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Forschungsstelle
ASTRA SBT
Projektnummer
VSS2007/306
Projekttitel
Verkehrsqualität und Leistungsfähigkeit von Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs

Texte zu diesem Projekt

 DeutschFranzösischItalienischEnglisch
Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektbeschreibung
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Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
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Methoden
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Spezielle Geräte und Installationen
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Allgemeiner Stand der Forschung
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Projektziele
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Forschungsplan
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Umsetzung und Anwendungen
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Berichtsnummer
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Literatur
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Verkehrsqualitätsstufen, verkehrstechnische Bemessungsverfahren, Anlagen des leichten Zweiradverkehrs, Fussgänger, Fussgängerverkehrsanlagen
Schlüsselwörter
(Englisch)
capacity, quality of traffic conditions, traffic quality levels, traffic design methods, cycling facilities, pedestrian, walking facilities
Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Die Forschungsarbeit befasst sich mit der Verkehrsqualität und der Leistungsfähigkeit der wichtigsten Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs. Das Ziel ist die Erarbeitung von Grundlagen zur Schliessung der bei leichtem Zweirad- und Fussgängerverkehr bestehenden Lücke in der Normgruppe „Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“.

Mit Hilfe einer ausführlichen Literaturauswertung werden relevante Parameter zur Beschreibung der Verkehrsqualität sowie Einflussgrössen auf die Leistungsfähigkeit bestimmt und die schon vorhandenen Erkenntnisse zusammengetragen. Für ausgewählte Anlagen werden zur Schliessung bestehender Lücken und Kalibrierung vorhandener Richtwerte auf CH-Verhältnisse empirische Erhebungen oder Simulationen durchgeführt.

Basierend auf der Literaturauswertung, Erhebungen und Simulationen werden Richtwerte der Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit der massgebenden Einflussfaktoren sowie Abstufungen der Verkehrsqualität festgelegt. Aufgrund der Erkenntnisse werden Vorschläge für Bemessungsverfahren für die verschiedenen Anlagen unterbreitet und Empfehlungen für die Normung erarbeitet.

Kurzbeschreibung
(Englisch)

The research project deals with the quality of traffic conditions and the capacity of the most important walking and cycling facilities. The object is the acquirement of a basis for the not yet existing norms about “capacity, quality of traffic conditions, capacitance” for pedestrian and bicycle traffic.

Relevant parameters for the description of the quality of traffic conditions and the capacity are to be fixed and available information are to be collected with a detailed literature study. With measurements and simulations for selected facilities missing information are to be searched. This is also a possibility to calibrate existing values on the Swiss conditions.

Based an the literature study measurements and simulations standard values of the capacity depending on the relevant parameters as well as the quality levels are to be fixed. Due to the findings recommendations for traffic design methods and future standards are to be developed.
Projektbeschreibung
(Deutsch)

Die Forschungsarbeit befasst sich mit der Verkehrsqualität und der Leistungsfähigkeit der wichtigsten Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs.

Anlagen für den leichten Zweiradverkehr:

- Radstreifen

- Radwege (Einrichtungs-/Zweirichtungsbetrieb)

- Gemeinsam genutzte Rad-/Fusswege (mit/ohne Trennung der Verkehrsflächen)

- Übergänge und Querungen (isoliert, in Kombination mit Fussgängerquerungen)

- Warteräume vor Querungen

- Busstreifen im Mischverkehr mit leichtem Zweiradverkehr

Anlagen für den Fussgängerverkehr:

- Gehwege

- Fussgängerrampen/Rampenwege

- Fussgängerübergänge und -querungen

- Warteräume (vor/an Haltestellen, Treppen, Fussgängerübergängen)

- Treppenanlagen im Bereich von Unter-/Überführungen

- Mechanische Anlagen (Rolltreppen, Rollbänder und Vertikallifts)

Ausgehend von den vorhandenen Erkenntnissen über das Verkehrsverhalten des leichten Zweirad­verkehrs z.B. in Steigungen (VSS 1994) sowie dem Fundamentaldiagramm für den Fussgängerverkehr in der Ebene und auf Treppen sind für die erwähnten Anlagetypen die Zusammenhänge für die Leistungs­fähigkeitsbetrachtung herzuleiten. Dabei sind die massgebenden Einflussfaktoren wie z.B. die Längs­neigung, die Treppenlänge, die Betriebsgeschwindigkeit von Rolltreppen oder die Geschwindigkeit und Dichte des MIV und deren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit zu bestimmen.

Für jede Anlageart sind geeignete Messgrössen zur Beschreibung der Verkehrsqualität festzulegen. Zusätzlich zu den in der Norm SN 640 017a „Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“ erwähn­ten möglichen Kriterien wie die Geschwindigkeit oder die Wartezeit wird beim Fussgängerverkehr die Fussgängerdichte als mögliche Grösse in Betracht gezogen. Beim leichten Zweiradverkehr sind der Streckenanteil mit ungestörter Fahrt bzw. die Anzahl Störungen/Begegnungen als weitere Merkmale zu prüfen. Die Beurteilung der Verkehrsqualität soll anhand von Qualitätsstufen vorgenommen werden können. Ein zentraler Punkt des Forschungsprojektes liegt in der zweckmässigen Festlegung dieser Qualitätsstufen.

Die Kriterien zur Beschreibung sowie der Abstufung der Verkehrsqualität sind im Kontext der laufenden Arbeiten aus dem Forschungsbündel „Intermodale Verkehrsbeeinflussung“ insbesondere der Vorstudie „Intermodale Verkehrsqualitätsstufen für den Strassenverkehr“ zu wählen.

Unabhängig davon, welche Kriterien zur Beurteilung der Verkehrsqualität und der Leistungsfähigkeit verwendet werden, muss für Bemessungszwecke die Angabe von zugeordneten Verkehrsstärken (Fuss­gänger und leichte Zweiräder) möglich sein.

Im Zusammenhang mit dem zu erarbeitenden Bemessungsverfahren sind auch Vorschläge zur mass­gebenden Bemessungsverkehrsstärke zu unterbreiten.

Erwartete Erkenntnisse/ Nutzen, Nutzniesser
(Deutsch)

Für die einzelnen Anlagetypen werden folgende Resultate erwartet:

- Bestimmung relevanter Einflussfaktoren

- Zusammenhänge zwischen Fussgänger-/Zweiradverkehrsstärken und Messgrössen der Verkehrs­qualität (Fundamentaldiagramme) bei verschiedenen Einflussfaktoren

- Richtwerte der Leistungsfähigkeit

- Festlegung des Masses zur Beurteilung der Verkehrsqualität

- Zweckmässige Abstufung der Verkehrsqualitätsstufen

- Vorschlag Bemessungsverfahren einschliesslich Vorgehen

- Empfehlung zur Normung

Mit den Resultaten aus der Forschungsarbeit wird eine für schweizerische Verhältnisse gültige Bemessungs­grundlage für Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs geschaffen. Zusammen mit den Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekt „Intermodale Verkehrsqualitätsstufen für den Strassenverkehr“ werden die Grundlagen für die Vergleichbarkeit verschiedener Verkehrsanlagen erarbeitet.

Nutzniesser der Erkenntnisse sind in erster Linie die Planer, Verkehrsingenieure, Verkehrsunter­nehmungen, Betreiber öffentlicher Infrastrukturen und Behörden. Abweichend zu anderen Bemessungs­verfahren für den MIV sind hier Architekten und Städteplaner zu erwähnen, welchen ein bisher fehlendes Instrument zur Gestaltung von Verkehrsanlagen in Siedlungsgebieten zur Verfügung gestellt wird.

Methoden
(Deutsch)

Aus Gründen der Vergleichbarkeit wird die Abstufung nach dem in der Norm SN 640 017a „Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“ für den MIV definierten und auch sonst weit verbreiteten sechsstufigen Level-of-Service-Konzept vorgenommen. Allenfalls werden für einzelne Anlagearten in einem ersten Schritt feinere Abstufungen ausgearbeitet, welche eine differenzierte Wahl der LOS-Grenzen erlauben, so dass eine spätere Anpassung der Grenzen im Kontext der intermodalen Betrachtung ermöglicht wird.

Bei der Erarbeitung der Zusammenhänge für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit und der Verkehrs­qualität der verschiedenen Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs sind vier Methoden zu unterscheiden:

- Modellbildung des Verkehrsflusses zur Abschätzung relevanter Mess- und Einflussgrössen

- Auswertung bisheriger Erkenntnisse (Literaturauswertung)

- Empirische Erhebungen zur Kalibrierung bestehender Richtwerte für CH-Verhältnisse und zur Schliessung bestehender Lücken

- Verkehrssimulationen zur Schliessung bestehender Lücken

Die vier Methoden werden je nach Umfang bereits vorhandener Erkenntnisse und entsprechend den Möglichkeiten bei den Erhebungen und Simulationen für jeden Anlagetyp unterschiedlich eingesetzt.

Für die Quantifizierung von Parametern des Fussgängerverkehrs kann der Gesuchsteller aufgrund von Referenzprojekten auf verschiedene Erhebungs- und Simulationsmethoden zur Erfassung/Simulation von Fussgängerströmen zurückgreifen. Sie unterscheiden sich bezüglich der eingesetzten Ressourcen, aber auch bezüglich der Eignung für verschiedene Verkehrssituationen (Anlagetyp und Verkehrsablauf).

Die folgenden Erhebungsmethoden stehen zur Verfügung:

- Videoerhebungen

Mittels Videoaufnahmen und -auswertungen kann das Verkehrsgeschehen innerhalb eines lokalen Bereiches von Fussgängeranlagen erhoben werden. Dabei werden mittels senkrecht über der Fuss­gängeranlage angebrachter Kamera Videobilder des Verkehrsgeschehens innerhalb eines markierten Bereichs aufgezeichnet. Daraus lassen sich über die Messperiode die spezifische Flussrate und die Personendichte von Personenströmen sowie die Gehgeschwindigkeit der Fussgänger bestimmen. Anhand dieser Parameter kann auf die Leistungsfähigkeit der Anlage geschlossen werden. Zusätzlich lässt sich der Benutzerkomfort und damit die Verkehrsqualität für den Anlagenbenützer ableiten.

Für den leichten Zweiradverkehr eigenen sich Videoaufnahmen primär für lokal begrenzte Anlagen, d.h. für Querungsstellen und deren Warteräume. Bei stark belasteten Querungen werden durch Auswertung von Videoaufnahmen die Menge, die Wartezeiten, die Dichte und die Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Verkehrsmenge und der Geschwindigkeit des MIV, welche gleichzeitig automatisch erhoben werden, ermittelt.

- Messungen mit automatischem Personenzählsystem

Für die Erfassung des Fussgängerverkehrs eignen sich auch automatische Personenzählsysteme. Mittels Infrarotsensoren an über der Fussgängeranlage installierten Messbalken lässt sich der zeitliche Verlauf des Personenflusses an einem Querschnitt der Fussgängeranlage erfassen. Die kombinierte Anwendung mehrerer Messquerschnitte ermöglicht die Erfassung des Verkehrsgeschehens in einem grösseren Bereich der Anlage. Die Auswertung erfolgt über die makroskopischen Parameter Personenfluss und Personendichte. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit und die Verkehrsqualität der Anlage ziehen. Mit diesen Systemen lässt sich mit geringem Aufwand (vor allem bei der Auswertung) eine sehr grosse Datenmenge und gute Datenqualität erheben.

- Konfliktbeobachtung des leichten Zweiradverkehrs

Mit standardisierten Erhebungsformularen werden die Interaktionen (Begegnen, Überholen, Abbremsen usw.) zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern ermittelt. Dies erfolgt an stark belasteten Anlagen während den Spitzenstunden des leichten Zweiradverkehrs und an Orten mit automatischer Mengenerfassung (z. B. Wettsteinbrücke Basel). Gemäss ausländischen Studien ist die Anzahl der Interaktionen das Hauptmerkmal zur Beurteilung der Verkehrsqualität. Mit dieser Erhebung kann der Zusammenhang zwischen der Zahl der Interaktionen und der Verkehrsmenge bestimmt werden.

- Mikrosimulation

Mit Hilfe der Mikrosimulation lassen sich Verkehrsströme von Anlagen des Fussgänger- und leichten Zweiradverkehrs simulieren. Das Verkehrsgeschehen wird bei unterschiedlichem Aufkommen, verschie­dener Zusammen­setzung des Fussgänger- und leichten Zweiradverkehrs sowie für beliebige Anlage­typen modelliert, simuliert und ausgewertet. Dadurch können Erkenntnisse für Anlagen und Situationen gewonnen werden, welche unter realen Bedingungen kaum beobachtbar sind.

Aufgrund der Erkenntnisse aus den beschriebenen Untersuchungen sind für die einzelnen Anlagetypen Empfehlungen für die Normung zu erarbeiten.

Spezielle Geräte und Installationen
(Deutsch)
Die Forschungsgemeinschaft verfügt über die notwendigen Geräte für Videoerhebungen und Zählungen mit einem Lasermesssystem. Die Ausrüstung für allfällige automatische Personenzählungen und Simulationen des Fussgängerverkehrs müssten angeschafft werden.
Allgemeiner Stand der Forschung
(Deutsch)

Leichter Zweiradverkehr

Zur Verkehrsqualität und Leistungsfähigkeit des leichten Zweiradverkehrs sind bislang in der Schweiz keine Forschungen durchgeführt worden. Auch im Ausland liegen nur wenige Grundlagen vor. So enthält z. B. das deutsche Handbuch für die Bemessung von Strassenverkehrsanlagen (FGS 2001) auch in der Ausgabe von 2005 noch keine Angaben zum Radverkehr. Richtwerte für den Zusammenhang zwischen der Verkehrs­stärke und den Verkehrsqualitätsstufen von Radwegen im Einrichtungsbetrieb wurden in der deutschen Forschungsarbeit „Bemessung von Radverkehrsanlagen unter verkehrstechnischen Gesichtspunkten“ (Bast 2003) erarbeitet. Diese Richtwerte basieren primär auf den Ergebnissen von Simulationsrechnungen.

Gemäss (CROW 1993) ist die Spitzenstundenbelastung massgebend für die Festlegung der Breite von Radwegen. Dementsprechend sind die erforderlichen Breiten von Radwegen im Einrichtungs- und Zweirichtungsbetrieb in Abhängigkeiten dieser Belastung angegeben.

Die umfangreichsten Angaben sind im amerikanischen Handbuch (TRB 2000) enthalten. Je nach Anlage­typ werden unterschiedliche Merkmale (Anzahl Begegnungsfälle, Reisegeschwindigkeit, Wartezeit) für die Zuordnung zu den sechs Qualitätsstufen festgelegt und Richtwerte dazu definiert. Folgende Anlagen­typen sind enthalten: Ein-/Zweirichtungsradwege, Radstreifen und Knoten ohne Lichtsignalanlage.

Die Leistungsfähigkeit des leichten Zweiradverkehrs ist unter anderem abhängig vom Verhalten der Verkehrsteilnehmer und der Ausgestaltung der Anlagen. Diese Faktoren weichen in der Schweiz häufig von denjenigen in Deutschland, Holland oder Amerika ab. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse aus ausländischen Forschungen ist deshalb sorgfältig zu überprüfen. Im Weiteren fehlen auch im Ausland Informationen zu den Anlagetypen „Querungen“ und „Busstreifen im Mischverkehr mit dem leichten Zweiradverkehr“ vollständig.

Fussgängerverkehr

Am IVT wurden grössere Untersuchungen zum Thema Fussgängerverkehr bereits durchgeführt (Weidmann 1990, Weidmann 1993). Dabei wurden die relevanten Ergebnisse einer grossen Zahl unter realen Bedingungen durchgeführter Forschungsarbeiten zum Fussgängerverkehr ausgewertet. Auf dieser Basis wurde die Gehgeschwindigkeit von Fussgängern in Abhängigkeit der Personendichte sowie diverser, weiterer Einfluss­faktoren quantifiziert. Dadurch konnte ein Fundamentaldiagramm analog zu demjenigen des motorisierten Individualverkehrs abgeleitet werden. Es beschreibt den Zusammenhang zwischen Gehgeschwindig­keit, Personendichte und Personenfluss. Daraus lässt sich die Leistungs­fähigkeit der entsprechenden Anlage ableiten. Eine kürzlich durchgeführte Literaturrecherche (Buchmüller 2006) über die in der Zwischenzeit publizierten Erkenntnisse hat die oben erwähnten, früheren Resultate bestätigt.

In den letzten Jahren wurden Situationen des Fussgängerverkehrs mit Probanden in Laborsituationen nach­gestellt, um detailliertere Kenntnisse über das Verhalten der Personen und der resultierende Personenfluss in bestimmten Anlagekonfigurationen (z.B. an Engpässen) zu erhalten (Hoogendoorn 2005, Seyfried 2005). Die publizierten Ergebnisse zeigen eine gute Übereinstimmung mit den Erkenntnissen von Weidmann (1990).

Zur Beurteilung der Qualität des Fussgängerverkehrs wird meistens ein Ansatz mit Qualitätsstufen verwendet. Diese werden anhand von qualitativ formulierten Zuständen aus Sicht des Benützers sowie der zugehörigen Personendichte formuliert (Fruin 1971, Sarkar 1993, Weidmann 1990). Die Abgrenzung dieser Level-of-Services (LOS) erfolgt über die Bewertungsgrösse der Personendichte. Ein 6-stufiger Ansatz dieser LOS für die Anlagetypen Gehfläche, Treppe und Wartebereich hat Eingang in die deutsche und die US-amerikanische Normwerke (FGS 2001, TRB 2000) gefunden und wird bei der Dimensionierung von Fussgängeranlagen angewandt.

Im Bereich der Simulation des Fussgängerverkehrs entstand in den letzten Jahren eine grosse Zahl an Modellen zur dynamischen Abbildung der Personenströme (Daamen 2004, Buchmüller 2005). Es hat sich gezeigt, dass unter den zahlreichen Modellen jene zur Simulation des Fussgängerverkehrs besonders geeignet sind, welche die Fussgängerdynamik analog zur Gas-Kinetik (Helbing 1995) beschreiben, ergänzt um spezifische Verhaltensstrategien der Fussgänger und Routenwahl-Modelle (Savannah 2006). Einzelne dieser Modelle wurden anhand der analytischen Forschungsergebnisse zum Fussgängerverkehr validiert (Steiner 2007). Diese Simulationsmodelle sind in der Lage, die Dynamik der Fussgängerströme bis auf die Ebene der Interaktion zwischen einzelnen Fussgängern in komplexen Anlagen abzubilden. Dabei können für jeden einzelnen Fussgänger spezifische Geh- und Verhaltensparameter eingegeben werden und somit die Zusammensetzung der Fussgänger den realen Bedingungen angepasst werden.

Projektziele
(Deutsch)
Das Ziel der Forschungsarbeit ist die Erarbeitung von Richtwerten der Leistungsfähigkeit und der Verkehrsqualität für die wichtigsten Anlagetypen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs. In Anlehnung an die verkehrstechnische Bemessung in der bestehenden Normgruppe „Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“ sind Vorschläge für geeignete Bemessungsverfahren zu unterbreiten. Zentral ist dabei die Festlegung des Masses der Verkehrsqualität sowie deren Abstufung für die verschiedenen Anlagen. Die für schweizerische Verhältnisse repräsentativen Zusammenhänge dienen als Grundlage für die Normung.
Projektziele
(Englisch)
The object of the research project is to get standard values of the capacity and quality of traffic conditions for the most important facility types for pedestrian and bicycle traffic. According to the traffic design methods in the existing norms “capacity, quality of traffic conditions, capacitance” appropriate design processes are to be recommended. The focus lies on the definition of the measurement of the quality of traffic conditions as well as the level of the quality of the different facilities. The relations representing the Swiss conditions provide a basis for future standards.
Forschungsplan
(Deutsch)

- Schritt 1: Spezifikation relevanter Parameter und Modellbildung

In einem ersten Schritt werden aufgrund genereller Literaturstudien die relevanten Grössen für die verschiedenen Anlagetypen bestimmt. Es handelt sich dabei um Grössen zur Beschreibung der Verkehrs­qualität sowie um die Einflussgrössen auf die Leistungsfähigkeit. Mit Hilfe dieser Parameter werden für die ausgewählten Anlagen theoretische Gedankenmodelle zur Beschreibung der Verkehrsqualität gebildet und Hypothesen zu den Zusammenhängen der einzelnen Grössen aufgestellt.

- Schritt 2: Literaturauswertung

Mit Hilfe einer ausführlichen Literaturauswertung werden für die massgebenden Parameter die schon vorhandenen Erkenntnisse zu den Zusammenhängen mit der Verkehrsqualität und der Leistungsfähig­keit ermittelt.

- Schritt 3: Erhebungen und Simulation

Für Parameter, welche die Literaturauswertung keine oder zu wenig detaillierte Zusammenhänge liefert, können empirische Erhebungen oder Verkehrssimulationen weitere Erkenntnisse bringen. Zudem werden diese Methoden zu allfälligen Kalibrierungen im Ausland vorhandener Richtwerte auf schweizerische Verhältnisse angewendet.

Nach der Auswertung der Erhebungen und Simulationen wird möglicherweise eine Anpassung der in Schritt 1 bestimmten Modelle erforderlich. Somit können weitere Literaturauswertungen und Erhebungen/Simulationen nötig werden.

- Schritt 4: Festlegung der Richtwerte

Aufgrund der in den Schritten 2 und 3 gewonnenen Erkenntnisse werden für die einzelnen Anlagen Richtwerte der Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit der relevanten Einflussgrössen festgelegt. Dieser Schritt wird in Abstimmung mit den Ergebnissen aus der Forschungsarbeit „Intermodale Verkehrs­qualitätsstufen für den Strassenverkehr – Vorstudie“ durchgeführt.

- Schritt 5: Vorschläge Bemessungsverfahren

In Anlehnung an die verkehrstechnische Bemessung in der bestehenden Normgruppe „Leistungs­fähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“ werden Vorschläge für geeignete Bemessungsverfahren im Sinne eines Ablaufes für die verschiedenen Anlagen unterbreitet. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Festlegung der massgebenden Bemessungsverkehrsstärke.

- Schritt 6: Empfehlungen / Berichterstattung

Aufgrund der Erkenntnisse aus den vorangegangenen Arbeitsschritten werden Empfehlungen für die Normung wie auch für die Weiterentwicklung von intermodalen Qualitätsstufen erarbeitet. Die Forschungsarbeit wird mit der Berichterstattung abgeschlossen.

Für den Ablauf der Forschungsarbeit werden die sechs Vorgehensschritte in drei Phasen gegliedert, an deren Ende jeweils ein Meilenstein gesetzt wird. Bei jedem Meilenstein wird die Begleitkommission über die ausgeführten und weiter anstehenden Arbeiten informiert.

Die erste Phase beinhaltet die Schritte 1 und 2. Somit wird nach der Literaturauswertung das Konzept für die empirischen Erhebungen und Verkehrssimulationen mit der Begleitkommission abgesprochen. Die zweite Phase umfasst diese Erhebungen und Simulationen inklusive der Auswertungen und die daraus folgende Festlegung der Richtwerte. Die Erarbeitung von Vorschlägen für das Bemessungsverfahren und die Normung sowie die Berichterstattung bilden die dritte Phase.

Der Beginn des Forschungsprojektes ist für Ende 2009, der Abschluss für Herbst 2011 vorgesehen. Für die Planung der Arbeiten ist zu berücksichtigen, dass die Erhebungen des leichten Zweiradverkehrs aus Witterungsgründen nur während des 2. und 3. Jahresquartals durchgeführt werden können.

Der nachfolgende Terminplan basiert auf der Annahme, dass mit den Arbeiten ab Ende 2009 begonnen werden kann. Er berücksichtigt zudem die Tatsache, dass die Erhebungen des leichten Zweirad­verkehrs aus Witterungsgründen nur während des 2. und 3. Jahresquartals durchgeführt werden können.

Arbeitschritte

2009

2010

2011

4.

1.

2.

3.

4.

1.

2.

3.

1. Spezifikation relevanter Parameter

und Modellbildung

2. Literaturauswertung

3. Erhebungen und Simulation

4. Festlegung Richtwerte

5. Vorschläge Bemessungsverfahren

6. Empfehlungen / Berichterstattung

Meilensteine / Zwischenberichte (X)

X

X

X

Zugehörige Dokumente
Umsetzung und Anwendungen
(Deutsch)
Die erarbeiteten, für schweizerische Verhältnisse repräsentativen Zusammenhänge dienen als Grundlage für die Normung der Beurteilung der Verkehrsqualität und Leistungsfähigkeit von Anlagen des leichten Zweirad- und Fussgängerverkehrs. Die Normen sollen eine noch vorhandene Lücke in der Normgruppe „Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit“ schliessen.
Berichtsnummer
(Deutsch)
1444
Berichtsnummer
(Englisch)
1444
Literatur
(Deutsch)

Ausgewählte Arbeiten des IVT und Pestalozzi & Stäheli im Zusammenhang mit der Forschungsarbeit:

[Buchmüller 2005] Buchmüller, S., Weidmann, U., Bollinger, S. (2005): Planung von Umsteigeanlagen, Evaluation von Fussgängersimulationstools; Diplomarbeit des Studiengangs Bauingenieurwesen, Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), ETH Zürich, Zürich, Februar 2005

[Buchmüller 2006] Buchmüller, S., Weidmann, U. (2006): Parameters of pedestrians, pedestrian traffic and walking facilities, Bericht Nr. 132, Schriftenreihe des IVT; Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), ETH Zürich; Zürich, Oktober 2006

[Pestalozzi 1994] Pestalozzi, C., Bürkel P. (1994): Projektierung von Radverkehrsanlagen; Forschungsauftrag VSS 15/89; November 1994

[Pestalozzi 2001] Pestalozzi C., Lagger S., Schmid F. (2001): Massnahmen für den leichten Zweiradverkehr auf Strassen mit öffentlichem Verkehr; Forschungsauftrag VSS 17/98; Mai 2001

[Pestalozzi 2008] Pestalozzi C., Grob D. (2008): Querungen für den Fussgänger- und leichten Zweiradverkehr; Forschungsauftrag VSS 6/00; noch unveröffentlicht

[Weidmann 1993] Weidmann, U. (1993): Transporttechnik für Fussgänger, Transporttechnische Eigenschaften des Fussgängerverkehrs (Literaturauswertung), Bericht Nr. 90, Schriftenreihe des IVT; Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), ETH Zürich; Zürich, März 1993

[Weidmann 1993a] Weidmann, U. (1993a): Der Fussgänger im Strassenverkehr, Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit; Zeitschrift Der Nahverkehr, Nr. 6/1993; Zürich, März 1993

[Weidmann 1994] Weidmann, U. (1994): Der Fahrgastwechsel im öffentlichen Personenverkehr, Bericht Nr. 99, Schriftenreihe des IVT; Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), ETH Zürich; Zürich, Mai 1994

Weitere Projektbezogene Fachliteratur:

[Bast 2003] Bundesanstalt für Strassenwesen (2003): Bemessung von Radverkehrsanlagen unter verkehrstechnischen Gesichtspukten; Georg Falkenberg, Peter Vortisch; Verkehrstechnik Heft V 103; Bergisch Gladbach, Juni 2003

[CROW 1993] Centre for Research and Contract Standardization in Civil and Traffic Engineering: Sign up for the bike; 1993

[Daamen 2004] Daamen, W. (2004): Modelling passenger flows in public transport facilities, TRAIL Thesis Series, T2004/6, The Netherlands TRAIL Research School; Department Transport & Planning, Delft University; Delft, 2004

[FGS 2001] Forschungsgesellschaft für Strassen- und Verkehrswesen (2001): Handbuch für die Bemessung von Strassenanlagen, HBS; 2001

[Fruin 1971] Fruin, J. J. (1971): Designing for Pedestrians: A-Level-Of-Service Concept; Highway Research Record, Nr. 355, S.1-15, Highway Research Board, Washington D.C., 1971

[Fruin 1984] Fruin, J. J., Benz, P.B. (1984): Pedestrian Time-Space Concept for Analyzing Corners and Crosswalks; Transportation Research Record, Nr. 959, S. 18-24; Washington D.C., 1984

[Helbing 1995] Helbing, D., Molnar, P. (1995): Social force model for pedestrian dynamics; Physical Review E51, p. 4282-4286; 1995

[Helbing 1997] Helbing, D. (1997): Verkehrsdynamik, Neue physikalische Modellierungskonzepte, Springer Verlag; Berlin, 1997

[Helbing 2002] Helbing, D., Farkas, I.J., Molnar, P., Vicsek, T. (2002): Simulation of pedestrian crowds in normal and evacuation situations, p. 21-58 in: Schreckenberg, M., Sharma, S.D. (eds.): Pedestrian and Evacuation Dynamics, Springer Verlag; Berlin, 2002

[Hoogendoorn 2005] Hoogendoorn, S. P., Daamen, W. (2005): Pedestrian Behavior at Bottlenecks; Transportation Science Vol. 39, No. 2, p. 147-159; Washington D.C., 2005

[Khisty 1994] Khisty, C. J. (1994): Pedestrian Cross Flows in Corridors; Transportation Research Record Nr. 847, p. 54-57, Washington D.C., 1994

[Sarkar 1993] Sarkar, S. (1993): Determination of Service Levels for Pedestrians, with European Examples; Transportation Research Record No. 1405; Washington D.C., 1993

[Savannah 2006] Savannah Simulations (2006): Simwalk, Software für Personenbewegungen, Dokumentation; Savannah Simulations AG; Herrliberg, 2006

[Schopf 1985] Schopf, J. M. (1985): Bewegungsabläufe und Qualitätsstandards für Fussgänger, Radfahrer und Kfz-Verkehr; Dissertation an der Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien; Wien, 1985

[Seyfried 2005] Seyfried, A. et. al. (2005): The Fundamental Diagram of Pedestrian Movement Revisited, Central Institute for Applied Mathematics, Research Centre, Jülich, 2005

[Spacek 2006] Spacek, P. (2006): Verkehrstechnik – Grundzüge, Vorlesungsmanuskript, Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), ETH Zürich, Zürich.

[Steiner 2007] Steiner, A., Philipp, M., Schmid, A. (2007): Parameter Estimation for a Pedestrian Simulation Model; Conference paper STRC 2007, 7th Swiss Transport Research Conference; Ascona, September 2007

[TRB 2000] Transportation Research Board (2000): Highway Capacity Manual, HCM 2000; National Research Council; Washington D.C., 2000

[Venuti 2007] Venuti, F., Bruno, L. (2007): An interpretative model of the pedestrian fundamental relation, C. R. Mecanique (2007), März 2007

[Virkler 1994] Virkler, M. R., Elayadath, S. (1994): Pedestrian Speed-Flow-Density Relationships; Transportation Research Record No. 1438, Washington D.C., 1994

[VSS 1994] VSS (1994): SN 640 060 – Leichter Zweiradverkehr, Grundlagen, VSS, Zürich, 1994

[VSS 1999] VSS (1999): SN 640 017 – Leistungsfähigkeit, Verkehrsqualität, Belastbarkeit, Grundlagennorm, VSS, Zürich, 1999