Eigenschaften des Mischgut mit Ausbauasphalt RAP
Die wesentliche Frage für dieses Forschungsprojekt EP-1, wie auch für EP-2, -4 und –5, sind:
- Wie lässt sich die umfassende Eignung eines Mischgutes beurteilen?
- Wie kann eine „Verschlechterung“/„Verbesserung“ durch das Recycling gemessen werden?
Der Nachweis der Eignung von Mischgut mit fundamentalen Prüfmethoden ist Gegenstand der laufenden Forschung. Verschiedene Prüfmethoden, die darin einbezogen sind und Aussicht auf Erfolg versprechen, sollen auch im Rahmen des hier vorliegenden Forschungsprojekts zur Anwendung kommen (siehe auch Tabelle 1). Insgesamt wird durch die im „roten Faden“ vorgegebenen Prüfungen bereits ein Prüfraster festgelegt, zudem sollen im Projekt serienmäßig oder punktuell Prüfungen wie Druck-Schwellversuch. Spurbildungstest, Zug-Schwellversuch und Ermüdungsversuch nach Wöhler mit einbezogen werden.
Für die Thematik des Mischgutes mit Ausbauasphalt ist speziell der Aspekt der möglichen Inhomogenität des Bindemittels von Bedeutung. Es ist - zumal bei hohen Anteilen an Ausbauasphalt - unwahrscheinlich, dass sich das Bindemittel homogen vermischt. Ob ein Teil des Ausbauasphaltes mit dem Zugabebindemittel umhüllt und verklebt wird, soll mit Dünnschliffuntersuchungen abgeklärt werden (Doppelumhüllung).
Eigenschaft |
Prüfmethode |
Wärmeverhalten, Verformungswiderstand |
Steifigkeitsversuch /-modul Spurrinnentest Druck-Schwellversuch |
Ermüdungsverhalten |
4-Punkt-Biegung (Wöhler) |
Kälteverhalten |
Zug-Schwellversuch |
Alterung |
Marshall-Prüfkörper, 120 h / 85°C |
Wasserempfindlichkeit |
Indirekter Zugversuch vor/nach Wasserlagerung |
Inhomogenität des Bindemittels |
Dünnschliffprüfung |
Tabelle 1: Eigenschaften von Mischgut und Prüfmethoden
Prüfumfang
Im Initialprojekt wurden Pflichtenhefte und Erläuterungen für die Ausschreibung erarbeitet. Der Prüfumfang ist in den Pflichtenheften der einzelnen Einzelprojekte EP umfassend dargestellt und unterteilt sich in:
- gefordert von allen EP, Prüfungen gemäss rotem Faden an AC 11 mit 40% Ausbauasphalt RAP
- gefordert für das betreffende EP (blauer Umfang)
- punktuell im betreffenden EP gefordert (grüner Umfang)
- mögliche weitere Parameter (gelber Umfang)
Der für das EP1 geforderte Prüfumfang umfasst (blauer Umfang):
- 5 Mischguttypen AC 11, AC MR 8, AC T 22, AC EME 22 und AC B 16
- je 0%, 20%, 40%, 60%, 80% Ausbauasphalt RAP
- 2 verschiedene Ausbauasphalt-Materialien RAP
- Zugabe mittels Paralleltrommel und im Batch-Verfahren (Kaltzugabe) beurteilen
Würden für die im blauen Umfang vorgegebenen Mischungen alle Prüfungen gemäss „rotem Faden“ durchgeführt, wären die gemäss Ausschreibung geschätzten Projektkosten weitgehend ausgeschöpft. Alle Mischgutvarianten sind jedoch nicht möglich, da verschiedene Mischungen mit hohem RAP-Anteil nicht mehr mit der Null-Mischung vergleichbar sind. Bei zu hohem RAP-Anteil können nicht mehr alle Eigenschaften erreicht werden, z.B. gegenüber dem Zielbindemittel zu hartes Bindemitte, oder zu hoher Sandanteil bei SMA-Mischungen. Die für die praktische Anwendung möglichen Mischungen und Mischgutmengen wurden evaluiert, vgl. Tabellen 2 und 3.
Die Prüfungen nach rotem Faden umfassen:
- löslicher Bindemittelanteil EN 12697-1, Korngrössenverteilung der Mineralstoffe EN 12697-2
- Marshallprüfkörper gemäss EN 12697-30 und Marshall-Prüfung nach EN 12697-34
- Charakterisieren der löslichen Bindemittelanteile gemäss EN 12697-3 mit Erweichungspunkt Ring und Kugel EN 1427, Penetration EN 1426 und Penetrationsindex EN 12591
- indirekter Zugversuch nach EN 12697-23 an gealterten Marshall-Prüfkörpern
- bei 22°C ohne Wasserlagerung
- bei 22°C mit Wasserlagerung nach EN 12697-12 (Wasserempfindlichkeit)
- Alterung der Marshall-Prüfkörper bei 120 h und 85°C gemäss ASTHO PP2-00
- Steifigkeitsversuch nach IT-CY der EN 12697-26 bei 5°C, gealterte Marshall-Prüfkörper
- Steifigkeitsversuch nach IT-CY der EN 12697-26 bei 22°C, ungealterte Marshall-Prüfkörper
- Steifigkeitsversuch nach IT-CY der EN 12697-26 bei 22°C, gealterte Marshall-Prüfkörper
- Steifigkeitsversuch nach IT-CY der EN 12697-26 bei 40°C, ungealterte Marshall-Prüfkörper
Zusätzlich verwendete Prüfverfahren
Neben den im roten Faden vorgegebenen Prüfmethoden ist vorgesehen, die folgenden zusätzlichen Prüfmethoden serienmäßig (z.B. Druck-Schwellversuch) oder punktuell anzuwenden (Prüfumfang grün/gelb).
Spurbildungstest
Zur Ermittlung des Widerstandes gegen Verformung bei höheren Temperaturen werden punktuell Spurrinnenversuche durchgeführt. Die Versuchsdurchführung erfolgt nach EN 12697-22 bei 60°C im LCPC Spurrinnentester, mit dem auch die Prüfkörper hergestellt werden [10].
Druck-Schwellversuch
Zur Ermittlung des Widerstandes gegen Verformung bei höheren Temperaturen werden Druck-Schwell-Versuche durchgeführt. Die Prüfung erfolgt nach EN 12697-25 bei 50°C [12]. Die Prüfkörper werden im Gyrator nach EN 12697–31 hergestellt.
Ermüdungsverhalten (Biegeversuch Wöhler)
Die Ermüdungsprüfungen werden an Balken mit dem Vier-Punkt-Biegeverfahren nach [11] durchgeführt. Es werden 12 Prüfkörper bei 3 Dehnungsniveaus geprüft. Die Auswertung erfolgt, neben dem Bestimmen des klassischen N50, unter Verwendung des Modells der sigmoidalen Schadensrate. Dieses Modell beschreibt die Modulabnahme als ein sigmoidaler Übergang von einer geringen (Phase 2 des Ermüdungsversuches) zu einer höheren (Phase 3) Schadensrate und erlaubt damit eine physikalisch basierte Bewertung des Zeitpunktes des Versagens. Festzulegen sind mittels Vorversuchen die Dehnungsniveaus.
Kälteverhalten
Für die Beurteilung des Kälteverhaltens existiert noch keine EN, weshalb das Zug-Schwellverfahren [13] angewendet werden soll. Das Verfahren ist sehr ähnlich dem Druck-Schwellverfahren, mit dem Unterschied, dass der Prüfkörper anstelle eines zyklischen Druckes mit Zug bei tiefer, noch abzuklärenden Temperatur verformt wird. Dadurch wird einerseits die Belastung durch den Verkehr (zyklischer Zug), andererseits die Kälte simuliert (statischer Zug). Er gibt somit praxisrelevantere Resultate über das Dauerverhalten bei Kälte und Schwerverkehr als ein reiner Zugversuch in der Kälte.
Dünnschliff
Mit Herstellen, Prüfen und Beurteilen von Dünnschliffen liegen in der Tecnotest AG sehr viele Erfahrungen vor. Routinemässig werden Dünnschliffe an Beton nach ASTM C856-95 geprüft. Verschiedentlich wurden auch Dünnschliffe und Dünnschnitte an Asphalt und Dichtungsbahnen, Bitumen- und Polymerbitumen-Dichtungsbahnen, geprüft. Die Dünnschliffe an Asphalt werden nach einem dänischen Verfahren des Danish Road Institute geprüft.
Warm- und Kaltzugabe von Ausbauasphalt
Aus der Praxis ist bekannt, dass das Herstellungsverfahren für Mischgut mit Ausbauasphalt einen grossen Einfluss auf die Mischgutqualität hat. Insbesondere sind die Einflüsse von Mischzeit und die Warm- oder Kaltzugabe des Ausbauasphaltes gross. Diese Aspekte sind für die Umsetzung in der Mischanlage zur Hauptsache im EP5 zu bearbeiten.
In diesem EP1 ist der Einfluss der Zugabe mittels Paralleltrommel, das bedeutet Warmzugabe, und im Batch-Verfahren, Kaltzugabe, zu beurteilen. Dieser Aspekt wird am Mischgut AC 11 mit 20% Ausbauasphalt überprüft. Aus Praxiserfahrung ist bekannt, dass bei mehr als etwa 20% Zugabe von kaltem Ausbauasphalt die Neumaterialien stark überheizt werden müssen um normgerechte Mischguttemperaturen zu erhalten. Kaltzugabe eignet sich somit höchstens für die Zugabe von kleinen Mengen Ausbauasphalt.
Tabelle 2 Prüfplan mit pro Mischgutsorte maximal möglichem Anteil an Ausbauasphalt: siehe bitte unten
Tabelle 3 Für die Prüfungen erforderliche Mischgutmengen (ohne Reserve für Doppelprüfungen, usw.): siehe bitte unten