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Forschungsstelle
ASTRA SBT
Projektnummer
FGU2008/002
Projekttitel
Soll sich der Mensch dem Tunnel anpassen oder der Tunnel dem Menschen? Entscheidungsgrundlagen für die Berücksichtigung menschlichen Verhaltens in der Tunnelsicherheit
Projekttitel Englisch
Should we educate the user to the tunnel or adapt the tunnel to the user*? (*L. Lathauwer, 2005) How to integrate human behaviour in tunnel safety concepts.

Texte zu diesem Projekt

 DeutschFranzösischItalienischEnglisch
Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektbeschreibung
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Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
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Methoden
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Spezielle Geräte und Installationen
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Allgemeiner Stand der Forschung
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Projektziele
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Forschungsplan
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Umsetzung und Anwendungen
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Literatur
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Strassentunnels, Tunnelsicherheit, menschliches Verhalten, Faktor Mensch, Tunnelgestaltung, Betrieb, Ereignisfall
Schlüsselwörter
(Englisch)
Road tunnels, tunnel safety, human behaviour, human factor, tunnel design, tunnel operations, emergency response
Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Die Bedeutung von Strassentunnels für die Infrastruktur in stark besiedelten Gebieten nimmt ständig zu. Damit gewinnt das Thema "Tunnelsicherheit" weiter an Bedeutung. Neben der technischen Ausstattung eines Tunnels spielt das menschliche Verhalten eine zentrale Rolle für die Sicherheit in Tunnels. Basierend auf dem heutigen Forschungsstand geht das Forschungsprojekt von der Hypothese aus, dass die heutigen technischen Richtlinien und Normen den Faktor Mensch zu wenig berücksichtigen. Diese Hypothese wird auf den Prüfstand gestellt.

Das Projekt gibt zunächst einen systematischen Überblick über den Forschungsstand zum Thema "Tunnelsicherheit und der Faktor Mensch" – mit einer umfassenden Literaturzusammenfassung, Auswertung von Ereignisberichten sowie Interviews mit Spezialisten aus Praxis und Wissenschaft. Die relevanten Einflussfaktoren werden in einem Wirkungsmodell visualisiert. Allfällige Forschungslücken werden dargestellt. In einem zweiten Schritt wird mit einer strukturierten Inhaltsanalyse sowie mit Vor-Ort-Begehungen repräsentativer Schweizer Tunnels überprüft, inwiefern das relevante technische Normenwerk die Erkenntnisse über das menschliche Verhalten im Tunnel berücksichtigt und adäquat umsetzt. Der Abschlussbericht dieser ersten Phase stellt dar, ob die Hypothese überwiegend bestätigt oder widerlegt wurde. Er zeigt ausserdem, wo es anzusetzen gilt, um das menschliche Verhalten im Tunnel zu verbessern und damit die Tunnelsicherheit zu optimieren - sei es durch Massnahmen, die sich an die unmittelbar Beteiligten wenden (Kommunikation, Training etc.) oder durch Systemanpassungen (Prozesse, Tunneldesign etc.). Diese Erkenntnisse werden in einem Workshop mit internationalen Fachleuten analysiert. Abhängig von den Ergebnissen der Phase 1 wird gemeinsam mit der Begleitkommission der Schwerpunkt für die Phase 2 festgelegt: Bestätigt Phase 1 die Arbeitshypothese, werden erste Empfehlungen zur Tunnelgestaltung erarbeitet. Der Schwerpunkt kann aber auch auf Ausbildung oder Kommunikation oder Prozessen liegen.

Kurzbeschreibung
(Englisch)

The significance of road tunnels as part of the infrastructure of densely populated areas is on the increase. Consequently, the significance of tunnel safety is also increasing. Next to the technical outfitting of a tunnel, human behaviour also plays a central role in the safety of tunnels. Based on existing research, this research project hypothesizes that today's norms and standards do not take the human factor adequately into account. This hypothesis will be tested.

The project first compiles a systematic overview of existing data in the area of "Tunnel Safety and the Human Factor" – with a comprehensive literature review, evaluation of actual incident reports and interviews with practical and theoretical experts. Relevant influencing factors will be visualized in a schematic diagram. Potential research gaps will be shown. In a second step, using structured content analysis and on-site inspections of representative Swiss tunnels, the project will examine whether the current set of technical standards takes today's knowledge of human behaviour into account and applies it adequately. The final report of this first phase will demonstrate whether the hypothesis can be predominantly confirmed or disproved. It will also show in which areas human behaviour in tunnels could be improved in order to optimize tunnel safety – either through measures that address all parties concerned directly (communication, training, etc.) or through system adjustments (processes, tunnel design, etc.). These findings will be analysed in a workshop with international experts. Depending on the results of phase 1, the emphasis for phase 2 will be determined with the advisory panel: if phase 1 confirms the hypothesis, initial recommendations for tunnel design will be developed. Emphasis could also be given to issues affecting education, communication or processes.

Projektbeschreibung
(Deutsch)

Die Bedeutung von Tunnels für die Infrastruktur in stark besiedelten Gebieten nimmt weiter zu. Ende 2005 waren im Schweizer Nationalstrassennetz 206 Tunnels mit einer Gesamtlänge von 204 km in Betrieb – dies bei einer Netzlänge von 1'758.2 km. Für die zu diesem Zeitpunkt noch geplanten rund 134 km Nationalstrasse waren 54 neue Tunnels im Bau bzw. in Planung mit einer Länge von 86.6 km (ASTRA 2007). Die Anzahl der Unfälle in Autotunnels ist im Vergleich zur offenen Strecke gering. Das potenzielle Schadensausmass eines einzelnen Unfalls ist jedoch unvergleichlich höher als auf der offenen Strecke – sowohl in Bezug auf das Personenrisiko als auch in Bezug auf den möglichen Sachschaden insbesondere an der Infrastruktur. Viele Tunnels sind zudem Hauptschlagadern im Verkehrsnetz. Sollte ein derartiger Tunnel wegen eines Unfalls für längere Zeit gesperrt bleiben, entsteht dadurch ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Schaden (Bundesrat 2002). Nicht zuletzt deshalb investiert das ASTRA von 2005 bis 2012 rund 700 Mio. Franken in die sicherheitstechnische Nachrüstung älterer Tunnels. Seit den schweren Unfällen im Montblanc, Tauern und Gotthard Tunnel in den Jahren 1999 und 2001 wurden sowohl in der Schweiz als auch in der EU zahlreiche Studien zum Thema Tunnelsicherheit durchgeführt. Die Mehrzahl der Studien beschäftigt sich mit der sicherheitstechnischen Ausstattung der Tunnel. Neben der sicherheitstechnischen Ausstattung spielt jedoch der "Faktor Mensch" für die Tunnelsicherheit eine zentrale Rolle: Rund 95 Prozent aller Autounfälle werden durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst (Tunnel Task Force 2000). Das menschliche Verhalten – sei es von Nutzern, Betreibern oder Rettungskräften - hat zudem einen entscheidenden Einfluss auf den Ereignisverlauf. Dennoch gibt es bisher nur wenige Forschungsprojekte, die die technischen und menschlichen Aspekte der Tunnelsicherheit mit einem ganzheitlichen Ansatz analysiert haben. Einzelne Studien wie z.B. von TNO in den Niederlanden zeigten jedoch, dass technische Details wie eine missverständlich angeschriebene Fluchttüre schwerwiegende Hürden bei der Selbstrettung sein können.

Die Studie geht deshalb von folgenden Arbeitshypothesen aus:
1. Die technischen Normen und Richtlinien, mit denen Tunnels gestaltet werden, sowie die Betriebsabläufe berücksichtigen die menschlichen Bedürfnisse und das menschliche Verhalten im Tunnel zu wenig.

2. Das Sicherheitsniveau in Tunnels könnte auf effiziente Weise weiter erhöht werden durch entsprechende Anpassungen in der Tunnelgestaltung sowie durch Trainings-, Prozess- oder Kommunikationsmassnahmen.

Die Interaktion zwischen Mensch und Tunnel wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst so z.B. vom Wissensstand, der Aufmerksamkeit und dem Wahrnehmungsvermögen der einzelnen Beteiligten, von Prozessabläufen und der Sicherheitskultur des Betreibers und der Einsatzkräfte sowie von der Strassen- und Tunnelgestaltung und der technischen Ausstattung. Dementsprechend vielfältig ist das Forschungs- und Praxiswissen, das wichtige Einblicke in das Gesamtsystem liefern kann, bisher jedoch nur verstreut vorliegt:

- Europäische Projekte wie z.B. UPTUN, Safe-T. Hier sind vor allem die Studien von TNO in den Niederlanden zu nennen (Boer 2002, 2004, Martens 2006), die das Verhalten der Autofahrer bei einem Ereignisfall simulierten. Daneben führte die EU weitere Forschungsprojekte zur Strassensicherheit durch wie z.B. das Projekt In-safety oder Supreme, deren Ergebnisse für Strassentunnels "übersetzt" werden müssen.

- Erkenntnisse von Fachgruppen und Task Forces z.B. der World Road Association, von Fachorganisationen oder von Task Forces im In- und Ausland, die Tunnelunfälle auswerteten, hinzu kommt das langjährige Wissen der Tunnelbetreiber.

- Eine umfangreiche Forschungsliteratur aus den Bereichen Verkehrs-, Wahrnehmungs- und Kognitionspsychologie sowie Ergonomie, insbesondere zu den Themen "human errors", "cognitive systems engineering" und "human behaviour in fire".

Das Forschungsprojekt gibt in einem ersten Schritt einen Überblick über den Wissensstand zum Thema "Tunnelsicherheit und der Faktor Mensch", erstellt eine schematische Modelldarstellung aller Einflussfaktoren und zeigt, wo allfällige Forschungslücken in Bezug auf diese Einflussfaktoren bestehen. Darauf basierend analysiert die Studie die bestehenden technischen Normen und Richtlinien und beantwortet die Frage, ob und wie weitgehend die technischen Vorgaben die menschlichen Anforderungen erfüllen. Anhand von drei ausgewählten Schweizer Tunnels werden zudem konkrete Tunnelsituationen sowie die jeweiligen Betriebsabläufe analysiert. Die erste Studienphase zeigt, ob die Arbeitshypothese aufrecht erhalten werden kann und wo Ansatzpunkte bestehen, um durch die Steuerung menschlichen Verhaltens die Tunnelsicherheit zu erhöhen. Abhängig von den Erkenntnissen der Phase 1 werden in einer zweiten Phase vertiefte Untersuchungen durchgeführt und Empfehlungen für die Praxis erarbeitet.

Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
(Deutsch)

Erkenntnisse über menschliche Anforderungen und Verhaltensweisen im Tunnel; Überblick über die Berücksichtigung des Faktors Mensch in der bisherigen Tunnelgestaltung. Dies liefert die Basis für Empfehlungen zur Erhöhung der Tunnelsicherheit durch Anpassungen in der Tunnelgestaltung sowie durch Kommunikation und Training.

Nutzniesser: Projektingenieure, Bauherren, Tunnelbetreiber, Verkehrsteilnehmende, Rettungskräfte
Methoden
(Deutsch)

Die Studie soll in drei Stufen durchgeführt werden.

Phase 1: Der „Faktor Mensch“

Die erste Stufe legt den Schwerpunkt auf das menschliche Verhalten im Tunnel – sei es unter Normalverkehr, sei es im Ereignisfall. Verschiedenste Fachrichtungen tragen zu diesem Thema bei: die Verkehrspsychologie, Panikforschung, Verhaltenspsychologie – hier vor allem Studien zum Thema „Verhalten im Brandfall“, Ergonomie und Wahrnehmungspsychologie. Eine umfassende Literaturstudie gibt einen Überblick über den Stand der Forschung in diesem Bereich. Ergänzt wird dies durch die Auswertung von Ereignisberichten und Case Studies von Tunnelereignissen. Abgeschlossen wird die erste Phase mit qualitativen Interviews (mit semistrukturiertem Leitfaden) mit Fachleuten aus dem Bereich Betrieb und Rettung. Dazu gehören Psychologen, die Opfer nach Ereignisfällen betreut haben, ebenso wie Spezialisten der Feuerwehr und der Betreiber. Ergänzend werden Interviews mit Spezialisten im Bereich "Human Behaviour and Tunnel Safety" durchgeführt (z.B. von TNO, Niederlande, PIARC, ACTEURS Projekt, Frankreich). Als Ergebnis dieser ersten Phase wird neben einer zusammenfassenden Auswertung eine Liste der wichtigsten Verhaltensweisen und anatomischen Anforderungen -- z.B. Frequenzen, die (auch) der (ältere) Mensch am besten hört - erarbeitet, die für Unfallprävention und Selbstrettung ausschlaggebend sind. Diese Liste dient dann als Basis für den Kodierleitfaden in Phase 2.

Phase 2: Die technische Tunnelausstattung

Die zweite Stufe legt den Schwerpunkt auf die technischen Normen und Richtlinien, die die Sicherheitsausstattung im Tunnel betreffen und in der Schweiz verwendet werden. Relevant sind jedoch nur die Vorgaben, die für das Verhalten im Tunnel und die Selbstrettung von Bedeutung sind. Im Rahmen einer strukturierenden Inhaltsanalyse wird untersucht, ob und inwiefern die Richtlinien die menschliche Dimension berücksichtigen. Für diese Inhaltsanalyse wird ein Kodierleitfaden erarbeitet, getestet und dann auf die relevanten Normen angewendet.

Möglicherweise sind in den Normen weniger Aspekte verankert als in der Praxis umgesetzt werden. Deshalb sollen auch in dieser Phase qualitative Experteninterviews durchgeführt werden mit (internationalen) Spezialisten aus dem Bereich „technische Tunnelsicherheit“ (z.B. Sicherheitsinstitut Zürich, STUVA Deutschland, SINTEF Norwegen). Abgeschlossen wird Phase 2 mit Bestandsaufnahmen in ausgewählten Schweizer Tunnels mit unterschiedlicher Ausstattung. Anhand einer dafür entwickelten Checkliste wird untersucht, inwiefern die tatsächliche Tunnelausstattung sowie die Betriebsabläufe den „Faktor Mensch“ berücksichtigen.

Phase 3: Empfehlungen

Sollte Hypothese 1 in den ersten zwei Phasen bestätigt werden, werden in der dritten Phase erste Empfehlungen erarbeitet – sowohl in Richtung Tunnelgestaltung (gemäss unserem Modell: „adapt“) als auch in Richtung Kommunikation und Training (gemäss unserem Modell: „educate“). Der Entwicklung der Kommunikationsstrategie wird wiederum eine Literaturauswertung vorangestellt: Die Verkehrssicherheit ist international Thema zahlreicher Kommunikationskampagnen. Für die Schweiz hat z.B. die Bundesstelle für Unfallverhütung bfu zahlreiche Kampagnen evaluiert. Die Erfahrungen aus der bisherigen Verkehrskommunikation und allenfalls benachbarten Gebieten werden ausgewertet und zusammengefasst. Darauf und auf den Erkenntnissen aus Phase 1 und 2 aufbauend wird eine Kommunikationsstrategie für alle am Thema Tunnelsicherheit Beteiligten entwickelt.

In einer vierten Phase, die nicht Bestandteil dieses Forschungsantrags ist, sollten die Empfehlungen aus Phase 3 experimentell überprüft werden.
Spezielle Geräte und Installationen
(Deutsch)
keine
Allgemeiner Stand der Forschung
(Deutsch)

Das Thema "Tunnelsicherheit und menschliches Verhalten" befindet sich im Schnittbereich zwischen Ingenieur- und Sozialwissenschaften. Während sich die Ingenieurwissenschaften ganz auf die weitere technische Optimierung konzentrieren, haben sich bisher nur wenige Sozialwissenschafter mit Tunnelsicherheit auseinandergesetzt. Von Ingenieurseite gibt es zunehmende Bestrebungen die bisher geringe Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen zu verstärken. Im Rahmen des grossen Europäischen Tunnelsicherheitsprojekts UPTUN (Upgrading Methods for Fire Safety in Existing Tunnels, 2001-2006) beschäftigte sich eines von sieben Arbeitspaketen mit dem Thema „Human Response“. Bei der World Road Association besteht seit einigen Jahren ein technisches Komitee, das sich dem Thema „Incorporating human factors in road design for safety improvement“ widmet (World Road Association 2007). Einen wichtigen Meilenstein im Bereich „Tunnelsicherheit und menschliches Verhalten“ setzten die Studien, die TNO, eine niederländische Organisation für angewandte Forschung, im Auftrag der Europäischen Kommission im Rahmen des UPTUN Projekts sowie im Auftrag des niederländischen Verkehrsministeriums durchgeführt haben (Boer 2002, 2003, 2004, Martens 2006). TNO führte Experimente in einem gesperrten Strassentunnel durch, bei denen die Probanden mit einer (angekündigten) Gefahr – einem rauchenden Lastwagen – konfrontiert wurden. Die Experimente zeigten deutlich, wie die Tunnelgestaltung, das Vorwissen der Probanden sowie die Betreiberinformationen während des Ereignisses das Verhalten beeinflussten. In Folge-Experimenten konnten die niederländischen Forscher anhand von „sound beacons“ zeigen, wie mit ergonomisch angepassten Massnahmen eine schnellere Selbstrettung herbeigeführt werden kann. Da derartige Experimente nur mit Freiwilligen durchgeführt werden können, sind sie nicht repräsentativ.

Auch das französische ACTEURS-Projekt 2003-2006 (Akronym für „Améliorer le Couplage Tunnel Equipements Usagers pour Renforcer la Sécurité“), das im Auftrag von drei Tunnelbetreibern unter der Führung von Autoroutes et Tunnel du Mont Blanc (ATMB) durchgeführt wurde, untersuchte das Fahrerverhalten im Tunnel und die Einflussfaktoren für die Entscheidungsfindung im Ereignisfall. Die Forscher führten Interviews mit Experten und mit Autofahrern und filmten das Verhalten der Fahrer im Tunnel. Das Projekt zeigte, dass es eine klare Diskrepanz gibt zwischen dem tatsächlichen Fahrerverhalten und demjenigen, das von Fachleuten erwartet wird (Noizet 2005).

Abgesehen von den oben aufgeführten Projekten gibt es kaum Studien, die sich mit dem Verhalten speziell im Tunnel beschäftigen. Umso vielfältiger ist jedoch die Literatur aus benachbarten Fachgebieten, die einen Beitrag zum Thema "Tunnelsicherheit und der Faktor Mensch" leisten können. Grundlagen liefern Kognitionspsychologie, Wahrnehmungspsychologie, Informationsdesign sowie Ergonomie. Von Seiten der Verkehrspsychologie sind vor allem Beiträge zu psychologischen Aspekten in der Strassengestaltung auszuwerten, z.B. das Konzept der "self explaining roads" (Theeuwsen 1998). Die Forschungsbereiche "Human Behaviour in Fire“ (Bryan 1999, Pauls 1999, Human Behaviour in Fire 2004) und "Panik" (Quarantelli 2002, Drury 2004, Sime 1995) können wesentliche Beiträge zum Verhalten im Ereignisfall leisten.
Projektziele
(Deutsch)

Das menschliche Verhalten hat neben der technischen Ausstattung einen wesentlichen Einfluss auf die Tunnelsicherheit. Dennoch gibt es bisher nur wenig Forschungsprojekte, die das Thema Tunnelsicherheit integriert angehen, d.h. sowohl ingenieurtechnische als auch sozialwissenschaftliche Aspekte untersuchen. Ziele des Forschungsprojekts sind:

- Systematischer Überblick über das bestehende Wissen zum Thema "Tunnelsicherheit und der Faktor Mensch" und über allfällige Forschungslücken.

- Überblick über die Faktoren, die das menschliche Verhalten im Tunnel beeinflussen (Verkehrsteilnehmende, Betreiber, Rettungskräfte). Visualisierung dieser Einflussfaktoren in einer schematischen Modelldarstellung.

- Prüfung der relevanten technischen Normen und Richtlinien: Berücksichtigen sie den "Faktor Mensch" und in welcher Weise?

Praxisempfehlungen zur Verbesserung der Tunnelsicherheit durch Beeinflussung des menschlichen Verhaltens (Tunnelgestaltung, Prozesse, Kommunikation, Training).

Projektziele
(Englisch)
Human behaviour is as critical to tunnel safety as a tunnel's technical outfitting. Nevertheless few research projects approach the subject of tunnel safety comprehensively, i.e. investigating both technical and pschological aspects simultaneously. The objectives of this research project:
- Create a systematic overview of existing data in the area of "Tunnel Safety and the Human Factor" and identify potential research gaps.
- Compile an overview of the factors that impact human behaviour (road users, tunnel operators, rescue staff) in tunnels. Visualize these factors in a schematic diagram.
- Examine relevant technical norms and standards: do they take the "human factor" into account?
- Give practical recommendations how to improve tunnel safety by influencing human behaviour (tunnel design, processes, communication, training).
Forschungsplan
(Deutsch)

Ein ausführlicher Terminplan ist dem Forschungsgesuch beigelegt.

siehe Tabelle 2 unten

Zugehörige Dokumente
Umsetzung und Anwendungen
(Deutsch)
Empfehlungen zur Tunnelgestaltung, Kommunikationsstrategie
Literatur
(Deutsch)

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Boer, L. C. (2002): Behaviour by motorists on evacuation of a tunnel. TNO Report TM-02-C034, Soesterberg.

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