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Forschungsstelle
BLV
Projektnummer
2.10.02
Projekttitel
Auswirkungen farbiger Stallbeleuchtung auf das Verhalten von Legehennen
Projekttitel Englisch
Effects of coloured illumination of hen houses on the behaviour of laying hens

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Publikationen / Ergebnisse
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Englisch)

Coloured light, laying hens, animal welfare

Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Gesetzliche Grundlagen

Die Tierschutzverordnung schreibt generell mind. 15 Lux für Ställe in denen sich die Tiere vorwiegend aufhalten vor (TSchV, Art. 33, Abs. 2), für Hausgeflügel mind. 5 Lux (Art. 67, Abs. 1), ausgenommen in Ruhe- und Rückzugsbereichen. In beiden Fällen macht die Verordnung jedoch keine Angaben über die Lichtqualität.

Die Ethoprogrammverordnung des Bundesamts für Landwirtschaft BLW verlangt im BTS-Programm für Ställe in denen sich die Tiere vorwiegend aufhalten Tageslicht mit einer Intensität von mind. 15 Lux (Art. 3, Abs 3), dies auch für Hausgeflügel. Für diese gilt zudem, dass in Stallbereichen, in denen das Tageslicht wegen Stalleinrichtungen oder der Distanz zur Fensterfront stark reduziert ist, die Lichtstärke von 15 Lux durch Zuschaltung von Kunstlicht erreicht werden muss (Art. 6, Abs. 6.2). Auch diese Verordnung macht keine Angaben über die Qualität des Kunstlichts.

Situation/ Entwicklung in der Schweiz

In der Aufzucht und der Haltung von Legehennen ist der vermehrte Einsatz von farbigem Licht (blau, rot und grün) in den Ställen festzustellen. Als Leuchtmittel werden sogenannte Lichtschläuche oder professionellere Niedervolthalogenlampen verwendet. Insbesondere die letzteren werden gezielt als Beleuchtungsmittel für Geflügelställe beworben (Rhis Agro, Seon; Rütsche Technik, Bazenheid; Stirnimann AG, Kriens, Inauen, Appenzell) und es werden u.a. folgende Wirkungen versprochen:

· Durch Beleuchtung mit rotem Licht weniger Kannibalismus und weniger Futterverschwendung bei Legehennen und höhere Fruchtbarkeit bei Elterntieren.

· Dank blauem Licht weniger Aggressivität und höhere Endgewichte bei Broilern und Truten.

· Monochromatisches grünes Licht wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden von Geflügel aus.

· Grünes Licht führt in der Aufzucht zu weniger Aggressivität, weniger Ausfällen, weniger Futterverschwendung und zu höheren Endgewichten.

Die farbigen Beleuchtungen erfüllen die aktuellen gesetzlichen Vorgaben insofern, als dass damit die vorgeschriebene Lichtstärke von 5 Lux erreicht werden kann. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Beleuchtung von Ställen mit farbigem Licht tierschutzrelevante Auswirkungen auf das Verhalten und die Physiologie von Hausgeflügel hat, auch wenn die vorgeschriebene Lichtintensität eingehalten wird. Der Gesetzgeber hat es bisher verpasst, diesen wichtigen Aspekt der Haltung entsprechend zu regeln. Bei einer weiteren Verbreitung der farbigen Beleuchtung von Ställen ist jedoch absehbar, dass dieser Bereich wird ergänzt werden müssen. Bezüglich Legehennen wird das vorgeschlagene Projekt dazu notwendige wissenschaftliche Grundlagen liefern.

Stand des Wissens

Hühnervögel besitzt vier verschiedene Rezeptoren in der Retina des Auges, der Mensch nur drei. Da Farbempfindungen jeweils auf dem Input aller vorhandenen Rezeptorentypen beruhen, nehmen sie Farben anders wahr als der Mensch. Zusätzlich sind ihre Rezeptoren empfindlicher als diejenigen des Menschen. Die Wellenlänge des in der Haltung verwendeten Lichts hat einen Einfluss auf verschiedene Produktionsparameter und Verhaltensweisen. Wachstum und Verhaltensänderungen werden grösstenteils über die Rezeptoren im Auge beeinflusst. Effekte auf die Geschlechtsentwicklung werden zusätzlich direkt über die bei Vögeln vorhandene Lichtwahrnehmung im Hypothalamus vermittelt. Dies trifft vor allem für langwelliges Licht im Rotbereich zu.

Truten- und Hühnerküken zeigen unter einer Beleuchtung mit violettem bis grünem Licht (415-560 nm) in den ersten Lebenswochen ein gesteigertes Körperwachstum verglichen mit Beleuchtung im Bereich Rot oder mit weissem Licht (Lewis, Caston et al. 2007, Rozenboim et al. 1999). Rotes Licht beschleunigt dagegen die sexuelle Entwicklung beim Geflügel (Lewis and Morris 2000). Bei Legehennen wird das Eigewicht durch farbige Beleuchtung beeinflusst. Hennen legen bei grüner Beleuchtung schwerere Eier als unter rotem Licht (Pyrzak et al. 1984). Bei Broilern ist die Sterblichkeit unter roter oder grüner Beleuchtung, verglichen mit weissem Licht, erhöht (Wells 1971). Bezüglich Verhaltensänderungen konnten Prayitno et al. (1997) bei Broilern feststellen, dass sie unter blauem und grünem Licht weniger aktiv waren und mehr Zeit mit Sitzen und Dösen verbrachten. Truten zeigten zudem weniger soziale Interaktionen (Gill und Leighton 1984). Rotes Licht führte zu einer gesteigerten Aggressivität, mehr Flügelstrecken und gehäuftem Bodenpicken.

Neben den Auswirkungen bestimmter Wellenlängen auf die Gesundheit und das Verhalten ist in Zusammenhang mit monochromatischen Stallbeleuchtungen vor allem auch folgendes zu berücksichtigen: Durch die einseitige Stimulation einer einzelnen Rezeptorart in der Retina und der entsprechenden Vernachlässigung der anderen drei, kann es zu Fehlentwicklungen kommen. Der Ausgleich der fehlenden Spektren beansprucht das neuronale System stark und führt zu einer verminderten Auslastung der retinalen Rezeptorkapazität und einer Überbeanspruchung der neuronalen Sehbahnen. Beides führt zu einer Einschränkung des Tieres in seiner Sehleistung und seinem Sehkomfort (Prescott 1999). Mögliche Konsequenzen können, analog zum Menschen, Kopfschmerzen, Augenflimmern und gereizte Augen sein (Smith 2003).

Die durch die Hersteller propagierte, bisher nicht nachgewiesene, positive Auswirkung von monochromatischem Licht auf Verhaltensprobleme wie Federpicken oder Aggression könnte somit auf einer eigentlichen "Amputation des visuellen Systems" beruhen. Dies wäre eine Beeinträchtigung der normalen Körperfunktionen, was einen Verstoss gegen Artikel 3, Absatz 1, TSchV (tiergerechte Haltung) bedeuten würde.

Studien welche den Einfluss des farbigen Lichts auf das Verhalten untersuchten beschränken sich auf Broiler und Truten (siehe Reviewartikel Lewis and Morris 2000) Zum Einfluss auf das Verhalten von Legehennen sind uns, ausser unseren eigenen Studien zur Farbprägung und zur Wahl von farbigen Nestern (Huber-Eicher 2004; Zupan, Kruschwitz et al. 2007) keine Untersuchungen bekannt. Bezüglich monochromatischer Beleuchtung von Legehennenställen scheint der Forschungsbedarf offensichtlich.

Kurzbeschreibung
(Englisch)

Effects of coloured illumination of hen houses on the behaviour of laying hens

The Swiss Animal Welfare Regulation stipulates that buildings for Livestock shall be illuminated in general with at least 15 lux, those for poultry farming with at least 5 lux. In both cases the regulation does not specify the light quality but only the light intensity. Recently, poultry farmers started to use coloured lights for illumination of barns for laying hens and laying chicks. They claim that coloured light (mainly red and green) may reduce problems with behaviour disorders like feather pecking and increased aggressiveness. There are some indications from turkey and laying hen-chicks that that light between 415-560 nm increases growth in the first few weeks of live. Additionally red light appears to speed up sexual maturity in poultry and hens lay heavier eggs under such light. Broilers however show increased mortality under red and green light when compared to white light. Less is known with respect to behaviour. Broilers showed less activity under blue and green light and spent more time with sitting and dozing. Red light increased aggressiveness and ground pecking. No information is available on the effect of coloured light on the behaviour of laying hens. The proposed study will help to fill in this gap. Two experiments are planned. First the effect of coloured LED's (blue, green, red and a control) on the behaviour of laying hens will be tested in 24 compartments (6 per colour) with groups of 25 hens. Observations will be aimed at shifts in frequencies of different behaviour categories like comfort behaviour, social behaviour and foraging. The second experiment will be laid out as a choice experiment. 6 groups of 25 hens will have free access to three identical compartments illuminated with the three colours and white light. In both experiments additional information will be collected on feather pecking, body weight, egg weight and number of laid eggs.

Publikationen / Ergebnisse
(Englisch)
Zugehörige Dokumente