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Forschungsstelle
BSV
Projektnummer
C16_06
Projekttitel
Aus- und Weiterbildung von medizinischen Gutachtern

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Invalidenversicherung, medizinische Begutachter, Ausbildung, Weiterbildung
Schlüsselwörter
(Französisch)
Assurance-invalidité, experts médicaux, formation, formation continue
Kurzbeschreibung
(Deutsch)

Die medizinischen Gutachterinnen und Gutachter, die von den Invalidenversicherungsstellen (IVST) beigezogen werden, sind zentrale Akteure im medizinischen Abklärungsverfahren der IV. Ihre Gutachten geben die Richtung vor für die weitere Fallbetreuung durch die IVST bei der Eingliederung, allfälligen Rentenprüfungen sowie Rentenrevisionen. Entsprechend ist die Qualität der Gutachten von entscheidender Bedeutung. Ebenso wichtig ist die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl Expertinnen und Experten, um zu lange Wartezeiten bei der Ausführung des Auftrags zu vermeiden, die die Eingliederungschancen schmälern können. Die Invalidenversicherung hat folglich ein Interesse daran, Qualitätsvorgaben für die Qualifikationen der versicherungsmedizinischen Gutachterinnen und Gutachter vorzusehen, wobei sie berücksichtigt, dass sich der Anforderungsgrad auf die Zahl der verfügbaren Gutachterinnen und Gutachter auswirkt. Ziel dieses Projekts ist es einerseits, das aktuelle System der medizinischen Gutachten zu beschreiben – insbesondere die Zertifizierungen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung – und andererseits die Situation in einigen Nachbarländern zu untersuchen, um Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der IV in diesem Bereich zu gewinnen.

Kurzbeschreibung
(Französisch)

Les experts médicaux auxquels ont recours les offices de l’assurance-invalidité (OAI) sont des acteurs centraux du processus d’instruction médicale de l’AI. Leurs expertises conditionnent le suivi des cas par les OAI tant pour le parcours de réadaptation, d’éventuels examens du droit à la rente ainsi que les révisions de rentes. La qualité des expertises est ainsi déterminante. Il en va de même pour l’existence d’une masse critique d’experts disponibles, permettant d’éviter de trop longues attentes dans l’exécution des mandats qui peuvent réduire les chances de réadaptation. L’assurance-invalidité a ainsi intérêt à fixer des exigences de qualité concernant les qualifications des experts en médecins d’assurance, tout en tenant compte du fait que le degré d’exigence influence la quantité d’experts disponibles. Ce projet vise d’une part à décrire le système d’expertise médicale actuel - en particulier les certifications dans le cadre des formations et formations continues – et d’autre part à examiner la situation dans quelques pays voisins afin d’en tirer des leçons pour le développement continu de l’AI dans ce domaine.

Projektziele
(Deutsch)

Die Studie soll der IV eine Grundlage zur Beschreibung des Anforderungsprofils der medizinischen Gutachterinnen und Gutachter liefern. Zum einen geht es darum zu verstehen, welches derzeit die medizinischen Gutachterinnen und Gutachter der Invalidenversicherung sind und wie das System der Zertifizierung in der Aus- und Weiterbildung dieser Personen funktioniert. Zum andern sollen die Systeme bestimmter Nachbarländer zur Zertifizierung versicherungsmedizinischer Gutachterinnen und Gutachter, die mit denen der IV vergleichbar sind, kurz dargestellt und die Vor- und Nachteile erfolgversprechender und übertragbarer Massnahmen für die Schweiz diskutiert werden.

Projektziele
(Französisch)

L’objectif de cette recherche est de fournir une base à l’AI pour définir ses exigences en matière de qualifications des experts médicaux. Il s’agit d’une part de comprendre qui sont les experts médicaux actuels pour l’assurance-invalidité, et comment fonctionne le système de certification dans la formation et formation continue de ces experts. D’autre part, il s’agit de décrire sommairement le système de certification des experts en médecine d’assurances comparables à l’AI dans quelques pays voisins, et de discuter les avantages et inconvénients de mesures prometteuses et transposables au cas suisse.

Abstract
(Deutsch)

Basierend auf den empirischen Grundlagen zeigt die Studie folgende zentrale Ergebnisse:

Es gibt kaum Unterschiede zwischen den IV-Stellen was die Auftragsvergabe an externe Gutachter/-innen und deren formale Qualifikation (Facharzttitel) betrifft. Die Berücksichtigung der Qualität der Gutachten bei der Auswahl der Gutachter/-innen ist jedoch unterschiedlich. Wichtigste Herausforderung für die IV-Stellen ist es, qualitativ gute und geeignete Gutachter/-innen zu finden. Medizinische Gutachter/-innen werden selten im Ausland rekrutiert.

Im Jahr 2016 beauftragten die IV-Stellen rund 16'800 Gutachten, meist monodisziplinäre (48%), seltener polydisziplinäre (34%) und bidisziplinäre (18%). Rund 2‘300 Gutachter/-innen erhielten Aufträge von 23 IV-Stellen, wobei Mehrfachnennungen und Lücken möglich sind.

Die befragten IV-Gutachter/-innen sind mehrheitlich männlich, haben langjährige Berufserfahrung, arbeiten Vollzeit und repräsentieren verschiedene Facharzttitel, am häufigsten Psychiatrie/ Psychotherapie. Fortbildungsabschlüsse in Versicherungsmedizin sind verbreitet, insbesondere das Zertifikat der Swiss Insurance Medicine (SIM). Die meisten IV-Gutachter/-innen arbeiten hauptberuflich in einer Praxis, seltener im Spital. Oft werden freischaffend Mandate von polydisziplinären Gutachterstellen übernommen, während eine hauptberufliche Anstellung vergleichsweise selten ist. Die Gutachtertätigkeit ist sehr unterschiedlich intensiv und die IV-Gutachter/-innen haben oft auch andere Auftraggeber (z.B. Unfallversicherer).  

Versicherungsmedizin wird in der Schweiz vor allem auf der Stufe Fortbildung vermittelt. Hier gibt es verschiedene strukturierte Angebote und Veranstaltungen mehrerer Anbieter. In der medizinischen Ausbildung ist Versicherungsmedizin kein explizites Thema, in der Weiterbildung vor allem in gewissen Facharztrichtungen. Auf Stufe Weiterbildung besteht generell Bedarf zur Vertiefung des Themas Arbeitsunfähigkeitsbeurteilung.

Die Analyse der Vorgehensweise in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zeigt einige interessante Unterschiede zur Schweiz. In den Niederlanden werden nur Gutachter/-innen beauftragt, die einen Facharzttitel Versicherungsmedizin erwerben und bei der Rentenversicherungsanstalt UWV angestellt sind. In Frankreich wurden vormals strengere Anforderungskriterien wegen des Mangels an Gutachtern/-innen gelockert. Es wird, wie in Deutschland und der Schweiz, nur der Erwerb eines Facharzttitels verlangt, obwohl es seit 2017 einen Facharzttitel in Versicherungsmedizin gibt. In der Fortbildung sind in Deutschland und den Niederlanden die Träger der Invalidenversicherung sehr aktiv und die Qualitätssicherung hat einen hohen Stellenwert. Es werden umfangreiche Leitlinien bereitgestellt und die Gutachter/-innen von den Versicherungsträgern eng betreut mit einem starken Fokus auf das „learning on the job“.

Ausgehend von den Ergebnissen der Studie wird empfohlen, in der ärztlichen Ausbildung die Sensibilisierung für Versicherungsmedizin zu erhöhen und in der Weiterbildung die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit als Thema voranzutreiben sowie für einzelne Fachrichtungen die praktische Ausbildung von Gutachtenerstellung zu stärken. In der ärztlichen Fortbildung sollten die gutachtenspezifischen Instrumente verbessert werden, medizinisch-juristische Themen gefördert und die Gutachterbetreuung, das „learning on the job“ sowie das Qualitätsmanagement gestärkt werden.

Publikationen / Ergebnisse
(Deutsch)
Publikationen / Ergebnisse
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