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Forschungsstelle
ASTRA SBT
Projektnummer
AGB2009/014
Projekttitel
Suizidprävention bei Brücken: Follow-up
Projekttitel Englisch
Suicide prevention on bridges: Follow-up

Texte zu diesem Projekt

 DeutschFranzösischItalienischEnglisch
Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektbeschreibung
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Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
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Methoden
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Spezielle Geräte und Installationen
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Allgemeiner Stand der Forschung
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Projektziele
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Forschungsplan
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Umsetzung und Anwendungen
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Berichtsnummer
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Literatur
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Suizid, Suizidversuch, Prävention, Brücke, Sprung, Geländer, Bevölkerungsbefragung, Medieneinfluss
Schlüsselwörter
(Englisch)

suicide, suicide attempt, prevention, bridge, jumping, railing, population survey, influence of media

Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Auf der Basis der Studie „Suizidprävention bei Brücken: Grundlagen“ (AGB 2003 / 13) werden die Suizidzahlen an schweizer Brücken erneut analysiert. Die Suizidzahlen der bekannten Hotspot-Brücken (Brücken mit mehr als 0.4 Suiziden pro Jahr über 10 Jahre) werden ergänzt (aktualisiert). Neue Hotspots werden identifiziert und entsprechend dem Standard der Ausgangsstudie dokumentiert. An mehreren Brücken wurden seit der Grundlagenstudie bauliche Suizidpräventionsmassnahmen ergriffen. Die konstruktiven Einzelheiten werden erfasst und den Suizidzahlen gegenübergestellt um so deren Effektivität zu ermitteln. Da die Anzahl von suizidpräventiven Massnahmen an Brücken zwar gestiegen, aber immer noch relativ gering ist, werden vergleichbare Bauwerke, an welchen Suizidpräven­tionsmassnahmen ergriffen wurden, in diese Analyse erfasst. Zusätzlich sollen bauliche Besonder­heiten (Schwachstellen im Sinne der Suizidprävention) an gesicherten Brücken und Bauwerken herausgearbeitet werden. An nicht gesicherten Hotspots sollen die Möglichkeiten und Grenzen der baulichen Massnahmen analysiert und diskutiert werden. Die gefundenen Daten von Brückensuiziden werden der Anzahl und Qualität der jeweiligen Medienberichte gegenübergestellt (Analyse des Werther-Effektes). Standardisierte Interviews von Passanten und Betroffenen (Brücken- oder Gebäudespringern, welche den Sturz überlebten) sollen die Studie ergänzen, um die psychologischen Effekte von bestehenden Massnahmen, aber auch den psychologischen Hintergrund der spezifischen Methodenwahl von Brückenspringern besser zu verstehen. Mit Hilfe dieser Ergebnisse sollen allgemeine Entscheidungskriterien gefunden werden, welche helfen, die geeignete bauliche Massnahme für einen spezifischen Objekt zu finden.

Kurzbeschreibung
(Englisch)
On the basis of the previous study (“Suicide prevention on bridges: basics”; AGB 2003 / 13) suicide data of Swiss bridges will be collected. Suicide numbers of previously identified hotspot bridges (bridges with 0.4 or more suicides per year for a time span of 10 years) will be updated. Newly identified hotspots will be documented applying the standardized format of the first study. Meanwhile, since the ending of the previous study, suicide prevention measures were installed on several Swiss bridges. The architectural features of the safety installations will be identified and related to their efficacy (in terms of suicide prevention). The number of suicide prevention measures on bridges has been increased in Switzerland since the first study, but is, still, very small. Therefore, we will add data of other buildings than bridges where suicide prevention measures are in place to enrich the analysis. Weak architectural spots in terms of suicide prevention will be identified on bridges and comparable buildings with safety installations. We will further analyse and discuss the different suicide measures than can be taken on (so far) non- secured hotspots. Suicide data of specific bridges will also be compared with qualitative and quantitative aspects of media reports to analyse the copycat effect. Additionally, standardized interviews with persons passing by on bridges on one hand and previous suicide jumpers (who survived the jump) on the other hand will be carried out. Such knowledge can help to better understand the psychological effects of measures taken on the bridge and psychological backgrounds of the method choice of bridge jumpers respectively. These results will therefore improve the process of finding the best measure that has to be taken on a specific bridge.
Projektbeschreibung
(Deutsch)

Zu Projektziel 1, 2 und 3) Sinnvolle neue Massnahmen zur Suizidprävention an Brücken in der Schweiz müssen so effektiv wie möglich sein. Zudem sollten sie kostenoptimiert sein und es sollten nur diese Brücken gesichert werden, bei denen eine hohe Suizidzahl beobachtet wird beziehungsweise, bei Neubauten, befürchtet werden kann. Die erste Brückenstudie hat einen Überblick über Suizid-Brücken-Hotspots in der Schweiz geliefert. Die Anzahl der Suizide an Brücken verhält sich nicht statisch, sondern hat eine zeitliche Dynamik. Daher bedarf es nach mehr als fünf Jahren einer Aktualisierung der Daten und einer Suche nach neuen Hotspots. Hierzu müssen erneut verschiedene Quellen der Daten über Suizide von Brücken eruiert und umfassende Literaturrecherchen durchgeführt werden. Die Erfassung von Suiziden erfolgt innerhalb der Schweiz zentral durch das Bundesamt für Statistik in einer abstrakten Form (offizieller Terminus: "Suizid durch Sturz aus der Höhe"), eine Erfassung von Brückensuiziden ist nach wie vor nicht direkt möglich. Jede Recherche wird daher konkreten Daten der lokalen Polizeibehörden und Institute für Rechtsmedizin einbeziehen müssen. Auf Grund der Erfahrungen mit mittlerweile gesicherten Hotspot-Brücken soll in der neuen Studie über die Erfassung hinaus bei bislang nicht gesicherten Hotspots zusätzlich mögliche sinnvolle Sicherungsmassnahmen diskutiert werden.

Zu Projektziel 4) Es ist bekannt, dass Hotspots ihre Bekanntheit im Wesentlichen durch Medienberichte erreichen. Eine Aktualisierung der Anzahl und Orte von Brückensprüngen in der Schweiz muss somit ebenso eine erneute Erfassung der Berichterstattung beinhalten.

Zu Projektziel 5) Ästhetische und denkmalpflegerische Gesichtspunkte haben einen hohen Stellenwert im Tourismusland Schweiz. Doch denkmalpflegerische Kriterien können nicht die einzigen Aspekte sein, welche ausschlaggebend für den Bau einer Suizidpräventionsmassnahme an einem Bauwerk sind. Von zentraler Bedeutung ist die Berechnung, welche Massnahme wie viele Folgesuizide hatte und welche durch diese Studie durch die aktualisierten Daten verbessert werden wird. Wichtig ist hier auch die Hintergründe zu verstehen, warum jemand eine Brücke wählt und nicht eine andere und wie Aussenstehende die gegeben Massnahmen erleben. Wird ein Sicherheitsnetz als Auffangnetz oder als nicht ernst zunehmende Massnahme angesehen? Wird eine Geländererhöhung als einschränkend, als provozierend oder als sichernd erlebt? Um diese Fragen beantworten zu können, werden die bestehenden Massnahmen erfasst und standardisierte Befragungen durchgeführt. Hierbei sollen einerseits Passanten welche die Brücke überqueren vor Ort befragt werden, andererseits sollen Personen interviewt werden, welche in der Vergangenheit gesprungen sind, aber überlebt haben. Diese wissenschaftlich-psychologisch fundierten Ergebnisse werden somit helfen zu verstehen, warum suizidpräventive Massnahmen wirksam sind, bzw. wie sie von Betroffenen und Aussenstehenden wahrgenommen werden.

Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
(Deutsch)

Ziel 1-3) Aktualisierte Daten über Brückensuizide an Hotspots in der Schweiz. Erkenntnisse über die Effektivität der verschiedenen suizidpräventiven Massnahmen an den schweizer Brücken, welche helfen können die bestehende ASTRA-Richtlinie weiter zu optimieren. Es besteht eine Basisanalyse an bislang nicht gesicherten Hotspots, welche bei kommenden baulichen Veränderungen herangezogen werden kann.

Ziel 4) Kenntnis über den konkreten Zusammenhang zwischen Qualität und Quantität der Berichterstattung durch öffentliche Medien. Ermittlung des Zusammenhanges zwischen Medienberichterstattung und Anzahl von Brückensprüngen.

Ziel 5) Besseres Wissen über die psychologischen Hintergründe des Brückensprungs (warum wählt jemand die Methode „Sprung“?) und den Suizidpräventionsmassnahmen (welche Massnahme wird wie wahrgenommen?).

Methoden
(Deutsch)

Der Forschungsplan soll auf der Basis der o.g. Phasen gegliedert werden.

Ad Phase 1) Planungs- und Konzeptphase (Monat 0-3):

Allgemein: Rekrutierung der Hilfskraft

Bzgl. Ziel 1, 2 und 3: Da bereits einige Daten zu bekannten Hotspots bestehen, können diese Informationen (im wesentlichen Kontaktdaten) benützt werden um das Vorgehen der Gewinnung von aktualisierten Daten zu Suiziden durchzuführen. Zur Prüfung, ob sich mittlerweile neue Hotspots gebildet haben, werden im ersten Schritt die alten Daten reanalysiert zum Beispiel um Brücken mit 0.2 bis 0.5 Suiziden pro Jahr zu erfassen und um dieser später ebenso zu reevaluieren. Ferner wird eine Sichtung anderer Daten­quellen durchgeführt (BFS, neue Daten von den Instituten der Rechtsmedizin zur Abschätzung), wo und ob noch neue Hotspots lokalisiert sein können. Daten von Brücken mit unsicherer Datenerhebung (z.B. Schwarzwasserbrücke) werden neu erfasst.

Bzgl. Ziel 4: Die Medienerhebung wird erst am Ende erfolgen.

Bzgl. Ziel 5: Ausarbeitung des standardisierten Interviews zur Erfassung der Meinung von Laien und Betroffenen (ehemaligen Gebäude- oder Brückenspringern) zu ausgeführten oder projektierten (Pläne, Fotomontagen) baulichen Massnahmen wie erhöhte Geländer oder Netze) . Probeinterviews zur Evaluation des Interviewleitfadens.

Ad Phase 2 (Erhebungsphase)

Bzgl. Ziel 1: Kontaktpersonen/ -institutionen (Polizei, IRM, etc.) werden erneut avisiert. Hotspot Daten bekannter Hotspots werden zusammengetragen.

Bzgl. Ziel 2: Bei den potentiellen Hotspots paralleles Vorgehen, neue Hotspots werden aufgesucht und fotodokumentiert und vermessen.

Bzgl. Ziel 3: Erfassung aller baulichen Massnahmen, welche Einfluss auf die Suizidgefahr haben könnten. Bekannte, nicht gesicherte Hotspots werden baulich standardisiert erfasst um mögliche Massnahmen hier diskutieren zu können.

Bzgl. Ziel 4: erst ab Monat 20, wenn der überwiegende Teil der Suiziddaten vorhanden ist, werden Mediendaten über zentrale Medien-Suchmaschinen gesucht. Da anders als in der ersten Studie auch eine qualitative Medienanalyse durchgeführt werden soll, wird es diesmal nötig sein, Medienberichte zu den Brücken abzurufen und qualitativ zu bewerten.

Bzgl. Ziel 5: Aufsuchen und Durchführung von ca. 1000 Interviews auf gesicherten und einer Auswahl ungesicherter Hotspots. Finden von ehemaligen Springern an Hand der von uns seit mehreren Jahren fortlaufend durchgeführten WHO- MONSUE Studie (Monitoring von Suizidversuchen in der Agglomeration Bern).

Ad Phase 3

Zusammenführung und Aufbereitung aller gewonnenen Daten sowie statistische Analysen. Schreiben des Gelben Berichtes.
Spezielle Geräte und Installationen
(Deutsch)
Keine.
Allgemeiner Stand der Forschung
(Deutsch)

Suizide können erfolgreich verhindert werden, wenn die Methoden eingeschränkt werden. Diese gesicherte Erkenntnis stellt einen wichtigen Eckpfeiler in der Suizidprävention dar („restricting access to lethal means were found to prevent suicide“,[Mann et al.]. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass durch eine genaue Analyse bei nahezu allen Suizidmethoden Sicherheitslücken aufgezeigt werden können. Ein Beispiel für Effektivität der Suizidprävention durch Reduktion der Verfügbarkeit der Methoden stellt die Entgiftung des Haushaltsgases in der Schweiz dar [Lester 1990]. Nach dieser Massnahme kam es zu einer markanten Abnahme von Suizid durch Gasvergiftung, ebenso wie zu einer Verringerung der Gesamtsuizidrate [Kreitmann 1976]). Die oft vertretene Meinung „wenn sie das eine nicht können, machen sie etwas anderes“ hat sich somit als falsch erwiesen. Mittlerweile wird dies durch über 20 Studien untermauert [Daigle 2005)]. Auch die Sicherung von Brücken stellt hier keine Ausnahme dar (s.u.).

Suizid durch Sprung ist die vierthäufigste Methode in der Schweiz (ca. 11%). Suizid durch Sprung von der Brücke ist an die Nähe einer Brücke gebunden. Selten reisen Menschen weit zu einer Brücke um sich das Leben zu nehmen. So erklären sich lokale Häufungen der Suizidmethode Brückensprung. In der Stadt Bern zum Beispiel ist Suizid durch Sprung mit Werten um 30% die am häufigsten verwendete Methode. In einem Jahr vor der Sicherung der Münsterplattform erfolgten sogar etwa 60% aller Suizide in der Stadt Bern durch diese Methode, eine Zahl, welche sonst nur in New York und Singapur erreicht wird.

Suizid durch Sprung ist eine Selbsttötung im öffentlichen Raum. Unweigerlich werden unbeteiligte Passanten unfreiwillig mit zumeist sehr blutigen Leichen konfrontiert. Der Sprung ist also eine Suizidmethode die zur Traumatisierung von Unbeteiligten führt, die Sicherung dieser Hotspots ist schon daher von öffentlichem Interesse. In der Tat sind viele Suizidsprungorte genau aus diesem Grunde, nämlich der Gefahr die Suizidale für andere darstellen, und nicht etwa zur Suizidprävention gesichert worden. Beispiele sind die Berner Münsterplattform (1998) der der Sittersteg (2002) St. Gallen, SG oder jüngst (Dezember 2009) die provisorische Sicherung der Kirchenfeld- und Kornhausbrücke in Bern.

Finden Suizide im öffentlichen Raum und werden hierdurch unbeteiligte Dritte gefährdet, so besteht hierfür häufig ein ausgeprägtes mediales Interesse. Die Aktivitäten durch die Boulevard Presse führt aber häufig zu einem Teufelskreis: Durch Zeitungsberichte wird eine Brücke zunehmend bekannter dafür ein „geeigneter“ Ort für einen Suizid zu sein, ein Phänomen das in der Literatur als „Werther-Effekt“ (im Englischen: copycat effect) eingegangen ist [Ziegler & Hegerl 2000]. Insgesamt verstärken sich Zeitungsberichte und Suizidzahlen somit gegenseitig. Bei allen Untersuchungen zu Brücken-Hotspots müssen daher die Anzahl und Art der Publikationen in die Gesamtbeurteilung immer miteinbezogen werden.

In der Grundlagenstudie zu Brückensprüngen in der Schweiz (AGB 2003/13) wurden schweizweit (ausser Tessin) die Brückensprünge zwischen 1990 und 2004 identifiziert. Für diesen Zeitraum wurden 141 Brücken gefunden, von denen 475 Menschen in der Schweiz sprangen. Bemerkenswert ist, dass der grösste Teil der Brückensprünge von aber einer relativ kleinen Anzahl von 23 Brücken stattfindet. In der Arbeit wurden 25 Hotspots identifiziert von denen über einen Zeitraum von 10 Jahren mehr als 0.4 Suizide pro Jahr stattfinden.

Mit Hilfe der seinerzeit gefundenen Daten unter Einschluss der Daten des Bundesamtes für Statistik konnte ausserdem gezeigt werden, dass in Kantonen ohne Brücken die Anzahl der Suizidsprünge geringer ist als in Kantonen mit Brücken [Reisch et al. 2007; Reisch 2009]. Eine erhöhte Rate anderer Suizidmethoden konnte dagegen nicht aufgezeigt werden. Ferner zeigte sich, dass Brückenspringer sich auch von Gebäudespringern klar unterscheiden: Sie sind im Mittel 14.3 Jahre jünger [Reisch et al 2008], es handelt sich hier also um eine zumindest teilweise abgrenzbare Population, ein Grund mehr, welcher für die Brückensicherung spricht. Insgesamt hatte die Vorstudie zu Brückensuiziden (AGB 2003/13) und die Publikationen unserer Arbeitsgruppe zu der Münsterplattform eine Reihe konkreter Konsequenzen. So sind auf der Basis der Ergebnisse mehrere Brücken im In- und Ausland bereits gesichert worden oder die Sicherung ist in Planung. Beispiele sind die Lorzentobelbrücken in Baar, ZG, die Ganterbrücke, Simplonpasstrasse, die Haggenbrücke, sowie die Cold Spring Arch Bridge, Santa Barbara, California, USA (http://www.dot.ca.gov/dist05/projects/sb_cold_springs/eir09june.pdf), Golden Gate Bridge, San Francisco, USA. Eine weitere Konsequenz der Studienergebnisse war die Erstellung einer neuen Astra Richtlinie (12004 Konstruktive Einzelheiten von Brücken), in dem eine Algorrhytmus von Sicherungs­massnahmen dargestellt wird.

Projektziele
(Deutsch)

1. Aktualisierung der Suiziddaten von Suizid-Hotspot-Brücken in der Schweiz.

2. Suche und standardisierte Dokumentation weiterer Hotspot-Brücken

3. Analyse suizidpräventiver Massnahmen einschliesslich deren bauliche Umsetzung und Effektivität

4. Analyse des Einflusses von Medien auf die Anzahl von Brückensprüngen

Ermittlung psychologischer Aspekte verschiedener baulicher Massnahmen
Projektziele
(Englisch)

1. Update of suicide rates of Swiss suicide hotspot bridges

2. Recognition and standardized documentation of additional hotspot bridges

3. Analysis of suicide prevention measures including installation and its efficacy

4. Analysis of media effects on number of suicide jumps

Evaluation of psychological aspects of different suicide prevention measures
Forschungsplan
(Deutsch)

Die Studie wird drei Phasen umfassen und vier Themenbereiche bearbeiten:

Die Phasen:

1. die Planungs- und Konzeptphase (Beginn bis 3. Monat)

2. die Datenerhebung (4. bis 19 Monat)

3. die Auswertung (19. bis 22. Monat)

Die beforschten Themenbereiche (Ziele):

1. Aktualisierung der Suiziddaten von bekannten Hotspots

2. Suche und standardisierte Dokumentation weiterer Hotspot-Brücken

3. bauliche Suizidpräventions-Massnahmen

4. Mediendaten

5. Erfassung psychologischer Hintergründe zu bisherigen baulichen Massnahmen

Meilensteine Phase 1:

Ad Ziel 1, 2 und 3) Es besteht eine Zusammenstellung welche Suiziddaten und welche baulichen Sicherungsmassnahmen wo erhoben werden müssen (einschliesslich Zusammenstellung alter Kontaktdaten). Es besteht eine Liste potentieller neuer Hotspots. Es besteht ein Katalog zur Erfassung baulicher Details zwecks späterer Abschätzung sinnvoller Suizidpräventionsmassnahmen (bei bislang nicht gesicherten Hotspots).

Ad Ziel 4) kein Meilenstein.

Ad Ziel 5) Es besteht ein Interviewleitfaden für die Befragungen.

Meilensteine Phase 2

Ad Ziel 1) Suizidzahlen der bekannten Hotspots sind erfasst.

Ad Ziel 2) Neue Daten der bekannten Hotspots sind erfasst. Neue Hotspots sind erfasst und dokumentiert (Suizidzahlen der letzten 15 Jahre, bauliche und örtliche Gegebenheiten).

Ad Ziel 3) Suizidpräventive Massnahmen an schweizer Brücken und anderen Bauwerken sind erfasst und dokumentiert. Bei nicht gesicherten Hotspots ist die bauliche Situation als Basis für die Analyse möglicher Massnahmen erfasst.

Ad Ziel 4) Publikationen zu Brückensuiziden in der Schweiz sind mittels Suchmaschinen identifiziert und liegen als Kopien vor.

Ad Ziel 5) Insgesamt 1000 Interviews von Passanten zu den psychologischen Aspekten von bestehenden Suizidpräventionsmassnahmen und 20 Interviews von ehemaligen Brücken- oder Gebäudespringern zu der spezifischen Methodenwahl liegen vor.

Meilensteine Phase 3 (Projektabschluss)

Ad Ziel 1 bis 5) Alle Daten (Suiziddaten, technische Daten der Präventionsmassnahmen, Mediendaten qualitativ und quantitativ) sind eingegeben und ausgewertet. Mögliche Massnahmen an nicht gesicherten Hotspots sind analysiert.
Umsetzung und Anwendungen
(Deutsch)

Aktualisierte Daten der Brücken sollen Bauherren eine Hilfe sein um eine Entscheidung zu treffen, welche weitere Brücke gesichert werden sollte.

Die Frage, wie eine Brücke sinnvoll gesichert wird, kann an Hand des Wissens, wie effektiv eine spezifische Massnahme bei anderen Brücken war, beantwortet werden.

Mediendaten sollen helfen in kritischen Situationen Medienschaffende zu motivieren zurückhaltend oder gar nicht zu berichten.

Das psychologische Verständnis von Aussenstehenden und Betroffenen zu den bestehenden Massnahmen hilft, Kriterien zur Wahl der geeigneten Massnahme an einem spezifischen Objekt zu finden. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Präventionsmassnahmen und deren Verträglichkeit unter ästhetischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten können so besser abgewogen werden
Berichtsnummer
(Deutsch)
659
Berichtsnummer
(Englisch)
659
Literatur
(Deutsch)

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