Einleitung (Was ist Asset Management?)
Die Lebensphasen der Objekte der Strassenverkehrsanlagen umfassen Planung/Projektierung, Erstellung (Neubau), Nutzung (bauliche Erhaltung, Betrieb und Bewirtschaftung) und bei Bedarf Rückbau. Die Phase Nutzung ist zeitlich die längste Lebensphase der Strassenverkehrsanlagen. Während die Investitionskosten für Neubau in der Regel ca. 20% der Gesamtkosten darstellen, nimmt die Phase Nutzung (bauliche Erhaltung, Betrieb und Bewirtschaftung) den grösseren Anteil (ca. 80%) in Anspruch. Damit hat die Wahl von langfristig möglichst effizienten Erhaltungsstrategien eine enorme Bedeutung für die Eigentümer/Betreiber.
Zur Beurteilung der Effizienz einer Erhaltungsstrategie wird im Erhaltungsmanagement der Gesamtnutzen (Nutzen für Betreiber, Benutzer und ggf. Dritte) über den gesamten Lebenszyklus verwendet. Dazu sind schon verschiedene Forschungsstudien durchgeführt, Normen herausgegeben, Konzepte entwickelt und zum Teil in die Praxis umgesetzt worden (als Tools für Pavement Management System, Bridge Management System, etc.).
Eine Effizienzsteigerung bei der Bewirtschaftung von Strassennetzen wird weltweit durch Betrachtung des gesamten Lebenszyklus aller Objekte des Strassennetzes, angestrebt. Die entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben werden – mangels eines geeigneten Begriffs in Deutsch- der Ingenieurdisziplin "Asset Management der Strassen" zugewiesen.
In den Fachgremien des Strassen- und Verkehrswesens [z.B. AIPCR (Strassenweltkongress), IRF (International Road Federation), TRB (Transportation Research Board, USA), ERA-NET ROAD (European Research Arena- Road Network), TRA (Transport Research Arena)] ist der Begriff Asset Management seit einiger Zeit eingeführt. Zudem wurden in den Strassenverwaltungen vieler Länder bereits gleichnamige Organisationseinheiten geschaffen, welche nach den Prinzipien des Asset Managements die Erhaltungs- und Nutzungsstrategien der Objekte der Strassenverkehrsanlage planen und durchführen (z.B. in den USA, Kanada, Grossbritannien, Deutschland und Australien).
Definition
Der Begriff Asset Management ist im Strassenwesen nicht abschliessend definiert. Es wird dennoch, in ausländischen Studien, die übergeordnete strategische Bedeutung des Asset Managements hervorgerufen und daraus die wesentlichen Elemente eines gleichnamigen Systems abgeleitet.
Es fehlt aber eine gezielte Abhandlung der vorliegenden relevanten Grundlagen für das schweizerische Umfeld, welche die lokalen Gegebenheiten (geltende Gesetze, Normen, Richtlinien, etc.) zutreffend berücksichtigt.
Das Asset Management der Strassen kann als ein strategischer Ansatz beschrieben werden, der in einen konkreten und in Phasen gegliederten generischen Prozess (Grund- Prozess) umzusetzen ist.
Dazu müssen die lokalen Gegebenheiten der Strassennetze mit berücksichtigt werden.
Im Rahmen des Asset Management können durch ganzheitliche Lebenszyklus-, Netz- und Aufgabenbetrachtung, Einsatz von gesamt- und betriebswirtschaftlich gestützten Methoden, welche allfälligen berücksichtigen langfristig höhere Nutzen für die Strassenverwaltungen und die Verkehrsteilnehmer erzielt und quantitativ erfasst werden. Damit hätten die Strassenverwaltungen zusätzlich eine sachliche Grundlage für betriebsinterne und -externe Kommunikation.
Zu beachten ist, dass in einigen Asset Management- Ansätzen alle, für die Erreichung der Ziele einzusetzenden, Mittel (Finanzen, Personen, Wissen, Sachmittel, Energie, etc.) als Bestandteile eines Gesamtsystems Asset Management betrachtet werden und ihr Verbrauch, bzw. Einsatz zu optimieren gilt (Resources Management).
Begründung
Der wesentliche Grund zur Anwendung des strategischen Ansatzes des Asset Managements für die Bewirtschaftung der Strassenverkehrsanlagen ist Nutzung neuer Möglichkeiten für Effizienzsteigerung. Sie ist gegeben durch:
§ bereichsübergreifende Entscheide und damit vereinfachte Koordination der Aufgaben (Geschäftsprozesse) eines Tiefbauamtes (Erhaltungsmanagement, inkl. Ausbau des Strassennetzes, Verkehrsmanagement, Risikomanagement, Ressourcen Management)
§ Nutzung längerer Zeiträume zur Planung wirtschaftlich optimaler Strategien, Massnahmenpakete und Einzelmassnahmen (Zeitraum des gesamten Lebenszyklus der Objekte anstatt wie bisher nur ihrer Nutzungsphase)
§ monetäres Aufzeigen der Effektivität (bzw. Rückgewinnung) von Investitionen für Bewirtschaftung der Strassenverkehrsanlagen als Instrument für betriebsinterne und -externe Kommunikation
§ Gewährleistung der Kontinuität und nachhaltigen Verbesserung der Entscheide
§ Einsatz von Controllingsinstrumenten zur Steuerung der Managementaufgaben, insbesondere durch systematische Feststellung von zustands- sowie budgetbedingten Erhaltungsrückstände (English: „Maintenance Backlog“), in Abhängigkeit von festgelegtem Dienstleistungsniveau (Level of Service)
§ Berücksichtigung von Risiken in kurz- und langfristigen Bewirtschaftungsstrategien (Erstellung, Erhaltung, Nutzung) u.a. zur Reduzierung der Gesamtkosten.
Resultate
Das Initialprojekt wird die Grundlagen zur Ausschreibung und Vergabe der Einzelprojekte des vorgesehenen Forschungspaketes über das Assset Management von Strassen erarbeiten.
Zusammengefasst sind folgende Resultate (Outputs) des Projektes vorgesehen:
§ Abgrenzung des Forschungsbereiches Asset Management für Schweizerische Strassen
§ Definition der Einzelprojekte des Forschungspakets mit entsprechendem Beziehungsschema und Koordinationsbedarf
§ Projektmanagement- Leistungen für das Forschungspaket (Leistungsbeschreibung der Gesamtprojektleitung, Ausschreibungstexte, Beziehungsschema und Zeitplan des Forschungspakets, vgl. Beispiele in den Abbildungen 1 und 2)
(Abbildungen siehe link unten)
GPL: Gesamtprojektleitung, EP: Einzelprojekt
Abbildung 1: Beispiel eines Beziehungsschemas Abbildung 2: Beispiel des Zeitplanes der Realisierung des Forschungspakets