In der Schweiz wurden im Jahr 2007 mehr als 2.7 Mio. Schweine geschlachtet (Proviande, 2007). Der Grossteil der Schweine wird in Ställen gehalten, was bedeutet, dass die Umgebung wesentlich weniger strukturiert und abwechs-lungsreich ist, als es eine naturnahe Umgebung wäre. Dieser Umstand stellt für die Tiere eine Belastung dar, weswegen der Anreicherung der Haltung für Mastschweine zunehmend Beachtung geschenkt wird. Im vorliegenden Projekt soll über die experimentelle Erfassung ethologischer, physiologischer und immunologischer Parameteränderungen untersucht werden, ob Schweine die Antizipationszeit (also die Zeit von der Ankündigung bis zum Erhalt einer Anreicherung) positiv bewerten. Gelingt der Nachweis, würde mittels einer solchen positiven Antizipation nicht nur das Wohlergehen gesteigert, sondern durch die emotionale Zustandsänderung auch die Bewältigung belastender Ereignisse, z.B. beim Transport, erleichtert werden.
Zunächst wird untersucht (Teilprojekt 1), ob sich die Reaktion der Schweine auf positiv bewertete Stimuli von der Reaktion auf negativ bewertete Stimuli unterscheidet. Hierzu werden nach einer Konditionierung auf einen positiv assoziierten und einen negativ assoziierten Stimulus ethologische wie auch physiologische Parameter während der Antizipationszeit erfasst.
Im Weiteren werden Schweine während der Mast auf einen akustischen Stimulus konditioniert, welcher jeweils eine Anreicherung ankündigt (Teilprojekt 2). Der Einfluss dieser Konditionierung auf das Verhalten und auf physiologische Parameter wird zum einen in unbeeinflussten Situationen während der Mast und zum anderen am Mastende während des Verladens untersucht. Der Verladevorgang kann, mehr noch als der eigentliche Transport, neben vermindertem Wohlergehen auch eine Minderung der Fleischqualität zur Folge haben (Fikuart, 1997; Maier, 2005). Es wäre deshalb sehr wünschenswert, dass das Verladen für die Tiere weniger belastend ablaufen würde.
In ihrer natürlicherweise reich strukturierten Umwelt würden Schweine ihre Hauptaktivitäten, zu welchen vor allem die Futtersuche und Futteraufnahme gehören, synchron ausüben (Hennig, 1998). Die verbreitete Abruffütterung, bei der die Tiere einzeln und nacheinander gefüttert werden, ist eine Belastung. Bei der akustischen Aufruffütterung wird jedes Tier durch einen individuellen Ton zum Betreten der Futterstation aufgefordert. Diese Vorhersagbarkeit (hat ein Tier Anrecht auf Futter oder nicht) führt zu einer Verminderung von Aggressionen an der Futterstation und zu einem gesteigerten Wohlergehen (Ernst et al., 2005). Nicht bekannt ist hierbei die emotionale Statusänderung der Tiere nach Erklingen ihres Tons. Es soll deshalb untersucht werden (Teilprojekt 3), was auf physiologischer und auf Verhaltens-Ebene insbesondere in der Zeit zwischen der Wahrnehmung ihres Tons und dem Betreten der Station geschieht.
Das ganze Projekt soll Hinweise darüber liefern, ob es Verhaltensparameter und physiologische Parameter gibt, die auf emotional positive und negative Zustände bei Schweinen verschiedener Kategorien schliessen lassen. Mit diesem Wissen könnte die Wirksamkeit von Massnahmen zur Verbesserung des Tierwohls überprüft werden. Mit den getesteten Methoden stünden bereits mögliche umsetzbare Massnahmen zur Verfügung, sofern sich diese als erfolgreich und effektvoll erweisen.