Bei der geplanten BVD-Eradikation wird ein Ansatz gewählt, der in dieser Form weltweit erstmalig durchgeführt wird. Gekennzeichnet ist der Ansatz durch eine hohe Intensität in einer kurzen Initialphase und eine langandauernde Überwachungsphase. Die kurze, intensive Initialphase ermöglicht die kurzen Zeitrahmen für die Tierverkehrseinschränkungen und der gesamten Bekämpfung. Andererseits steigt so auch das Risiko, da die Wirksamkeit dieser Phase erst später, in der Überwachungsphase, durch Analyse der Daten abgeschätzt werden kann. Die langandauernde Überwachungsphase dagegen ist prädestiniert zur wirtschaftlichen Optimierung, da hier offensichtlich grosse Ressourceneinsparungen durch Anwendung differenzierter Massnahmen möglich sind.
Die hier skizzierte Bekämpfungsstrategie basiert auf dem unter Punkt 7.1 dargestellten Stand der Forschung, der herangezogen wird, um eine Vorstellung (Modell) sowohl über den jetzigen Zustand der Population hinsichtlich der Verbreitung der BVD-Infektion als auch über die Dynamik einer BVD-Infektion innerhalb dieser Population zu entwickeln. Diese Vorstellung ist mit Unsicherheiten behaftet (Ungenauigkeit vorhandener Schätzungen und Unwissenheit) und kann gegebenenfalls falsch sein, und somit kann die Strategie zur BVD-Bekämpfung hinsichtlich ihrer Effizienz suboptimal sein. Im schlimmsten Fall ist sogar die gewünschte Effektivität (Eradikation verläuft wie geplant erfolgreich) gefährdet.
Um die Effizienz der gewählten Strategie permanent zu verbessern zu können, und um die Strategie eventuell an neue Erkenntnisse anzupassen, wird zunächst ein Simulationsmodell entwickelt, das den Stand der Forschung hinsichtlich der BVD Infektion in der Schweiz widerspiegelt, und das die Wirkungen der eingeschlagenen BVD Sanierung prognostiziert. Stimmen die vom Modell vorhergesagten Wirkungen mit zukünftigem Beobachtungen überein, dann kann unter Zuhilfenahme des entwickelten Modells die BVD Sanierung in der Schweiz weiter vorangetrieben werden. Treten aber Abweichungen auf, dann ist das Modell an die neuen auf Beobachtungen basierenden Erkenntnisse anzupassen. Durch diese wissenschaftliche Begleitung des Eradikationsprogrammes werden die Effizienz dieses Ansatzes permanent evaluiert und die Risiken minimiert werden. Durch die laufende wissenschaftliche Begleitung und Auswertung können auch Abweichungen von Erwartungen rasch dokumentiert und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Desweiteren ist erfahrungsgemäss eine Datenaufbereitung ohne wissenschaftlichen Ziele die Datenqualität derartiger Tierseuchenprogramme oftmals für spätere Auswertungen unzulänglich.