M 1: Versuchsplanung, Methodenentwicklung
In einem ersten Schritt sollen für die Untersuchung geeignete Standorte und Arten ausgewählt und evaluiert werden. Für eine fundierte Einschätzung der Auswirkungen von Lärmschutzwänden auf Reptilienbestände sind Vorher-Nachher-Untersuchungen ideal. Dazu bedarf es Standorte mit Reptilienvorkommen, wo der Bau von Lärmschutzwänden absehbar ist. Alternativ oder in Ergänzung dazu können Standorte entlang bestehender Lärmschutzwänden untersucht und mit solchen ohne Bauten verglichen werden. Für diesen Vergleich ist es wichtig, weitere Faktoren wie Art der Böschung (Damm vs. Einschnitt) oder Exposition (Lage der Böschung) so gut wie möglich zu kontrollieren.
Als Modell-Art – stellvertretend für verschiedene weitere Arten, welche schlecht klettern und darum Lärmschutzwände nicht überwinden können – bietet sich die Zauneidechse an, welche an Verkehrswegböschungen noch relativ häufig anzutreffen ist. Falls möglich/sinnvoll können weitere Arten miteinbezogen werden.
Die obigen Kriterien bedingen eine sorgfältige Analyse vorhandener Inventare zu Reptilienvorkommen (karch) und Lärmschutzprojekten, als unabdingbare Voraussetzung für aussagekräftige Felduntersuchungen. Die Studie soll Böschungsstandorte von Bahnlinien und Strassen berücksichtigen. Dabei sollen auch die Quervernetzung untersucht werden (nutzen Reptilien im Tages-/Jahresverlauf auch die gegenüberliegende Böschungsseite?). Aus diesem Grund ist vorgesehen, dass ein wesentlicher Anteil der Untersuchungsstellen an Bahnlinien liegt, denn an intensiv befahrenen Strassen sind solche Seitenwechsel kaum untersuchbar. Die gesamte Versuchsplanung erfordert sorgfältige Abklärungen, damit die zu erhebenden Daten qualitativ und quantitativ (statistisch) Aussagekraft erlangen.
M 2: Erste Feldsaison; Erprobung der Methodik
Schliesslich soll eine aktuelle Erhebung der Reptilienbestände, ggf. unter Einsatz künstlicher Verstecke und Nachsuche, an den ausgewählten Standorten deren Eignung für die Hauptuntersuchung verifizieren. In dieser Phase sollen auch bereits erste Messungen zur Raumnutzung durchgeführt, die Messmethodik (siehe unten) erprobt und verbessert werden werden.
M 3: Zweite Feldsaison; Intensive Messkampagne, Auswertung der Daten
Es stehen verschiedene Möglichkeiten offen, um die Raumnutzung von Zauneidechsen zu untersuchen. Die herkömmliche Methode des Fangen, Markieren und Wiederfangens von Tieren ist sehr personalintensiv. Wenn es nicht gelingt, einzelne bekannte Tiere in regelmässigen Abständen wiederzufangen, lassen sich nur wenige Aussagen über die Raumnutzung gewinnen. Die moderneren Methoden der Radio-Telemetrie oder des Harmonischen Radars versprechen dank einer hohen zeitlichen Auflösung wesentlich mehr Informationsgewinn über die Raumnutzung. Ob die Radio-Telemetrie oder die Ortung mittels harmonischem Radar die geeignetere Methode darstellt, kann erst nach weiteren Abklärungen und gegebenenfalls ersten Versuchen (evt. mit Tieren aus Gefangenschaft) bestimmt werden. Auch eine Kombination beider Methoden könnte sinnvoll sein.
Für die Untersuchung sollen pro Standort mehrere Individuen besendert werden. Die Tiere werden möglichst während der ganzen Aktivitätsperiode im Sommerhalbjahr periodisch telemetriert. Besondere Aufmerksamkeit soll dem Aufsuchen der Winterquartiere gewidmet werden, da je nach Population auch spezielle Winterhabitate ausserhalb des Sommerlebensraums aufgesucht werden. Mit diesem Vorgehen ist aufzuzeigen, ob und wie oft die Tiere die Seite von Bahntrassen und Lärmschutzwänden wechseln (Funktionalität der Reptilien-Durchlässe) und welche Lebensraumstrukturen sie regelmässig nutzen (z. B. Bahntrasse, neue Sonnenplätze in Böschungen). Diese Messungen sollen auch Informationen liefern zur Barrierewirkung von Lärmschutzanlagen in Längs- und Querrichtung des Verkehrswegs.
Vorhandene künstliche Strukturen wie Steinhaufen und Steinkörbe werden dokumentiert, ihre Nutzung bzw. Nicht-Nutzung wird protokolliert. Daraus sollen Erkenntnisse zu Anforderungen für künstliche Lebensraumstrukturen abgeleitet werden.
M 4: Schlussbericht, Vorentwurf Texte/Illustrationen für Normierung
Der Schlussbericht fasst die Methoden und Resultate vollständig und übersichtlich zusammen und interpretiert die Resultate in der Diskussion. Aus den Resultaten der Untersuchung sind konkrete Anforderungen für Reptilienschutzmassnahmen in verkehrswegbegleitenden Grün-räumen abzuleiten. Diese Anforderungen werden mit Texten und Bildern beschrieben, welche als Vorentwurf für eine neue Norm und/oder Teilergänzungen verschiedener Normen verwendet werden können.