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Forschungsstelle
BLV
Projektnummer
1.97.05
Projekttitel
Epidemiologische Untersuchungen über das Vorkommen von Bornavirus-Infektionen bei Haus- und Heimtieren in der Schweiz

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektziele
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Abstract
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Publikationen / Ergebnisse
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Borna Disease-Virus (BDV), Schafe, Katzen, Epidemiologie, Schweiz, Fürstentum Liechtenstein
Kurzbeschreibung
(Deutsch)
Die Bornasche Krankheit (Borna Disease, BD) ist eine virale Gehirnerkrankung, welche seit 200 Jahren als tödliche Erkrankung von Pferden bekannt sit. Unter natürlichen Bedingungen tritt die BD ausser bei Equiden auch bei Wiederkäuern und Kaninchen auf. Die klassische Manifestation der Bornavirus-(Borna Disease Virus, BDV-) Infektion bei Tieren besteht aus einer nicht-eitrigen Enzephalomyelitis. Vor kurzem sind in Schweden Fälle einer zentralnervösen Erkrankung bei Katzen aufgetreten, welche mit einer BDV-Infektion in Zusammenhang gebracht werden.
In neueren Studien aus Deutschland und Japan wird über BDV-Infektionen bei Menschen berichtet, wobei bei Psychiatriepatienten mit endogenen Depressionen und bei HIV-Patienten eine höhere Prävalenz festgestellt wurde. Angesichts dieser neuen Untersuchungsergebnisse, stellt sich die Frage nach Uebertragungsrisiken, die von infizierten Haustieren ausgehen. In diesem Zusammenhang sind unsere Kenntnisse zum Vorkommen der BDV-Infektion bei Haustieren in der Schweiz sehr unvollständig. Wir verfügen zwar über ein Instrumentarium, welches es uns ermöglicht, BDV-Infektionen im Gewebe von an BD erkrankten Tieren mit hoher Empfindlichkeit nachzuweisen. Hingegen mag die Serodiagnostik häufig nicht zu befriedigen. Es soll einerseits eine Untersuchung zur Epidemiologie der Bornavirus-Infektion in der Schweiz mit neuen serologischen und molekularbiologischen Methoden (Tierarten Pferde, Schafe, Rinder) andererseit eine Untersuchung zum Vorkommen der Bornavirus-Infektionen bei Katzen in der Schweiz durchgeführt werden.
Projektziele
(Deutsch)
Erhebung der Prävalenz von BDV-Infektionen bei Haustieren (Pferd, Rind, Schaf, Katze) sowie Adaptation und Optimierung einer Serologie auf Pferd und Katze.
Abstract
(Deutsch)
Schaf-Studie: Um Antwort auf zumindest einen Teil der offenen Fragen zu bekommen wurden in der einen Studie Serum und Gehirn von geschlachteten, klinisch unverdächtigen Schafen (n=97) und Ziegen (n=12) aus dem Endemiegebiet, v.a. aus dem Fürstentum Liechtenstein, gesammelt und mit serologischen, histologischen, immunhistologischen und molekularbiologischen Methoden untersucht. Davon wiesen deren 4 (Schafe) Serumantikörper gegen BDV auf. Antigen oder Virus-RNA konnte hingegen in keinem der 109 Gehirne gefunden werden. Die Prävalenz von entzündlichen Veränderungen war relativ hoch (43%), wobei es sich dabei um vornehmlich geringgradige Befunde handelte. BD-typische Läsionen wurden dabei nicht gefunden.
Aus demselben Einzugsgebiet konnten wir überdies 161 Blutseren von lebenden Schafen aus 13 Betrieben untersuchen. Davon wiesen deren 13 (=8%) einen niedrigen BDV-Antikörpertiter auf.
Aus einem Bestand mit einem aktuellen BD-Ausbruch (Schaf) wurden die übrigen Tiere des Bestandes (37 Schafe, 14 Rinder, 3 Pferde, 2 Esel) serologisch untersucht. Davon reagierten zwei Schafe und ein Pferd seropositiv. Von den 7 Schafen, welche aus diesem Betrieb geschlachtet wurden, wies keines BDV-Antigen oder -RNA im Gehirn auf.
Zu Vergleichszwecken wurden aus dem Kanton Bern Blutserum und Gehirn von 39 Schlachtschafen untersucht. Alle erwiesen sich serologisch und immunhistologisch als auch in der RT-PCR als BDV-negativ.

Katzenstudie: Zur Klärung der Frage, welche Rolle BDV an der Entstehung von Enzephalitiden bei Katzen in der Schweiz hat, wurden 180 Katzengehirne untersucht. Ein Teil davon (n=87) waren Katzengehirne mit entzündlichen Veränderungen aus den Archiven des Institutes für Veterinärpathologie der Universität Zürich und dem Institut für Tierneurologie der Universität Bern. Diese wurden auf das Vorhandensein von BD-verdächtigen Läsionen und gegebenenfalls auf das Vorhandensein von BDV Antigen hin nachuntersucht. Ausserdem wurden 70 Katzen mit neurologischen Störungen und 23 Kontrolltiere (ohne neurologische Störungen) prospektiv untersucht. Diese Fälle wurden auch serologisch, immunhistologisch und mit PCR auf BDV hin untersucht. Bei einer dieser Katzen wurde die Diagnose BD immunhistologisch verifiziert. Insgesamt waren histologisch bei 15 Katzen BD-verdächtige Läsionen festgestellt worden. Die Seropraevalenz lag bei 30%, wobei vornehmlich niedrige Titer festgestellt wurden.

Ergebnisse und Bedeutung
Schaf-Studie: Das Auftreten der "klassischen" Borna Disease bei Schafen, Ziegen und Equiden scheint nach wie vor auf die bekannten Endemiegebiete der Ostschweiz und des angrenzenden Fürstentum Liechtenstein beschränkt zu sein. Die Inzidenz ist niedrig und inapparente Infektionen bei Schafen sind auch in der unmittelbaren Umgebung von Ausbrüchen nur selten nachgewiesen worden (eigene Beobachtungen). Unsere Studie hat insbesondere aufgezeigt, dass auch mit dem Einsatz von hochempfindlichen diagnostischen Verfahren wie RT-PCR keine grössere Verbreitung der BDV-Infektion bei kleinen Wiederkäuern im Endemiegebiet festzustellen ist. Einschränkend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass im Beobachtungszeitraum nur ein einziger gesicherter BD-Fall beim Schaf aufgetreten war und dass daher nur in einem Bestand direkte Umgebungsuntersuchungen durchgeführt werden konnten. Die Tatsache, dass es auch im Endemiegebiet schwierig ist, inapparent infizierte Schafe aufzuspüren interpretieren wir dahin, dass Schafe als Vektoren des BDV unwahrscheinlich sind.
Die Interpretation der serologischen Resultate ist nach wie vor umstritten, da oft keine Korrelation zwischen dem Vorkommen von Serumantikörpern und nachgewiesenen BDV-Infektionen besteht.

Katzenstudie: Die Bedeutung von BDV in der Pathogenese von Katzenenzephalitiden ist aufgrund unserer Untersuchungen als gering anzusehen. Die bisher einzige Katze mit nachgewiesener BDV-Infektion in der Schweiz stammte interessanterweise nicht aus dem bekannten Endemiegebiet. Es bestehen gewisse Zweifel, ob es sich in diesem Fall und generell bei den publizierten Fällen von Katzen-BD aus Schweden wirklich um das "klassisches" BDV handelt. Da in unserem Fall kein Frischmaterial mehr zur Verfügung stand, konnte das Virus auch nicht gezüchtet und weiter charakterisiert werden. Es gelang auch nicht, die RNA mit RT-PCR nachzuweisen und zu sequenzieren. Es wurde mehrfach festgestellt, dass es bei Katzen schwieriger ist, BDV-Antigen oder -RNA nachzuweisen als vergleichsweise bei Pferd und Schaf. Unsere negativen Resultate sind daher sicher mit Vorsicht zu interpretieren.
Auch bei den Katzen gibt die Seroprävalenz von ca. 30% Anlass zu Interpretationsschwierigkeiten. Die Resultate beruhen auf der nicht sehr empfindlichen und eher störungsanfälligen Immunfluoreszenzmethode. Nach wie vor existiert leider kein anderer zuverlässiger serologischer Test, der für Reihenuntersuchungen besser geeignet wäre.

Schlussfolgerung: Es ist unbestritten, dass BDV-Infektionen bei einer Vielzahl von Tierarten vorkommen und dort tödliche Gehirnerkrankungen auslösen. Der Virusnachweis gelingt in diesen Fällen in der Regel mit den herkömmlichen Methoden. Hingegen ist es nach wie vor schwierig, inapparenten BDV-Infektionen auf die Spur zu kommen. Es gelang bisher auch nicht, ein Virusreservoir zu entdecken. Der Verdacht, dass auch beim Menschen BDV-Infektionen vorkommen, wurde in jüngster Zeit von mehreren Laboratorien bestätigt. Gerade in Ländern wie der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein mit einem umschriebenen Endemiegebiet ist es daher von sehr grosser Bedeutung, das Auftreten von BD und von BDV-Infektionen zu überwachen und weitere Anstrengungen zu unternehmen, der Epidemiologie auf den Grund zu gehen.
Publikationen / Ergebnisse
(Deutsch)
Götzmann, Regina, (2001): Untersuchungen zur Epidemiologie der Borna Disease Virus-Infektion bei Schafen und Ziegen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Metzler, Katja, (1999): Untersuchung zur Aetologie von ZNS-Erkrankungen bei der Katze in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung der Borna Disease Virus Infektion. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Caplazi, P., Melzer, K., Goetzmann, R., Rohner-Cotti, A., Bracher, V., Zlinszky, K., Ehrensperger, F. (1999) Die Borna'sche Krankheit in der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein. SAT 1999, 141, (11) 521-527

Melzer, K. (1999) Untersuchungen zur Ätiologie von ZNS-Erkrankungen bei der Katze in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung der Borna Disease Virus Infektion. Diss. Vet. Med. Fak. Zürich.
Publikationen / Ergebnisse
(Englisch)

Götzmann, Regina, (2001): Untersuchungen zur Epidemiologie der Borna Disease Virus-Infektion bei Schafen und Ziegen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Metzler, Katja, (1999): Untersuchung zur Aetologie von ZNS-Erkrankungen bei der Katze in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung der Borna Disease Virus Infektion. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Caplazi, Patrick, (1998): Spontaneous Borna disease in sheep and horses: immunophenotyping of inflammatory cells and detection of MHC-I and MHC-II antigen expression in Borna encephalitis lesions. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Planz, O., Rentzsch, C., Batra, A., Winkler, T., Buttner, M., Rziha, HJ., Stitz, L. (1999) Pathogenesis of Borna Disease Virus: Granulocite Fractions of Psychiatric Pations Harbor Infectious Virsus in the Absence of Antiviral Antibodies. J Virol 1999 Aug;73(8):6251-6.

Bachmann, S., Caplazi, P., Fischer, M., Ehrensperger, F., Cone, RW. (1999) Lack of association between Bonra Disease Virus Infection and neurological Disorders among HIV-infected Individuals.J Neurovirol; 5(2):190-5.

Berg, AL. (1999) Borna Disease in Cats. Vet Rec 17;145(3):87.

Caplazi, Patrick, (1998): Spontaneous Borna disease in sheep and horses: immunophenotyping of inflammatory cells and detection of MHC-I and MHC-II antigen expression in Borna encephalitis lesions. Inaugural Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zürich, Switzerland.

Caplazi, P., Ehrensperger, F. (1998): Spontaneous Borna disease in sheep and horses: immunophenotyping of inflammatory cells and detection of MHC-I and MHC-II antigen expression in Borna encephalitis lesions. Veterinary Immunology and Immunopathology, 61, 203-220.