1. Fahrzeugbrandanalyse und Tunnelluftanalyse
Wie beginnt ein Fahrzeug zu brennen? Was an einem Fahrzeug beginnt zu brennen? Welche Stoffe entstehen dabei? In einer Analyse basierend auf desk research und Interviews wird ein Katalog über Brandursachen erstellt.
Darüber hinaus werden Gase und Feststoffe analysiert, die sich im Normalbetrieb in einem Tunnel finden (z.B. Fahrzeugabgase, Pneuabrieb). Ziel der Analysen soll sein, ein oder mehrere gasförmige oder feste Stoffe zu finden, die ausschliesslich im Falle eines Fahrzeugbrandes in einem Tunnel anzutreffen sind. Dies ist wichtig für die einwandfreie Funktionalität der Sensortechnik bezüglich Fehlalarmierung.
Verantwortlich: xirrus
Beteiligt: CFS, VSH
Milestone: Katalog über gasförmige und feste Stoffe im Tunnel unter Normalbetrieb und im Brandfall.
2. Ersatzbrandstoff
Auf Basis der Resultate von Abschnitt 1 soll ein Ersatzbrandstoff für die Versuche gefunden werden. Dieser Stoff soll beim Verbrennen den Brandanzeiger in reproduzierbarer Konzentration freisetzen.
Da es sich beim Brandanzeiger voraussichtlich um einen kurzlebigen, flüchtigen Stoff handelt, kann er kaum in dieser Form konserviert und bei Bedarf freigesetzt werden. Wir verfolgen daher die Strategie, eine einfache Substanz (Ersatzbrandstoff) zu fin-den, der bei der Verbrennung den gewünschten Stoff reproduzierbar freisetzt.
Die Eingrenzung und die Identifikation des Ersatzbrandstoffs erfolgt auf Grund von chemischen Überlegungen der Verbrennung, und soll wie die Abbranddynamik durch molekulare Simulation unterstützt werden. Relativ neu sind jetzt auch molukalardynamische Simulationen der thermischen Zersetzung von Substanzen verfügbar, welche die theoretischen Überlegungen ergänzen und unterstützen können. Der Ersatzbrandstoff muss so ausgestaltet sein, dass er in einem reaktionskinetischen Mechanismus abgebildet werden kann, um für die anschliessende Computersimulation mittels CRFD (Computational Reactive Fluid Dynamics) eingesetzt zu werden.
Verantwortlich: xirrus
Beteiligt: CFS
Milestone: Identifikation und Beschaffung des Ersatzbrandstoffes
3. Sensorevaluation
Resultierend aus den ersten beiden Arbeitspaketen sollen Sensoren identifiziert werden, welche ausschliesslich auf den Brandanzeiger, nicht aber auf andere Abgasprodukte gemäss Abschnitt 1 ansprechen. Deshalb ist die direkte Anwendbarkeit eines marküblichen Brandgasmelders fraglich und soll hier detailliert abgeklärt werden.
Als Sensor kommt voraussichtlich ein hochspezifischer, hochempfindlicher molekularer Sensor in Frage. Ähnlich einer Hundenase spricht der Sensor dabei genau auf den Brandmarker and, und nicht auf die sonst in der Tunnelluft enthaltenen Stoffe. Die hohe Treffgenauigkeit ist dabei für die Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit des Sensors und damit des Alarms nötig, die hohe Empfindlichkeit für die erforderliche Frühwarnung. Eine höhere Empfindlichkeit verspricht eine ausgeprägtere Verkürzung der Vorwarnzeit. Dazu ist vermutlich ein Sensor nötig, der wie ein molekulares Schloss auf den Schlüssel des Brandmarkers passt. Evtl. muss aufgrund der Marktsituation (Verfügbarkeit, Kosten) für die nachfolgenden Experimente auch auf einen weniger spezifischen Sensor zurückgegriffen werden.
Verantwortlich: xirrus
Beteiligt: CFS
Milestone: Identifikation und Beschaffung des Sensors
4. Versuchsbrand
Ein Brandversuch soll hernach Aufschluss über die gefundenen Erkenntnisse geben. Um Realitätsnähe bestmöglich sicher zu stellen, werden dazu Szenarien von früheren Forschungsprojekten im Bereich Grossbrandversuche im VSH herangezogen. Querschnitt, Geometrie, Fahrzeuge und Windgeschwindigkeit (Lüftung, Luftströmung infolge der Fahrzeuge) spielen dabei eine zentrale Rolle wie auch die Dynamik des Brandes (Hitzeentwicklung, Gasausbreitung). Es sind mehrere realistische Szenarien vorgesehen, zum Beispiel einzelne Autos/Lastwagen, stehende Kolonne, mit/ohne aktive Tunnelbelüftung, verschiedene Brandausbruchsorte. Dabei sollen Gemeinsamkeiten gefunden werden, um ein möglichst universelles Konzept der Branddetektion zu finden.
Verantwortlich: VSH
Beteiligt: xirrus, CFS
Milestone: Messreihen der Brandanzeiger-Konzentrationen im Tunnelquerschnitt in guter räumlicher und zeitlicher Auflösung
5. Gasausbreitung im Tunnelquerschnitt mittels Computersimulation
Auf Grund bestehender Szenarien von Grossversuchen im Bereich Tunnelbrand sollen die Verteilungen von Gaskonzentrationen im Tunnel berechnet werden. Faktoren wie das frühe Eintreffen der Brandgase am Sensor (Frühwarnung), gesichertes Erreichen bei verschiedenen Brandherdlagen (Zuverlässigkeit), und möglichst hohe Konzentration (Ansprechsicherheit) sind massgebend.
Diese Simulationen erfolgen in enger Abstimmung mit den Ergebnissen aus dem Versuchsbrand, wobei im ersten Schritt eine möglichst gleichartige Anordnung verwendet wird. Da das Projekt das Ziel verfolgt, die optimale Platzierung der Sensoren im Tunnel-Querschnitt, sowie die maximalen Abstände in Längsrichtung zu finden, wird das validierte Simulationsmodell auf andere Situationen im Tunnel angewendet. Beispielsweise können mehrere Fahrzeuge, verschieden Grosse Fahrzeuge, und auch Gegenverkehr berücksichtigt werden, da sich damit die Strömungsverhältnisse verändern.
Milestone: Ermittlung optimaler Platzierungen von Sensoren im Tunnel. Eingrenzung des Schwellwerts, ab welcher Konzentration des Brandmarkers der Sensor ansprechen muss.
Verantwortlich: CFS
Beteiligt: xirrus, VSH
Milestone: Definition der optimalen Platzierung von Sensoren
6. Zusammenfassung und Ausblick
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in einem Schlussbericht mit den folgenden Schwerpunkten zusammengefasst werden:
· Anforderungen an ein Frühwarnsystem gemäss angedachtem Konzept, hinsichtlich der Platzierung und Ausgestaltung der Sensoren
· Spezifische Anforderungen an die Sensoren hinsichtlich Spezifität und Schwellwert
· Weitere Erkenntnisse in den Bereichen Früherkennung, Brandvermeidung, Umweltschutz
Nach Abschluss könnten folgende Projekte in Betracht gezogen werden, gegebenenfalls unter Beizug weiterer Partner:
· Modellierung weiterer Strassentunnels, Installation von Sensoren, Vergleichsmessungen, und Sammeln von praktischen Erfahrungen
· Optimierung des Sensors im Hinblick auf Zuverlässigkeit, Empfindlichkeit, Störsicherheit, Regenerierbarkeit
· Anschluss an Warnsysteme und –zentralen, Einsatzkonzepte von Lösch- und Rettungsequipen
· Überprüfung der Erkenntnisse in einem realen Strassentunnel. Diese Messungen dienten zum Ermitteln der notwendigen Empfindlichkeit und des Messbereiches, der erreichbaren Vorwarnzeit und der Identifikation allfälliger weiterer Störquellen.
Verantwortlich: VSH
Beteiligt: CFS, xirrus
Milestone: Schlussbericht abgeschlossen