Das Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen (I.VW-HSG) wurde vom Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) beauftragt, Aufsichtssysteme der beruflichen Vorsorge ausgewählter Länder und Ansätze eines Solvabilitätstests für Vorsorgeeinrichtungen zu untersuchen. Der entsprechende Forschungsbericht wurde dem BSV im April 2010 eingereicht. Obwohl Regelung und Praxis der Aufsicht der beruflichen Vorsorgeeinrichtungen in den untersuchten Ländern kein einheitliches Bild ergeben, wurden grundlegende Trends festgestellt, die auch für die Schweiz von Interesse sind. Zu diesen gehören vor allem die integrierte Aufsicht von Lebensversicherern, Banken und Vorsorgeeinrichtungen, sowie die zunehmende Verwendung von modernen Risikomanagementinstrumenten.
Aufgrund der Erfahrungen in ausländischen Systemen und der beobachtbaren internationalen Trends empfiehlt sich im Rahmen der Weiterentwicklung des Aufsichtssystems der beruflichen Vorsorge in der Schweiz die Einführung einer integrierten Aufsicht und die Anwendung einer auf das schweizerische System Rücksicht nehmenden risikobasierten Methode. Allerdings bestehen wesentliche Unterschiede zwischen der Vorsorgeeinrichtung schweizerischer Prägung und anderen Finanzintermediären, sodass ein gesondertes Regelwerk zur Solvenzüberwachung in der beruflichen Vorsorge als angezeigt erachtet wird. Statt eines Zwangs zur Bereitstellung von regulatorischem Kapital wird ein Frühwarnsystem vorgeschlagen, um das Sicherheitsniveau einer Vorsorgeeinrichtung zu signalisieren und somit die Transparenz zu erhöhen beziehungsweise Informationsasymmetrien abzubauen. Deckungsgradbetrachtung, externe Ratings, Asset-Liability-Tests, Szenarioanalysen und stochastische Modelle werden als Methoden der Solvenzmessung vorgestellt und einer detaillierten Betrachtung - inklusive der mit ihnen verbundenen Stärken und Schwächen - unterzogen. Auf Basis der so gewonnenen Erkenntnisse wird die Verwendung eines stochastischen Modells als primäres Instrument für ein Rahmenwerk zur Solvenzregulierung von schweizerischen Vorsorgeeinrichtungen empfohlen.