Die Verkehrsplanung benötigt verlässliche Grundlagedaten zum Mobilitätsverhalten und zum Verkehrsgeschehen (Verkehrsbelastungen, Geschwindigkeiten usw.). Für die Erhebung dieser Grundlagedaten steht eine Vielzahl von Methoden – von einfachen Zählungen bis zu komplexen Befragungen – zur Verfügung.
Um die für die jeweilige Aufgabenstellung zweckmässigste Methode wählen zu können, müssen die ausschreibenden Behörden und die mit der Durchführung von Verkehrserhebungen beauftragten Stellen die verfügbaren Erhebungsmethoden mit deren Möglichkeiten und Grenzen kennen.
Dazu gehören z.B. Informationen zu:
- Definitionen und Kategorisierungen der für die Verkehrsplanung benötigen Grundlagedaten und der Methoden zu deren Erhebung
- Erforderlichem Stichprobenumfang
- Zeitbedarf und Kosten für die Planung und Durchführung von Erhebungen
- Statistischen Methoden für die Auswertung
- Anforderungen an die Durchführenden
- Aussagekraft und Zuverlässigkeit der Ergebnisse
- usw.
Planungshilfen und Checklisten in der Form von VSS-Normen helfen, die Planung und die Durchführung von Verkehrserhebungen zu rationalisieren und die erforderliche Datenqualität sowie die Vergleichbarkeit der Daten sicherzustellen.
Seit Inkrafttreten der noch geltenden Normen zum Thema "Verkehrserhebungen" 1983 resp. 1988 haben sich sowohl der Stand-der-Kunst im Bereich der Verkehrserhebungen als auch die Datenbedürfnisse sehr stark entwickelt: Neue Methoden und Technologien stehen zur Verfügung. So werden neben Befragungen zum tatsächlichen Verkehrsverhalten (revealed preference) neu auch solche zu möglichen Verhaltensänderungen (stated preference) durchgeführt und bei den Verkehrsbeobachtungen gelangen neben den für viele Aufgaben immer noch aktuellen manuellen Zähltechniken auch automatische Zählsysteme und neue Technologien wie, GPS, GSM, Video, automatische Bildauswertung usw. zum Einsatz.
Angesichts dieser Entwicklungen sind die bestehenden VSS-Normen derart veraltet, dass eine blosse Überarbeitung nicht zum Ziel führen würde. Dringend nötig ist ihr vollständiger Ersatz durch Neufassungen. Dazu sind die notwendigen Grundlagen in entsprechenden Forschungsprojekten zu erarbeiten.
Die VSS EK 1.01 hat für den Themenbereich "Erhebung verkehrsplanerischer Grundlagedaten“ das folgende Normierungskonzept entwickelt: (Tabelle 1)
Die Erarbeitung der zur Erstellung der neuen Normen notwendigen Grundlagen soll im Rahmen eines Forschungsbündels, bestehend aus den folgenden Teilprojekten, erfolgen:
· Teilprojekt 1: Verkehrserhebungsmethoden, Systematik und Glossar (liefert die Grundlagen für die neuen Normen SN 640 000a und SN 640 001a)
· Teilprojekt 2: Verkehrserhebungen, Methoden der Verkehrsbeobachtung (liefert die Grundlagen für die neue Norm SN 640 002a)
· Teilprojekt 3: Verkehrserhebungen, Methoden der Verkehrsbefragung (liefert die Grundlagen für die neue Norm SN 640 003a)
Gegenstand des vorliegenden Kreditbegehrens ist das Teilprojekt 2. In diesem Teilprojekt erfolgt die Überarbeitung der heute vorliegenden Normen „Verkehrszählungen“ (SN 641 211) und „Erhebungen beim Parkieren“ (SN 641 215).
Grundsätzlich wird vorgesehen, die beiden in den heutigen Normen abgebildeten Betrachtungsebenen „fliessender Verkehr“ und „ruhender Verkehr“ unter methodischen Aspekten in einer einzigen Norm zusammenzufassen. Die als Planungshilfe ausgelegte Norm sowie der zugrundeliegenden Forschungsbericht vermitteln den Anwendern Grundlagen zur Anwendung der auf Beobachtungen gestützten Methoden zur Beschreibung von aktuellen Verkehrssituationen.
Basierend auf einem mittels Literaturanalyse und gestützt auf die umfangreichen Erfahrungen der Forschungsstelle gewonnenen Ist-Zustand im Bereich der Verkehrsbeobachtungen werden für die nachstehend dargestellten Bereiche „Zählen“ und „Messen“ die Einsatzgebiete sowie die aktuellen manuellen und technischen Beobachtungsmethoden umschrieben:
· Bereich „Zählen – fliessender Verkehr“: Querschnittszählungen, Knotenstromzählungen, Verkehrsarten (Ziel-/Quell-/Durchgangsverkehr), Fahrzeugbesetzungsgrade
· Bereich „Zählen – ruhender Verkehr“: P-Belegung, Verkehrserzeugungsraten
· Bereich „Messen – fliessender Verkehr“: Gewicht, Geschwindigkeit/Reisezeit, Zeitlücken
· Bereich „Messen – ruhender Verkehr“: P-Dauer
Das vorgeschlagene Beschreibungsraster ist im Abschnitt „Forschungsplan“ dargestellt.
Da die Arbeiten im Rahmen eines Forschungsbündels bearbeitet werden, wird – neben der üblichen Abstimmung mit der als Begleitkommission eingesetzten VSS EK 1.01 – der Koordination mit den anderen Bearbeitenden eine grosse Bedeutung beigemessen. So wird sichergestellt, dass insgesamt ein stimmiges Gesamtpaket entsteht.
Die Ergebnisse werden in einem Forschungsbericht dokumentiert. Zudem wird ein Normentwurf für die neue VSS-Norm SN 640 002a „Verkehrserhebungen, Methoden der Verkehrsbeobachtung“ erstellt.