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Forschungsstelle
BLV
Projektnummer
1.08.23
Projekttitel
Machbarkeitsabklärung zur Inaktivierung von antibiotikahaltiger Milch
Projekttitel Englisch
Evaluation of Possibilities for Inactivating Antimicrobial Residues in Milk

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektziele
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Publikationen / Ergebnisse
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)

Antibiotika-haltige Milch, Entsorgung, Inaktivierung von Antibiotika Rückständen

Schlüsselwörter
(Englisch)

Antibiotics in milk, disposal, inactivation of antibiotic residues

Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Milch, die auf Grund von Mastitisbehandlungen mit Antibiotika kontaminiert ist, stellt ein nachhaltiges Problem dar. Einerseits darf die antibiotikahaltige Milch nicht als Lebensmittel vermarktet werden, andererseits bedarf es einer speziellen Entsorgung bzw. Inaktivierung. Bisher wurde diesem Problem wenig Beachtung geschenkt und die kontaminierten Milchabfälle meist unsachgemäss entsorgt oder an andere Tiergruppen (z.B. Schweine, Kälber) vertränkt. Neben dem Verlust eines wertvollen Rohstoffes ist die Resistenzbildung von Mikroorganismen sowohl in den Mägen der Tiere, denen antibiotikahaltige Milch verfüttert wird, als auch in der Umwelt bedenklich. Der Umgang mit antibiotikahaltiger Milch stellt daher eine neue Herausforderung für die agrarwissenschaftliche und interdisziplinäre Forschung dar und praktikable, nachhaltige Lösungen sind dringend gefragt. Das Hauptziel besteht in einer wirkungsvollen Inaktivierung der Antibiotikarückstände unter möglichst umweltfreundlichen und ökonomisch-sinnvollen Umständen. Eine Umfeldanalyse zeigt, dass hierfür sowohl Abklärungen am Hof (on-farm Trennungs-konzept) als auch bei der Verwertung nötig sind. Chancen, Risiken, Praxistauglichkeit und Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von unterschiedlichen Verwertungs- und Entsorgungswegen wurden hierfür betrachtet:
• Verwertung als Wirtschaftsdünger (Gülle)
• Verwertung als Futtermittel
• Verwertung als Wärme durch Verbrennen oder Biogasproduktion
• Verwertung durch Weiterverarbeitung zu Casein und Lactose und daraus hergestellten Produkten (z.B. Verpackung aus PLA, Galalith etc.)
Eine Literaturrecherche sowie Rücksprachen mit Experten aus der Praxis haben gezeigt, dass die Verwertung direkt am Hof (verfüttern oder entsorgen über die Gülle) nachteilhaft und am wenigsten zu empfehlen ist. Eine Weiterverarbeitung zu Lactose und Casein scheint interessant, ist allerdings in der Schweiz schwierig zu realisieren. Alternative Verwendungen in Form von Galalith, Verpackungsmaterial oder im Textil- oder Künstlerbedarf sind daher ebenfalls für Schweizer Begebenheiten schwer zu realisieren. Die Verwertung über die Biogasschiene ist demgegenüber aber vielversprechend.

Schlussfolgerung und offene Fragen:
Die Beurteilung der Entsorgungs- und Verwertungsmöglichkeiten für antibiotikahaltige Milch hat gezeigt, dass es keinen eindeutig zu empfehlende Lösungsweg gibt, da viele technologische und logistische Fragen heute noch nicht gelöst sind. Es kann zusammengefasst werden, dass die Verwertung direkt am Hof (verfüttern oder entsorgen über die Gülle) keine Inaktivierungspo-tenzial mit sich bringt und ökologisch nachteilhaft ist. Parallel dazu erscheint dieser Verwertungsweg ökonomisch interessant, da keine weiteren Kosten für den Landwirt anfallen. Im Biolandbau und besonders im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sollte auf die Ausbrin-gung kontaminierter Gülle verzichtet werden.

Eine Weiterverarbeitung zu Lactose und Casein scheint interessant. Allerdings ist das Inaktivierungspotenzial der Weiterverarbeitung noch zu wenig erforscht. Es bedarf dem Aufbau neuer Netzwerke und der Sensibilisierung der wichtigsten Akteure, um antibiotikahaltige Milch in diesem Kanal nachhaltig zu verwerten.

Alternative Verwendungen in Form von Galalith, Verpackungsmaterial oder im Textil- oder Künstlerbedarf sind in der Schweiz momentan nicht zu realisieren und müssten im Ausland angefertigt werden.

Die Verwertung über die Biogasproduktion erscheint als geeignet. Die Schweiz verfügt über ein gut ausgebautes Netz an landwirtschaftlichen, industriellen und kommunalen Biogasanlagen, das weiter wächst. Die Transportdistanzen können klein gehalten werden, auch bereits länger gelagerte Milch kann zu Energie oder Wärme umgewandelt werden und ökonomisch scheint dieser Weg ebenfalls interessant.

In diesem Zusammenhang gilt es zu klären welche Aktivität Antibiotika in der Biogasanlage zeigen, ob und in welcher Verdünnung sie inaktiviert werden bzw. wie mit den Gärresten umgegangen werden soll. Zudem müssten die Rahmenbedingungen und Infrastruktur für eine Einspeisung der Milchabfälle in die Biogasproduktion verbessert, sowie das Wissen der Landwirte über die Problematik und dem Umgang damit gestärkt werden.

Grundsätzlich ist der beste Weg antibiotikahaltige Milch zu inaktiveren, diese Milch erst gar nicht zu produzieren. Dazu sollten folgende Forschungsfragen weiterverfolgt werden:

Wie kann der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung und damit auch die Rückstände und Resistenzen in der Milch weiter vermindert werden (z.B. durch Präventivmedizin und alternative bzw. komplementäre Behandlungsmethoden)?

Wie verhalten sich die eingesetzten Antibiotika mit ihren Wirkstoffgemischen hinsichtlich Abbau, Halbwertszeiten, Hitzebeständigkeit etc. und welche chemisch-pharmakologische Eigenschaften weisen sie auf? An welche Milchbestandteile/Phasen binden die Antibiotika? Diese Information ist besonders für die Verwertung zu Casein und Lactose wichtig.

Welche Aufgaben, Verantwortungen, Kosten und Entschädigungen könnten dem Landwirt in Zukunft treffen z.B. Dokumentationspflicht über antibiotikahaltige Milchmengen, AB-Eintragsprotokollierung in Umwelt, zusätzlich anfallenden Kosten für den Transport etc.? 
 

Projektziele
(Deutsch)

Das Hauptziel des Projekts besteht in einem Erkenntnisgewinn und der Erarbeitung einer Beurteilungsgrundlage/Entscheidungsgrundlage über Weiterverwertungsmöglichkeiten antibiotikahaltiger Milch sowie der Inaktivierung und Beseitigung von Antibiotika und deren Rückstände. Auf Grund der Ergebnisse der ersten Projektphase ist geklärt welche Verwertungstechnik die Geeignetste ist und welche Fragen bei einer grosstechnischen Realisierung zu beachten sind.
Folgende Teilziele ergeben sich daraus:

  • Darstellung aller relevanten Aspekte und Fragestellungen im Bereich Weiterverarbeitung von antibiotikakontaminierter Milch. Dabei wird das ganze System, angefangen bei der Milcherzeugung auf dem Hof über die logistische Trennung und Weiterverarbeitung bis hin zur Marktnachfrage von Verpackungen aus abbaubaren Materialien innerhalb einer Umfeldanalyse untersucht.
  • Darstellung der Chancen und Risiken der einzelnen Verwertungsverfahren
  • Beurteilende Darstellung der Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit unterschiedlicher Verwertungsmethoden
  • Bestimmung der geeignetsten und nachhaltigsten Methode zur Weiterverwertung von antibiotikahaltiger Milch.

Grundsätzlich soll diese erste Projektphase die Umsetzbarkeit prüfen und Aufschluss über die Realisierbarkeit als industrielle Anwendung liefern. Experimentelle Versuche können in einem Folgeprojekt durchgeführt werden. In Anbetracht des komplexen Themas sind die Arbeitstage aktuell auf 25 Tagen (25000.- CHF) festgesetzt. Das Rechercheprojekt soll bis Ende 2008 abgeschlossen sein.
Die ALP befasst sich ebenfalls mit dem Thema Antibiotikarückstände in der Milch und deren Inaktivierungsmöglichkeiten direkt auf dem Hof. Diese parallelen Abklärungsarbeiten ermöglichen eine weite Wissensgrundlage über die Problemstellung und sollen durch einen aktiven Austausch der Ergebnisse zu einer nachhaltigen Lösung führen.

Publikationen / Ergebnisse
(Deutsch)

Seidel, K.; Wyss, GS.; Klocke, P. (2009) Machbarkeitsabklärungen zur Inaktivierung von antibiotikahaltiger Milch. Abschlussbericht; FiBL Forschungsinstitut für biologischen Landbau.

Publikationen / Ergebnisse
(Englisch)
Zugehörige Dokumente