Überfüllte Züge, Trams und Busse, immer häufigere, durch den dichten Fahrplan bedingte Verspätungen, Staus und Mangel an Parkplätzen sind Ausdruck des Trends, dass das Angebot in der Mobilität immer weniger mit der Nachfrage mithalten kann. Das Angebot zu erweitern erfordert teure Investitionen und die heutigen Finanzierungsinstrumente gelangen immer mehr an ihre Grenzen. Mobility Pricing kann nicht nur neue Finanzquellen erschliessen, sondern als Beitrag zum Verkehrsmanagement auch bewirken, dass sich die Nachfrage dem vorhandenen Angebot anpasst und insbesondere Belastungsspitzen abgebaut werden. Wesensmerkmal dieses neuen Instrumentes ist die Möglichkeit einer deutlich differenzierteren Bepreisung der Mobilität unter gleichzeitiger Erhöhung des Komforts in der Abgabenbestimmung und Zahlungsabwicklung. Schlüssel dazu ist die mobile Datenübertragung und die dezentrale Aufbereitung der Daten zur Abgabeerhebung.
Mobility Pricing wird auch in der Schweiz in immer weiteren Kreisen diskutiert. Die Diskussion ist immer noch geprägt durch übersteigerte Erwartungen und Befürchtungen. Dies ist ein Zeichen, dass eine systematische Untersuchung der Möglichkeiten notwendig ist. Laufend gibt es im angesprochenen Bereich technische Neuerungen und es ist oft schwierig abzuschätzen, was sich durchsetzen kann. Zudem ist, wie zahlreiche Beispiele zeigen, die Einführung von Systemen des Mobility Pricing nicht einfach. In der Schweiz muss EasyRide als ein (zumindest vorerst) gescheitertes Projekt gelten, während zum Beispiel in den Niederlanden, Grossbritannien und Schweden gleich mehrere Projekte im Bereich Road Pricing scheiterten. Ebenfalls zu erwähnen sind die Verzögerungen bei der Einführung der LKW-Maut in Deutschland. Beim vorliegenden Projekt geht es einerseits darum, im Ausland bereits erprobte Lösungen auf ihre Anpassungsfähigkeit an Schweizer Gegebenheiten hin zu überprüfen, andererseits darum, aus dem Stand der Technik und Entwicklungstendenzen Möglichkeiten zu Innovationen im angesprochenen Bereich auszuloten. Auch beim zweitgenannten Zweck soll das spezifische Schweizer Umfeld eine wesentliche Rolle spielen.
Bei der bisherigen Forschung zum Mobility Pricing in der Schweiz, welche sich stark auf die Ausprägung als Road Pricing konzentrierte, standen Fragen der Systemausgestaltung und der Akzeptanz im Vordergrund. Dagegen gibt es noch kaum vertiefte Untersuchungen zu den einsetzbaren Technologien - Technik wurde bisher als weitgehend unkritisch eingestuft. Hier soll das Forschungsprojekt eine Lücke schliessen und eine präzisere Aussage ermöglichen, was machbar ist und was nicht. Im europäischen Umfeld, wo mit wesentlich grösseren Mitteln das Mobility Pricing erforscht wurde, standen Pilotanwendungen im Vordergrund und sobald diese erfolgreich getestet waren, rückte die Frage der Interoperabilität verschiedener Systeme in den Vordergrund. Trotz dieser recht einseitigen Ausrichtung lässt sich aus dieser Forschung viel lernen und das vorliegende Projekt baut darauf auf.
Wichtig an der Untersuchung ist, dass sie eine genügende Breite aufweist und sich nicht auf einzelne, im Moment populäre Szenarien beschränkt. Auch soll nicht nur Bestehendes ausgewertet, sondern die Dynamik der technischen Entwicklung berücksichtigt und eine Projektion in die Zukunft gewagt werden. Dazu werden verschiedene Ansätze des Technology Assessment kombiniert. Primärerhebungen werden aber nur dort durchgeführt, wo die vorhandenen Quellen aus der Literatur keine eindeutigen Aussagen zulassen.
Vom Forschungsprojekt sind folgende Resultate zu erwarten:
· Liste der technisch machbaren und unabdingbaren Anforderungen genügenden Systeme des Mobility Pricing mit einer Beschreibung aller Syteme und Systemvarianten;
· Vergleichende Beurteilung der verschiedenen als machbar eingestuften Systeme insbesondere bezüglich Kosten und Einführungs- bzw. Betriebsrisiken;
· Einbettung der Systeme des Mobility Pricing in die Systemarchitektur Verkehrstelematik (Normentwurf SN 671 951);
· Einführungsstrategien für Systeme des Mobility Pricing;