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Forschungsstelle
BLV
Projektnummer
2.99.07
Projekttitel
Verletzungen bei Masttruten: Ursachen, Möglichkeiten zur Verhinderung/Verringerung

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Kurzbeschreibung
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Projektziele
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Publikationen / Ergebnisse
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Tierschutz, Truten, Puten, Masttruten, Verletzungen, Agonistisches Verhalten, Schnabelcoupieren, Praxis in der Schweiz
Kurzbeschreibung
(Deutsch)
Mit ethologischen und veterinärmedizinischen Methoden soll nach Ursachen und Möglichkeiten für die Ver-meidung bzw. Verringerung des Auftretens von schweren Verletzungen aufgrund von Picken und Hacken bei Masttruten gesucht werden. Dazu sollen einerseits die bestehende Literatur und andererseits die Situation in der Praxis in der Schweiz erfasst und beurteilt werden. Der Aspekt des Schnabelcoupierens bzw. -touchierens ist speziell zu beachten. Ausgehend von diesen Erkenntnissen sind Hypothesen zu formulieren, die experimentell überprüft werden sollen.
Projektziele
(Deutsch)
Die Projektziele liegen auf drei Ebenen:
- Überprüfen der aktuellen Situation in der Schweiz
- Informationen zu den Effekten des Schnabelcoupierens bzw. -touchierens
- Praxistaugliche Empfehlungen für angepasstes Management und die Stallstrukturierung
Abstract
(Deutsch)
Die vorgelegte Dissertation befasst sich mit dem Aggressionsverhalten von Masttruten. Zusätzlich wurden in einem Experiment Verhaltensparameter untersucht, welche auf Schmerzen im Bewegungsapparat hindeuten.
Wildtruten leben in Gruppen und haben ein ausgeprägt hierarchisch aufgebautes Sozialsystem, in welchem Kämpfe und andere aggressive Interaktionen regelmässig vorkommen. Kämpfe zwischen wilden Truthähnen sind normalerweise von kurzer Dauer und enden selten mit ernsthaften Verletzungen. Wie die Wildtruten zeigen auch domestizierte Truten agonistisches Verhalten. Bei den breitbrüstigen Truten, welche unter kommerziellen Haltungsbedingungen gemästet werden, können diese jedoch so heftig sein, dass schwerwiegende Verletzungen auftreten und die Tiere oftmals daran sterben oder getötet werden müssen. Deshalb ist agonistisches Verhalten sowohl aus tierschützerischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht ein relevantes Problem in der heutigen Trutenproduktion. Das Ziel dieser Dissertation war es, zu untersuchen, welche Mechanismen dem Aggressionsverhalten von Masttruten zugrunde liegen und welche Faktoren dieses Verhalten beeinflussen. Die Arbeit versucht verhaltensökologische Theorien und Hypothesen und Probleme der angewandten Geflügelproduktion miteinander zu verknüpfen.
Tiere verschiedener Spezies zeigen eine Steigerung im Aggressionsverhalten, wenn unbekannte Artgenossen zusammengebracht werden. Ob domestizierte Truten, welche in Masthallen in viel grösseren Gruppen leben als ihre Vorfahren dies in freier Wildbahn tun, ebenfalls zwischen 'bekannten' und 'unbekannten' Individuen unterscheiden können und die letzteren häufiger angreifen, ist nicht bekannt. Deshalb führten wir ein Experiment durch, in welchem wir zwei kleine Trutengruppen (4 Tiere), welche sich gegenseitig nicht kannten, in einem Stallabteil zusammensetzten (Kapitel 4). Dabei untersuchten wir den Einfluss des Zusammenbringens auf die Häufigkeit der darauf folgenden aggressiven Interaktionen und auf die Verteilung der Vögel im Raum. Es gab signifikant mehr Kämpfe zwischen Nicht-Gruppenmitgliedern als zwischen Gruppenmitgliedern. Die Truthähne teilten mehr Hackschläge an Nicht-Gruppenmitglieder aus und sprangen mehr Nicht-Gruppenmitglieder an als Gruppenmitglieder. Die Vögel hielten sich tendenziell in einem grösseren Abstand zu den Nicht-Gruppenmitgliedern als zu ihren Gruppenmitgliedern auf. Aus den Resultaten kann gefolgert werden, dass breitbrüstige Masttruten zwischen Artgenossen der eigenen Gruppe und solchen einer anderen Gruppe unterscheiden können und Artgenossen einer anderen Gruppe deutlich häufiger angreifen als Mitglieder der eigenen Gruppe.
Wir führten eine zweite Studie (Kapitel 5) durch, in welcher wir den Einfluss der Gruppengrösse auf das Auftreten verschiedener aggressiver Verhaltenselemente von breitbrüstigen Truthähnen untersuchten. Wir setzten Nicht-Gruppenmitglieder in eine kleine (6 Vögel) oder grosse (30 Vögel) bestehende Gruppe ein und beobachteten das darauffolgende Auftreten agonistischen Verhaltens. Mitglieder kleiner Gruppen initiierten mehr Kämpfe und hackten den eingesetzten Vogel häufiger als Mitglieder grosser Gruppen. Gruppenmitglieder zeigten praktisch kein agonistisches Verhalten gegenüber eingesetzten Mitgliedern der eigenen Gruppe. Wir konnten zeigen, dass Truthahngruppen je nach Gruppengrösse und Gruppenzugehörigkeit des eingesetzten Vogels, unterschiedlich auf einen eingesetzten Artgenossen reagieren.
Viele Säugetiere, Vögel und Reptilien zeigen eine erhöhte Aggressionsbereitschaft und eine höhere Verletzungsrate in hohen Besatzdichten. Dies gilt besonders für Tiere mit einem hierarchisch aufgebauten Sozialsystem, wie für das Geflügel, dessen Rangordnung aufgrund von aggressiven Interaktionen etabliert wird. Wir stellten die Hypothese auf, dass ein beschränktes Raumangebot, welches bei hohen Besatzdichten herrscht, den angegriffenen Vogel daran hindert, dem Angreifer auszuweichen und damit die schwerwiegenden Folgen dieser Auseinandersetzung zu vermeiden. Deshalb untersuchten wir in einer dritten Studie (Kapitel 6) die aggressive Reaktion einer Gruppe von fünf Truthähnen auf einen neu eingesetzten Artgenossen und die jeweiligen Distanzen zwischen der Gruppe und dem eingesetzten Vogel in zwei Gehegen unterschiedlicher Grösse. Im kleinen Gehege beobachteten wir deutlich mehr aggressive Hackschläge und Drohgebärden gegen den eingesetzten Vogel. Im grossen Gehege hielt sich der eingesetzte Vogel durchschnittlich weiter entfernt von der Gruppe auf als im kleinen Gehege, obwohl nicht die gesamte verfügbare Gehegefläche genutzt wurde. Zusammenfassend zeigt unsere Untersuchung, dass eine Zunahme der Gehegefläche die Anzahl Hackschläge und Drohgebärden gegen einen eingesetzten unbekannten Artgenossen verringert.
Die Resultate der drei Studien werden sowohl unter dem Aspekt des Tierschutzes wie auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit diskutiert.
Ein weiteres wichtiges Thema hinsichtlich Tierschutz in der kommerziellen Trutenproduktion sind die häufig auftretenden Beinschwächen. Während der Mast erhöht sich das Gewicht der Brustmuskulatur breitbrüstigen Truten in kurzer Zeit beträchtlich. Dies führt zu einer nachteiligen Gewichtsverteilung und als Folge davon, zu einer abnormalen Beinposition und zu degenerativen Gelenkskrankheiten. Beim Menschen verursachen solche degenerativen Gelenkskrankheiten starke Schmerzen. Es gibt Hinweise darauf, dass dies auch für Truten zutrifft. Das Ziel der vierten Studie der Dissertation (Kapitel 7) war es, festzustellen, ob Verhalten, welches auf solchen Schmerz hindeutet, bei breitbrüstigen Truten durch die Verabreichung eines schnellreagierenden Analgetikums vermindert werden kann. An sieben Wochen alten Truten konnte festgestellt werden, dass mit dem Schmerzmedikament behandelte Vögel ihre Beine über eine längere Zeitdauer belasteten als Kontrollvögel. Im Alter von 12 Wochen wurde dieselbe Tendenz beobachtet. Bezüglich der von den Tieren zurückgelegten Distanzen wurden keine Unterschiede festgestellt. Die Resultate deuten darauf hin, dass Masttruten ihre Beine weniger lange belasten, weil dieses Verhalten mit Schmerz verbunden ist.
Abstract
(Englisch)
The present thesis focuses on the agonistic behaviour of fattening turkeys. In addition, an experiment was performed on the topic of pain related behaviour due to leg disorders.
Wild turkeys live in flocks and have a highly competitive social system in which fights and other aggressive interactions between males are common. Fights between wild turkeys are usually brief and very rarely result in serious injuries. Like wild turkeys, domestic turkeys also show agonistic behaviour. But amongst broad breasted turkeys, fattened in commercial rearing units, aggressive encounters and injuries due to head pecking may become so severe that death occurs or culling is mandatory. Thus the agonistic behaviour causes severe welfare and economical problems in modern turkey production. The aim of this thesis was to investigate possible mechanisms and factors influencing agonistic behaviour of fattening turkeys. It elucidates theories and hypotheses from behavioural ecology and practical poultry production.
Animals of different species show an increase in aggression when unfamiliar conspecifics are mixed. It is not known, whether domestic turkeys, kept in much larger groups than their ancestors naturally lived in, distinguish familiar from unfamiliar individuals and if they preferably attack the latter. We therefore examined the effect of bringing together two small and unfamiliar groups of domestic turkeys on the subsequent incidence of aggressive interactions and on the spatial distribution of the birds (chapter 4). There were significantly more fights between non group members than between group members. Turkey toms delivered significantly more aggressive pecks and tended to leap more frequently at non group members than at group members. The distance between the birds tended to be greater amongst non group members than amongst group members. From the results it may be concluded, that broad-breasted fattening turkeys do distinguish between conspecifics of the own group and conspecifics of an other group, and that they antagonise non group members markedly more than group members.
We conducted a second study (chapter 5) to investigate the effect of group size on frequencies of different types of aggressive interactions performed by broad-breasted turkey toms. We introduced non group members into small (6 birds) and large groups (30 birds) and observed the effect on the subsequent incidence of agonistic behaviour. Members of small groups initiated more fights and delivered more aggressive pecks to the introduced bird than members of large groups. Group members showed virtually no aggression towards reintroduced members of the own group. We demonstrate that groups of turkey toms react differently to an introduced conspecific depending on their group size and their familiarity with the introduced bird.
Many species of mammals, birds and reptiles, show increased aggression and a higher level of injuries when living in high stocking densities. This is especially true for species with a highly competitive social system such as poultry, where dominance is established as a result of aggressive encounters. We hypothesized that restricted space, that comes with high stocking density, might impede the attacked bird to retreat from its opponent and thus to avoid serious consequences from an encounter. Therefore, in a third study (chapter 6), the aggressive response of groups of five familiar turkeys to an unfamiliar conspecific and distances between the newly introduced bird and the group members were examined in two pens of different sizes. In the small pen we observed significantly more aggressive pecks and threats to the introduced bird. In the large pen, introduced birds kept a larger distance from the group than in the small pen. However, they did not make use of all of the available floor space in the large pen. To summarise, an increase in floor space reduces the number of aggressive pecks and threats aimed at an introduced unfamiliar conspecific.
The results of the three studies are discussed with respect to animal welfare and economic problems caused by the agonistic behaviour of domestic turkeys in commercial husbandry.
An additional topic concerning animal welfare in commercial turkey production is the high incidence of leg disorders. During fattening, the weight of the breast muscles of modern broad-breasted turkeys increases considerably within a short period of time. This leads to a disadvantageous distribution in bodyweight, and as a consequence to a disturbed leg position and degenerative joint diseases. In humans, degenerative joint diseases cause severe pain. There are indications that this is also true for turkeys. The fourth study (chapter 7) aims to determine if behaviour indicative of such pain in broad-breasted turkeys could be attenuated by administering a quick-acting analgesic. In week seven, the analgesic treated birds spent significantly more time putting weight on their legs than control birds. In week 12 the same tendency was observed. No significant differences were found in the distances covered by the animals. We conclude that fattening turkeys reduce the time they are putting weight on their legs because these behaviours may be associated with pain.
Publikationen / Ergebnisse
(Deutsch)
Buchwalder, Th., Huber-Eicher, B. (2002): Hinweise darauf, dass tibiale Dyschondroplasie bei Truten Schmerzen verursacht. In: Aktuelle Arbeiten zur artgemässen Tierhaltung 2001, KTBL-Schrift 407:174-181.
Publikationen / Ergebnisse
(Englisch)

Buchwalder, T., Huber-Eicher, B. (2003): A brief report on aggressive interactions within and between groups of domestic turkeys (Meleagris gallopavo). Applied Animal Behaviour Science 84: 75-80.

Buchwalder, T. (2004): Effect of familiarity, group size, and floor space availability on agonistic behaviour in fattening turkeys (Meleagris gallopavo) and effect of an analgesic on their activity behaviour. Thesis, Faculty of Science, Zoological Institute, University of Berne.

Buchwalder, T., Huber-Eicher, B. (2004): Effect of increased floor space on aggressive behaviour in male turkeys (Meleagris gallopavo). Applied Animal Behaviour Science 89: 207-214.

Buchwalder, T., Huber-Eicher, B. (2005): Effect of the analgesic butorphanol on activity behaviour in turkeys (Meleagris gallopavo). Research in Veterinary Science 79: 239-244.

Buchwalder, T., Huber-Eicher, B. (2005): Effect of group size on aggressive reactions to an introduced conspecific in groups of domestic turkeys (Meleagris gallopavo). Applied Animal Behaviour Science 93: 251-258.

Buchwalder, T., Huber-Eicher, B. (2003): A brief report on aggressive interactions within and between groups of domestic turkeys (Meleagris gallopavo). Applied Animal Behaviour Science 84: 75-80.