Schlüsselwörter:
Stress, Stressbewältigung, mentales Wohlbefinden, psychische Gesundheit, Schlaf, Berufsschule,
Stressmanagement, transaktionales Stressmodell
Hintergrund: Viele Menschen und speziell auch Jugendliche sind heutzutage von Stressbelastungen
betroffen. Der Übergang in eine neue Schulform resp. in die Lehre, die Übernahme von
verantwortungsvollen Aufgaben im Beruf, die Ablösung vom Elternhaus, das Eingehen neuer
Beziehungen u.v.m. können Stressreaktionen hervorrufen. Nicht wenige Jugendliche sind überfordert und
leiden unter dieser Situation. Deshalb stellt sich auch für Lehrpersonen die Frage, wie sie Jugendliche in
diesen kritischen Entwicklungsphasen unterstützen und welche Fähigkeiten sie ihnen vermitteln können,
die, neben einer erfolgreichen Gestaltung der Schul- und Berufslaufbahn, für eine physisch wie auch
psychisch gesunde Lebensführung von Nutzen sind.
Das entwickelte Stressbewältigungsprogramm, welchem das transaktionale Stressmodel nach Lazarus
und Kollegen zugrunde liegt, hat deshalb zum Ziel, durch die Förderung persönlicher und sozialer
Kompetenzen auf den Umgang mit schwierigen und belastenden Situationen vorzubereiten. Es geht also
nicht darum, Jugendliche zur Vermeidung potenzieller Stresssituationen anzuleiten. Vielmehr sollen die
Heranwachsenden durch eine bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Stress und
Stressbewältigung mit den nötigen Bewältigungskompetenzen ausgestattet werden, die ihnen das Gefühl
geben, mit den herausfordernden Aufgaben des Lebens konstruktiv umgehen zu können.
Fragestellung: Es stellt sich zunächst die Frage, wie verbreitet erhöhter Stress, geringe
Bewältigungskompetenzen, Depression und Schlafstörungen sowie ein Mangel an körperlicher Aktivität
innerhalb der untersuchten BerufsschülerInnen sind und wie sich die einzelnen Aspekte zueinander
(auch über einen längeren Zeitraum) verhalten. Darüber hinaus gilt es herauszufinden, ob das
Stressmanagementprogramm EPHECT dazu beitragen kann, Stress, Schlaf und die psychische
Gesundheit positiv zu beeinflussen.
Methode: Zwei Berufsschulen nahmen an der Studie teil. Während die Interventionsschule über einen
Zeitraum von acht Monaten ein Stressmanagementprogramm im Sportunterricht durchführte, fand in der
Kontrollschule der konventionelle Turnunterricht statt. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Programms
erhielt die Interventionsschule wichtige Hilfsmittel in Form von Lehrer- und Schülerbroschüren. Vor und
nach der Intervention füllten alle SchülerInnen der Interventions- und Kontrollschule (N ≈ 1400) einen
Fragebogen zur Selbsteinschätzung ihres Stresslevels, ihrer Bewältigungskompetenzen, ihrer
Schlafqualität, ihres psychischen Wohlbefindens und ihrer körperlicher Aktivität aus. Basierend auf
diesen Ergebnissen wurden 28 SchülerInnen mit einem hohen Risikoprofil und 28 SchülerInnen mit
einem tiefen Risikoprofil für weitergehende physiologische Messungen (Schlaf-EEG, Aktivitätsmessung,
Stresshormon Kortisol) ausgewählt.
Ergebnisse & Diskussion:
Die subjektive Einschätzung einer hohen körperlichen Aktivität geht mit einer erhöhten Schlafqualität
sowie einem geringeren Risiko für Schlafstörungen einher. Gleichzeitig weisen BerufsschülerInnen, die
ein erhöhtes Risiko für Burnout zeigen, einen erhöhten Stresslevel und depressive Symptome auf und
sind allgemein unzufriedener mit ihrem Leben. Demgegenüber steht, dass EPHECT bei einer
erfolgreichen Umsetzung, die Lebenszufriedenheit der entsprechenden BerufsschülerInnen erhöhen
konnte. Zukünftig scheint es ratsam, die Schülerbroschüren zusätzlich im Theorieunterricht (z.B.
allgemeinbildenden Unterricht) einzusetzen, um die Wirksamkeit des Programms weiter zu steigern