Kurzbeschreibung
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Die Dopingbekämpfung in der Schweiz beruht auf den 3 Säulen "Kontrollen", "Forschung" und "Information". Sie wird partnerschaftlich und sich ergänzend gemeinsam durch den Schweiz. Olympischen Verband (SOV) und das Bundesamt für Sport (BASPO) wahrgenommen. Für die erste Säule zeichnet hauptverantwortlich der SOV, für die anderen Säulen das BASPO. Die bisherigen Informationsmittel haben einigen Erfolg erzielt. So erhielt der Videofilm 1995 einen ersten Preis in Didaktik am internationalen Sportfilmfestival in Jacca, Spanien. Zudem war die Schweiz in einigen internationalen Arbeitsgruppen (Europarat, IOK) vertreten und auch andere Partner wie Luxemburg haben die schweizerischen Informationsmittel übernommen oder wollen sie in Zukunft anwenden (Nordrhein-Westfalen, Südtirol). Im letzten Jahr wurde unter Leitung des Beauftragten durch eine Arbeitsgruppe ein neues didaktisches Konzept für Lehrmittel zum Thema Doping erstellt. Dieses Konzept wurde vom BASPO geprüft und soll nun schrittweise umgesetzt werden. Dabei werden die vorgeschlagenen Module teilweise durch das BASPO selbst erstellt, teilweise an Partner vergeben.
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Abstract
(Deutsch)
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Es ist eine reizvolle, weil auch herausfordernde Aufgabe, zwischen den Inhaltsträgern mit einem Informationsauftrag einerseits und dem System Schule mit einem Erziehungs- und Bildungsauftrag andererseits zu vermitteln. Das Projekt wurde am Machbaren aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrpersonen der verschiedenen Stufen orientiert. Deshalb standen am Anfang des Prozesses die Fragen:
Ist Doping überhaupt ein Thema für die Schule? Und wenn ja, hat die Schule überhaupt die zeitlichen Möglichkeiten dazu und erhält sie die nötigen Hilfen? Die Geschichten sind bekannt: · Die Goldmedaillengewinnerin an den Olympischen Spielen von 1932 in Los Angeles war, wie sich erst 48 Jahre später herausstellte, ein Mann. · Die schnellste Frau der Welt, Florence Griffith-Joyner, starb vor zwei Jahren im "jugendlichen Alter" von 38 Jahren den plötzlichen Herztod. · Der ehemalige Radprofi Rolf Järmann bringt es in seiner Doping-Beichte auf den Punkt: "Manchmal bereue ich es, nicht skrupelloser gewesen zu sein, dann wäre meine Zukunft finanziell besser abgesichert...". Manchmal bereut er es, und wann nicht?
Wie denkt ein heutiger 18-jähriger Mittel- oder Berufsschüler bzw. eine -schülerin über Doping? Was sagt ihm oder ihr die siegreiche Frau, in Wirklichkeit ein Mann, die am Schluss ihres Lebens Opfer eines Raubmords wird? Der sprintende Held, der später als Betrüger vor Gericht steht? Die schöne schnelle Frau, die ein so kurzes Leben hatte? Diese Geschichten zeigen ihm, dass jeder Mensch, ob Sportidol oder nicht, eine Wahl trifft hinsichtlich dessen, was er in seinem Leben sein möchte. Betrügerin, angebeteter Star, Sport-Multimillionär, einfacher Angestellter, erfolgreiche Unternehmerin, Kaiser mit unehelicher Nachkommenschaft, korrupter Politiker, mitfühlende Krankenschwester, gütiger Grossvater, geduldige Mutter usw. Ob in der Welt des Sports oder im persönlichen und gesellschaftlichen Alltag: letztlich wählt jeder Mensch in seinem Leben selber, welchem Selbstbild er folgen will: Betrug, Trickserei, Mogelei oder Wahrheit, Fairness, Ehrlichkeit. Und auch das zeigt die Beschäftigung mit dem Thema Doping: Die Flucht in die Unehrlichkeit und Illegalität erzeugt letztlich Leiden.
Von den Inhalten her ist also - wenn auch erst auf den zweiten Blick - gut zu begründen, weshalb das Thema "Doping" mit seinen vielfältigen Facetten im Schulunterricht Platz haben kann. Und von den zeitlichen Möglichkeiten der Schule her?
Die Abklärungen haben ergeben, dass sich das Thema ideal in neuen Zeitgefässen (z.B. Ergänzungsfächer in Gymnasien) und Lehr- und Lernformen (z.B. Ausbildungseinheiten in Berufsschulen) bearbeiten lässt. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen dabei ein hohes Mass an Verantwortung, was bei einem Thema aus dem Bereich Sport wohl auch aus Motivationsgründen leichter fällt. Bleibt die Aufgabe, ihnen und den Lehrpersonen Materialien anzubieten, die interdisziplinäres und vernetztes Denken und Arbeiten anregen. Zu zeigen, wie dies geschehen könnte, ist Ziel des vorliegenden Gesamtkonzeptes.
Wenn ein Staat Mittel und Ressourcen für die Dopingbekämpfung zur Verfügung stellt, sagt das auch etwas aus über diesen Staat aus: Die Beteiligten beobachten und erkennen zwar die Probleme des Sports (und damit der Gesellschaft), doch orientieren sie sich an einem höheren Bild von einer Gesellschaft und vom Sport, der in dieser Gesellschaft betrieben wird.
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