In der Forschungsarbeit wird der Einfluss von Änderungen des Parkierungs-Angebotes auf das Verkehrsverhalten und auf die Standortgunst eines Zielortes untersucht und mit diskreten Wahlmodellen abgebildet. Der Fokus liegt dabei auf Situationen in Zentrumsgebieten mit gemischten Nutzungen. Da sich mit den traditionellen Methoden der Verkehrsbeobachtung kaum eine ausreichende Datenbasis für die Modellierung der Änderungen des Parkierungs-Angebotes auf das Verkehrsverhalten gewinnen lässt, wurden Stated Preference (SP)-Befragungen durchgeführt.
Mit dem Ziel, ein möglichst breites Spektrum an Untersuchungskontexten in Bezug auf Urbanität, Attraktivität der Zielorte, Erschliessung mit dem öV und dem LV, Höhe der Parkgebühren usw. sicherzustellen, wurden als Untersuchungskontexte Parkierungsanlagen in einer Klein-, einer Mittel- und einer Grossstadt gewählt. Als Fallbeispiele dienten öffentlich zugängliche und bewirtschaftete Parkierungsanlagen im Zentrum von Frauenfeld (Kleinstadt), im Zentrum von Schaffhausen (Mittelstadt) sowie das Parkhaus Urania in Zürich (Grossstadt).
In den Parkierungsanlagen ankommende Fahrzeuglenker wurden zufällig ausgewählt und befragt. Anhand eines Fragebogens wurden soziodemographische Daten sowie Angaben zum aktuell durchgeführten Weg (Revealed Preference Daten) erhoben. Von jenen Personen, welche sich bereit erklärten, an den Stated Choice Experimenten teilzunehmen, wurden die Adressen notiert.
Mit den Daten der Stated Choice Experimente wurden für jedes Fallbeispiel separat die beobachteten Wahlverhalten mit multinominalen Logit Modellen (MNL) abgebildet. Dabei wurden in einem ersten Schritt nur die Daten aus den Stated Choice Experimenten (SP-Daten) verwendet. In allen Fällen ergaben die Parameterschätzungen Modellansätze mit ausreichender Erklärungskraft. Die Mitberücksichtigung auch der in den Erstbefragungen erhobenen soziodemographischen Daten (RP-Daten) brachte diesbezüglich keine wesentliche Verbesserung der geschätzten Modellansätze. Die Modelle zeigen, dass die Parkgebühren sowie die Such- und Wartezeit einen massgeblichen Einfluss auf die Wahl der Parkierungsanlage, des Verkehrsmittels sowie des Zielortes haben.
Um die Auswirkungen des Parkierungs-Angebotes auf die Standortgunst eines Gebietes abzuschätzen, wurde mit den im vorangegangenen Arbeitsschritt erstellten Entscheidungsmodellen geschätzt, wie viele der bisherigen Benutzer der untersuchten Parkierungsanlage bei steigenden Parkgebühren einen anderen Zielort wählen würden.
Die Berechnungen der Nachfrage-Elastizitäten bezüglich Parkgebühren und bezüglich der Such- und Wartezeit für die in den SP-Experimenten simulierten Situationen (welche nicht identisch mit den effektiven Situationen sind) hat für das Fallbeispiel Frauenfeld Werte von Ca. -0.3, für Schaffhausen von Ca. -0.5 und für Zürich von Ca. - 1.0 ergeben. Diese unterschiedlichen Werte sind Ausdruck der sich aus den verwendeten Szenarien ergebenden verschieden hohen Niveaus der mittleren Parkgebühren und der mittleren Such- und Wartezeiten sowie der deutlichen Unterschiede zwischen den drei Fallbeispielen bezüglich der Qualität der ÖV-Erschliessung, der Urbanität und der Attraktivität der Zielorte.
Die Forschungsarbeit hat gezeigt, dass sich mit dem gewählten Ansatz Verhaltensmodelle schätzen lassen, mit welchen die Auswirkungen von Verteuerungen oder Einschränkungen des Parkierungs-Angebotes auf die Standortgunst eines Gebietes prognostiziert werden können. Die entsprechenden Berechnungen haben für alle drei Fallbeispiele ähnliche Ergebnisse geliefert und zeigen, dass Erhöhungen der Parkgebühren oder Reduktionen des Parkfelder-Angebotes - so lange sie nicht extrem sind - nur einen geringen Einfluss auf die Standortgunst haben.