Die Milchproduktion ist einer der bedeutendsten Produktionszweige der Schweizer Landwirtschaft. Eine bedarfsgerechte Fütterung der Milchkuh trägt dazu bei, dass ihre Gesundheit und Produktivität gefördert wird und damit die Kosten für den Landwirt gesenkt werden können. Eine gezielte Fütterung ermöglicht zudem eine optimale Ausnutzung der Nährstoffe, was die Belastung der Umwelt minimiert.
Weidebetonte Milchproduktion
Im Vergleich zum europäischen Ausland sind die Produktionskosten für Milch in der Schweiz sehr hoch. Aus diesem Grund ist es von grosser Bedeutung, Strategien zu entwickeln, die diese Kosten senken. Weidebetonte Milchproduktionssysteme stellen für Schweiz eine optimale Möglichkeit dar, klimabedingte Vorteile, wie reichliches, regelmässiges Graswachstum auszunützen, sowie topographische Nachteile zu minimieren. Für dieses Produktionssystem spricht ausserdem, dass Weidegras das preiswerteste Raufutter darstellt. Auch von Konsumenten werden traditionelle, weidebetonte Produktionssysteme bevorzugt, weil diese ihnen vertrauter sind, ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und für tiergerechte Haltung stehen. Für die weidebetonte Milchproduktion ist ein Kuhtyp erforderlich, der bei nur geringer Zufütterung Gras effizient zur Produktion von Milch nutzen kann, ohne dass Gesundheits- und/oder Fruchtbarkeitsstörungen auftreten. Hierbei fällt unter anderem dem Weideverhalten der Tiere eine entscheidende Bedeutung zu, weil der Futteraufnahme durch Faktoren wie Grasangebot oder Weidemanagement stärkere Grenzen gesetzt sind als bei der Fütterung im Stall.
Prävention von Stoffwechselstörungen
Fütterungsbedingte Stoffwechselstörungen wie z.B. Milchfieber verursachen jährlich beträchtliche finanzielle Verluste für die Milchproduzenten. Durch eine gezielte Beobachtung und Kontrolle der Tiere mit Hilfe eines auf Angaben zum Einzeltier und zur Fütterung basierenden Werkzeugs lassen sich Gefährdungen frühzeitig erkennen und verringern. Eine Möglichkeit über die Fütterung gegen Milchfieber präventiv vorzugehen, liefert die Berechnung der Anionen-Kationen-Differenz in der Ration. Hierfür ist es nötig, dass die benötigten Anionen- und Kationengehalte der Futtermittel in den Nährwerttabellen verfügbar sind.
Futterbewertung
Die Futterbewertung befindet sich im Umbruch, was Konsequenzen für die Fütterungsempfehlungen nach sich zieht. Es ist damit zu rechnen, dass in Zukunft NDF (Neutrale Detergentien-Faser) und ADF (saure Detergentien-Faser) die Rohfaser ersetzen werden. Die Aufnahme der NDF- und ADF-Gehalte aller Futtermittel in die Nährwerttabellen ist daher unumgänglich. Zudem müssen die Tabellen mit den Nährwerten neuer Futtermittel bzw. allenfalls Sorten (Silomais) aktualisiert werden. Bei der letzten Überarbeitung des Grünen Buches hat sich ausserdem gezeigt, dass die Regressionsgleichungen zur Schätzung verschiedener Parameter für Silomais angepasst werden müssen.
Tanninhaltige Pflanzen können positive Wirkungen auf den Proteinstoffwechsel des Wiederkäuers und auf den Befall mit Magendarmparasiten haben. Allerdings gibt es auch eine Vielzahl von Studien, welche keine oder nur unbedeutende Effekte gefunden haben. Ein Grund ist, dass sowohl der Gehalt als auch die chemischen Eigenschaften der Tannine stark zwischen unterschiedlichen Pflanzenarten aber auch zwischen Sorten innerhalb einer Art variieren. Zudem können auch die Jahreszeit und der Anbaustandort einen erheblichen Einfluss auf den Tanningehalt und somit auf die Futterqualität haben. Schliesslich ist es auch möglich, dass die tanninbedingten Effekte von der Fütterungsintensität und der Nährstoffzusammensetzung der Ration beeinflusst werden.