Im vorliegenden Projekt sollen mit Hilfe der Erkenntnisse aus den beiden Dissertationen von Manja Zupan (2006) und Anja Kruschwitz (2006) Entscheidungsgrundlagen für das Bewilligungsverfahren von Praxislegenestern etabliert werden. Konkret sollen 7 kommerzielle Gruppenlegenester auf ihre Tiergereichtheit hin überprüft werden, damit deren Bewilligungsgesuche bearbeitet werden können. Die zu untersuchenden Nester sollen den Legehennen einzeln gegenüber einem ‚Minimalnest’, welches die minimalen Anforderungen gemäss Art. 25 Abs 1 Zif. a der Tierschutzverordnung (TSchV, 1981) erfüllt, in einem Präferenztest (Duncan, 1992; Albentosa & Cooper, 2005) angeboten werden. Als Zutritt zu den beiden zur Auswahl angebotenen Nestern (Minimal- und Testnest) werden ‚Push-Doors’ eingebaut, welche mit den Schultern aufgestossen und mit unterschiedlich hohen Widerständen belegt werden können (Olsson et al., 2002). Dadurch lässt sich die Motivation der Tiere, zu einem bestimmten Nest zu gelangen, messen.
Das Minimalnest wird als Basis für die Prüfung der Praxislegenester verwendet. Stellt sich ein Prüfnest als weniger attraktiv als das Minimalnest heraus, d.h. die Tiere ziehen das Minimalnest dem zu testenden Nest vor, gilt es als nicht tiergerecht im Sinne der TSchV und das Bewilligungsgesuch muss abgelehnt werden. Ein bestimmtes Nest wird gegenüber einem anderen Nest als attraktiver betrachtet, wenn eine höhere Anzahl Eier darin gelegt werden, die Tiere im entsprechenden Nestbereich ein ruhigeres Verhalten zeigen (d.h. weniger ‚pacing’ und ‚nest-seeking’) (Wood-Gush, 1972; Olsson and Keeling, 2000; Cooper and Albentosa, 2003) und das Verhältnis der Anzahl darin gelegten Eier zu der Anzahl Nesteintritte grösser ist.
Um Geflügelproduzenten bei der Wahl von Legenestern beraten zu können, soll zusätzlich eine Rangordnung der zur Bewilligung eingereichten Nester bezüglich ihrer Attraktivität, resp. ihrer Tiergerechtheit aufgestellt werden, d.h., die Nester werden in Präferenztests einander gegenübergestellt.
Um Entscheidungsgrundlagen für die Bearbeitung von zukünftigen Bewilligungsgesuchen für Legenester zu erarbeiten, sollen im Rahmen einer Doktorarbeit Eigenschaften von Legenestern eruiert werden, welche für deren Attraktivität und Akzeptanz entscheidend sind.
Die Ergebnisse aus den Experimenten sollen schliesslich unter Praxisbedingungen auf ihre Gültigkeit in der Praxis hin überprüft werden.