Pro Jahr werden in der Schweiz rund 1.3 Mio. männliche Schweine gemästet. Zur Vermeidung des Ebergeruchs, der von vielen Konsumenten schon in geringer Konzentration als sehr unangenehm empfunden und von den Abnehmern deshalb nicht toleriert wird, werden die männlichen Ferkel kastriert. Diese Kastration erfolgt in der Regel ohne Schmerzausschaltung in den ersten zwei Lebenswochen. Diese "konventionelle" Lösung wurde in den letzten Jahren von Tierschutz und Konsumenten zunehmend kritisiert und wird deshalb auch von den Schweineproduzenten als in Zukunft nicht akzeptierbar eingestuft. Im Rahmen der Revision des Tierschutzgesetzes beraten die eidgenössischen Räte zur Zeit über ein Verbot der Kastration ohne Schmerzausschaltung per 2009. Die Schweineproduktions-und –verabeitungsbranche sowie die betroffenen Bundesämter BVET und BLW nehmen diese absehbaren neuen Rahmenbedingungen sehr ernst und haben seit einiger Zeit Bemühungen zur Suche nach Alternativen unterstützt.
Folgende Alternativen zur konventionellen Ferkelkastration sind grundsätzlich bekannt, haben aber alle auch Nachteile und sind noch kaum geeignet für den Einsatz unter Praxisverhältnissen:
• Kastration mit Schmerzausschaltung:
• Unterdrückung der Bildung des Ebergeruchs:
• Jungebermast:
• Züchterische Beeinflussung des Ebergeruchs:
• Sperma-sexing
Trotz des sehr unterschiedlichen Entwicklungsstands ist den genannten Methoden gemeinsam, dass sie
(i) noch nicht tauglich sind für den breiten Einsatz in der Praxis,
(ii) dass eine umfassende Beurteilung der Vor-und Nachteile sowie der Kosten weitgehend fehlt und dass
(iii) ihre Akzeptanz in der Branche und/oder bei den Konsumenten noch gering bzw. die Methode nicht bekannt ist. Dies ist nicht zuletzt drauf zurückzuführen, dass die Verfahren bisher nicht mit einem gesamtheitlichen und vergleichenden Ansatz untersucht wurden. Wenn es der Branche gelingen soll, bis 2009 effektiv praxistaugliche Lösungen bereit zu haben, sind rasch koordinierte gemeinsame Bemühungen aller Stakeholder notwendig. Mit dem Projekt ProSchwein will die Branche zusammen mit allen betroffenen Forschungsinstitutionen und Bundesämtern sowie Vertreter des Tierschutzes auf diese Herausforderung reagieren.
Erfolgreiche und praxistaugliche Alternativen zur heute praktizierten Ferkelkastration werden für die Branche überlebenswichtig sein. Sind solche in 3-4 Jahren nicht in bewährter Form vorhanden, sind auf der einen Seite hohe Kosten für die Kastration mit Schmerzausschaltung und logistische Probleme bei der Kastration zu erwarten und andererseits wird wegen Imageproblemen ein Nachfragerückgang mit all seinen negativen Folgen für die Branche kaum zu vermeiden.