittels Handelskontrollen werden die Keimfähigkeit, Reinheit, Besatz mit fremden Arten sowie die prozentualen Mischungsanteile überprüft. Auftraggeber für die Saatgutqualitätsuntersuchungen sind das BLW und die AGFF.

7. Im Rahmen der ISTA-Akkreditierung des SPL wird das Qualitätsmanagementsystem weiterentwickelt und die fachliche Kompetenz in den Saatgutuntersuchungen sichergestellt. Diese ist auch die Grundlage für die Untersuchungen im Rahmen der Saatgutzertifizierung.

8. Aufgrund ihrer Fachkenntnisse können unsere Saatgutprüfenden gesundheitsschädigende sowie unerwünschte Beimengungen im Saatgut zuverlässig identifizieren. Als Beispiele sind Mutterkornsklerotien, Kleeseide, Flughafer, Ampfersamen sowie Ambrosia zu verstehen. Sie tragen damit zur Futter- und Lebensmittelsicherheit und auch zum Schutz vor invasiven Arten bei.

9. Die AKST (als NDA=national designated authority bei der OECD) setzt weiterhin die Zertifizierung gemäss den OECD-Richtlinien (Feldbesichtigung, Nachkontrollanbau, Verschluss und Etikettierung um, so dass der Saatguthandel seine kostengünstigen Vermehrungen von Gebrauchssaatgut in Übersee durchführen kann.

10. Mitarbeitende der Forschungsgruppe wirken in inter- (ISTA, Komitee für Keimfähigkeit, VDLUFA) und nationalen Fachgruppen von swisssem mit. Sie sichern den Informationsfluss und tragen zum Wissenstransfer in die Praxis bei.

11. Die Forschungsgruppe bearbeitet aktuelle Probleme aus der Saatgutproduktion im Auftrag von BLW, swisssem oder Swiss Seed (z.B. Beizmittelabrieb, Statusbericht zu den Schlüsselfaktoren Biosaatgutproduktion, SKH-Nr. 346).

12. Im Rahmen der Produktion von Wildblumensaatgut erarbeitet das SPL die Methodik für die Keimfähigkeitsuntersuchungen.
Neue Kenntnisse/Literatur
(Deutsch)
Anonymus, 2008. Sorten, Saat- und Pflanzgut in der Schweiz. Bericht des Bundesamtes für Landwirtschaft, ACW und ART, BBL-Publikationen, 124 S.

Anonymus, 2011. Unsere Saatgutproduktion – fit auch in der Zukunft. Tagungsdokumentation, ART, 3. März 2011, Vorträge und Posterbeiträge 5/7

Anonymus, 2012. OECD schemes for the varietal certification or the control of seed moving in international trade. OECD, Paris 2012, 34 p.

Léchappé J., 2009: Harmonization of seed testing for the facilitation of trade. In: Proceedings of the 2nd world seed conference, FAO, Rome 2009. S. 218-28.

Muschick M., 2009. The evolution in seed testing. In: Proceedings of the 2nd world seed conference, FAO, Rome 2009. S. 159-66.

Van der Burg J., 2009. Raising seed quality: what is in the pipeline? In: Proceedings of the 2nd world seed conference, FAO, Rome 2009. S. 177-85.

Zanetti S., Hebeisen T., 2011. Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz (2005 bis 2010). Agrarforschung 2(7-8): 311-9.

Zecchinelli R., 2009. The influence of seed quality on crop productivity. In: Proceedings of the 2nd world seed conference, FAO, Rome 2009. S. 150-8.
Kunden/Berichterstattung
(Deutsch)
BLW, Saatgutvermehrungsorganisationen, in- und ausländische Samenhandelsfirmen,  Agroscope intern, swisssem, Swiss Seed, AGFF, ISTA