Relevanz ökonomischer Bewertungen
Stetiger Kostendruck und zunehmende Intensität des Wettbewerbs prägen die Produktion und Verarbeitung. In diesem Umfeld bieten sich für Unternehmen Chancen, welche eine Differenzierungsstrategie verfolgen und gleichzeitig ein erfolgreiches Kostenmanagement betreiben. Für eine erfolgreiche Differenzierung ist ein bestimmtes Mass an Innovationsfähigkeit unumgänglich. Damit sich dieser Prozess nicht in massiven Kostensteigerungen niederschlägt, braucht es Instrumente, um die Wirtschaftlichkeit von innovativen Verfahren bewerten zu können. Bei traditionellen Verfahren spielen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen eine wichtige Rolle bei der Beurteilung, ob Kostenkomponenten einen Zusatznutzen stiften oder ob eine Kostensenkung ohne Qualitätseinbussen möglich ist.
Im Bereich der Produktion stellt sich die Frage, wie Leistungen der Landwirtschaft bewertet werden können, wofür kein marktwirtschaftlicher Preis existiert.
Kostensenkungen bei Qualitätsführerschaft
Die Einzigartigkeit im Sinne einer USP (Unique Selling Proposition) der Schweizer Käse wird durch die kleingewerbliche Struktur der Käsereien begünstigt. Die steigende Intensität des Wettbewerbs stellt diese kleinen Betriebe vor grosse Herausforderungen. Die Möglichkeiten, Skaleneffekte zu nutzen, werden durch die Betriebsgrösse stark eingeschränkt. Zugleich besteht die Gefahr, dass die Besonderheit der Produkte (und damit die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten) durch ungeeignete Sparmassnahmen beeinträchtigt wird.
Wirtschaftlichkeit innovativer Verarbeitungsverfahren
Der Einsatz innovativer Technologien kann die Differenzierung stark fördern. Insbesondere bei gewerblichen Betrieben stellt die Forderung nach innovativen Technologien betriebswirtschaftlich jedoch eine Herausforderung dar. Der strukturbedingt eingeschränkte Umfang der verfügbaren Mittel dieser Unternehmen erschwert die Realisierung umfangreicher Investitionen. Zudem fehlen oftmals fundierte und neutrale Entscheidgrundlagen, unter welchen Bedingungen der Einsatz einer bestimmten Technologie betriebswirtschaftlich gewinnbringend ist. Gleichzeitig werden von Kapitalgebern (bspw. im Rahmen der neuen Regionalpolitik) Business Pläne mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Basis verlangt.
Bei der Herstellung von Käse aus (mittels Mikrofiltration) hochkonzentrierter Milch fehlen Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit (unter Einbezug der Kosten und Erlöse von Produkten und Nebenprodukten) für gewerbliche Betriebe. Dies hemmt die Verbreitung innovativer Technologien und beeinträchtigt auf diese Weise die Innovationskraft der gewerblichen Käsehersteller. Das angesprochene Verfahren verfügt zudem über betriebswirtschaftlich sehr interessante Aspekte wie beispielsweise die Möglichkeit zur Produktdifferenzierung. Doch auch hierzu fehlt eine ökonomische Bewertung.
Wettbewerbsfähigkeit und Externalitäten von Produktionssystemen
Der marktwirtschaftliche Preis bildet nicht alle Wirkungen ab, welche von einem Produkt ausgehen. Für die öffentlichen Güter (bspw. saubere Luft, intakte Landschaften) gibt es keinen marktwirtschaftlichen Preis, es entstehen externe Kosten (bspw. Luftverschmutzung) resp. Nutzen (intakte Landschaft). Dies kann dazu führen, dass Güter übernutzt, zerstört oder (Güter mit positiven Externalitäten) gar nicht erst produziert werden.
Sofern die marktwirtschaftlichen Preise auch unter Einsatz des ökonomisch am besten geeigneten Produktionssystems keinen genügenden Anreiz bieten, bestimmte Leistungen mit einem externen Nutzen vorzunehmen oder Tätigkeiten mit externen Kosten zu unterlassen, treten unerwünschte Effekte auf.