Die vorliegende Forschungsarbeit hat wichtige Grundlagen über massgebende Parameter bei der chloridinduzierten Korrosion und neue Erkenntnisse zum Korrosionsfortschritt in realen Stahlbetonbauteilen geliefert, die es dem Ingenieur ermöglichen, die Korrosionsgefährdung eines Bauteils besser beurteilen und die Entwicklung des Korrosionszustandes der Bewehrung genauer abschätzen zu können. Die wichtigsten Resultate sind:
· Parameter wie der Betonwiderstand und der Korrosionsstrom werden von den Umgebungsbedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit), d.h. von der Exposition massgebend beeinflusst.
· Für die Beurteilung des Feuchtehaushaltes im Beton muss die Temperaturabhängigkeit des Betonwiderstandes mittels mathematischer Verfahren (Arrhenius-Modell) kompensiert werden.
· Bei Bauteilen unter natürlichen Expositionsbedingungen kann zwischen häufigen, kurzzeitigen Feuchtewechseln in der oberflächennahen Zone des Betons (Kleinereignisse mit Transportzonen <20 mm) und einzelnen, tiefreichenden Feuchtewechseln (Grossereignisse mit Transportzonen >40 mm) unterschieden werden.
· Die Initiierungszeit bei Bauteilen, die dem Spritzwasser oder Kontaktwasser ausgesetzt sind, beträgt bei Betonüberdeckungen von etwa 30 mm nur wenige Jahre.
· Bei Bauteilen, die Spritz- oder Kontaktwasser ausgesetzt sind, liegt die Korrosionsgeschwindigkeit zwischen 0.5 und 1.0 mm/Jahr. Für den Korrosionsfortschritt ist hauptsächlich die Exposition und weniger die Höhe des Chloridgehaltes ausschlaggebend. Die Korrosionsgeschwindigkeit ist im Sommer deutlich höher als im Winter (Temperatureffekt).
· Zwischen dem Betonwiderstand und der Korrosionsgeschwindigkeit besteht ein hyperbolischer Zusammenhang.
· Kann durch eine geeignete Instandsetzungsmassnahme der Betonwiderstand deutlich erhöht werden, können erhöhte Restchloridgehalte über 0.4 M.%/Z. im Beton toleriert werden.
· Die kontinuierliche Datenerfassung weist gegenüber periodischen Handmessungen entscheidende Vorteile auf. Eine Vorhersage der Schadenentwicklung ist wegen der stark schwankenden Messgrössen aufgrund täglicher und saisonaler Veränderungen klimatischer Grössen nur möglich, wenn die Messungen kontinuierlich durchgeführt werden.
Der dominante Einfluss der Exposition auf die Dauerhaftigkeit von Stahlbetonbauteilen bzw. die Schadenentwicklung von Bauwerken sollte vermehrt in die Normen einfliessen. Ebenfalls sollte auf die Notwendigkeit kontinuierlicher Datenregistierung hingewiesen werden. Nur so sind zuverlässige Aussagen über die weitere Entwicklung des Schadenverlaufs, die Erstellung von Prognosen, die optimale Planung von Instandsetzungsmassnahmen oder die Überwachung der Wirksamkeit von Instandsetzungsarbeiten möglich.