Viele Pferde werden heute wenig genutzt und sind zudem oft übergewichtig. Insbesondere der an sich tiergerechte Weidegang auf zu guter Futtergrundlage kann, auch saisonabhängig, zu gesundheitlichen Problemen führen. In einem Vorversuch wurde die Reaktion von Pferden auf das Tragen eines Maulkorbs zur Regulation der Futteraufnahme auf der Weide ethologisch erfasst und ausgewertet. Zwölf Freibergerhengste des Nationalgestüts Avenches, untergebracht in permanenter Weidehaltung dienten als Versuchsgruppe. Die Datenaufnahme erfolgte während zweier Tage, bei jedem Hengst jeweils eine Stunde ohne und eine Stunde mit Maulkorb. Mittels eines Ethogramms wurden Verhaltensmuster definiert und während der Beobachtungsphase entweder als Frequenz- (u.a. Kopfschlagen, Scharren, Schnauben, Kratzen, Wälzen, Koten und Harnen) oder als Zeitdauerelement (u.a. Dösen, Stehen, Schritt, Traben und Galoppieren, Fessen) aufgenommen. Die Frequenzelemente traten während der Beobachtungsphase ohne Maulkorb kaum auf, weshalb ein paarweiser Vergleich nicht möglich war. Die Zeitdauerelemente wiesen zwischen der Beobachtungsphase ohne und mit Maulkorb signifikante Unterschiede auf (Wilcoxon Signed-Rank Test for Difference in Medians). Diese ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Maulkorb für das Pferd mit einem bestimmten Unwohlsein einhergeht, das sich über entsprechende Verhaltensäusserungen manifestiert. Der damit verbundene leichte Stress könnte den Maulkorb zu einem interessanten Werkzeug für die Untersuchung von physiologischen Reaktionen beim Pferd auf schmerz- und angstfreie Belastungen machen.