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Forschungsstelle
BLV
Projektnummer
2.01.02
Projekttitel
Stellt das Laufrad einen Nutzen oder Schaden bei der Heimtierhaltung des Syrischen Goldhamsters (Mesocricetus auratus) dar?
Projekttitel Englisch
Does the running wheel benefit or harm Golden Hamsters (Mesocricetus auratus) kept as pets?

Texte zu diesem Projekt

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Schlüsselwörter
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Projektziele
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Abstract
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Publikationen / Ergebnisse
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Erfasste Texte


KategorieText
Schlüsselwörter
(Deutsch)
Heimtier, Goldhamster, Laufrad, Tierhaltung, Stereotypie, Tierschutz
Schlüsselwörter
(Englisch)
Pet animal, golden hamster, running wheel, housing, stereotypies, animal welfare
Kurzbeschreibung
(Deutsch)
In einem zweijährigen Projekt sollen im Rahmen einer Dissertation der Effekt des Laufrads auf das Verhalten, morphologische Parameter und die Fortpflanzung des Goldhamsters in der Heimtierhaltung untersucht werden. Die Hälfte der Hamsterweibchen hat ständig ein Laufrad zur Verfügung, die Kontrolltiere können kein Rad benutzen. Die Aktivität (bzw. der Laufradgebrauch) soll zeitweise durch Belastungsfaktoren experimenell manipuliert werden. Die Ergebnisse sollen darüber Aufschluss geben, ob Laufräder für Hamster empfohlen werden können, oder ob sich das Vorhandensein des Rads negativ auf das Verhalten und das Wohlbefinden des Hamsters auswirkt.
Kurzbeschreibung
(Englisch)
The effects of wheel running behaviour by female golden hamsters on their behaviour, morphology, and life history parameters will be studied during two years. Half of the hamsters will have access to a running wheel, the control animals will not. At certain times, the activity level and use of the running wheel will be experi-mentally manipulated by applying a stress factor. This study will tell us whether running wheels should be recommended for hamsters kept as pets, or if the presence of the wheel affects their behaviour and well-being in a negative way.
Projektziele
(Deutsch)
In diesem Projekt soll untersucht werden, ob das Vorhandensein eines Laufrads bei syrischen Goldhamstern sich negativ auf das artspezifische Verhalten, den Gesundheitszustand und den Fortpflanzungserfolg (Anzahl und Qualität der Nachkommen) des Tieres auswirkt. Diese Parameter (Verhalten, Gesundheitszustand, Fortpflanzungserfolg) dienen als Gradmesser für das Wohlbefinden der Hamsterweibchen.

Der Schweizer Tierschutz fordert, dass Heimtiere in ihren Ansprüchen und Lebensäusserung nicht wesentlich beeinträchtigt sein dürfen (STS 1996). Dazu gehört, dass Heimtiere so gehalten werden, dass artspezifisches Verhalten gewährleistet ist und Leiden minimiert wird. Hollmann (1993) schätzt, dass 80 % aller Heimtierpatienten wegen schlechter Haltungsbedingungen erkrankt sind. Die Beurteilung von Wohlbefinden und Leiden bei Tieren ist schwierig. Gemessen werden können nur die physiologischen und ethologischen Folgen der Empfindungen, nicht die Empfindungen selber (Sambraus, 1997). Gerade in Zeiten erhöhter Anforderungen können negative Einflüsse auf das Tier deutlicher zu Tage treten, als zu anderen Zeiten. Die Trächtigkeit und Laktation bei Säugetieren stellen erhöhte Anforderungen an die körperliche Verfassung und an Verhaltensmuster. Störungen körperlicher und physiologischer Art und gestörtes Verhalten haben unmittelbare, leicht messbare Auswirkungen während der Zeit der Jungenaufzucht (Anzahl und Wachstum der Jungen). Daher wird in diesem Projekt neben ethologischen und morphologischen Parametern auch der Fortpflanzungserfolg gemessen. Tiere sind darauf selektiert, sich so zu verhalten, dass ihre Fitness (= Anzahl forpflanzungsfähiger Nachkommen im ganzen Leben) maximiert wird (Grafen, 1991). Unter natürlicher Selektion auf (wenigstens teilweise) erbliche Merkmale hat sich ein Verhaltensrepertoire herausgebildet, das optimal an die Umwelt der Population angepasst ist. In dieser Hinsicht muss das Einzeltier sein Verhalten so wählen, dass sein Fortpflanzungserfolg und sein Wohlbefinden optimiert werden. Um das Verhalten zu beurteilen, muss daher auch immer der evolutionsbiologische Zusammenhang mit berücksichtigt werden und die Kosten und der Nutzen der Verhaltensweise für die Fitness (Fortpflanzungserfolg) muss gemessen werden (McNamara & Houston, 1986). Je mehr das Tier die Umstände oder das Verhalten als fitnessvermindernd einstuft, um so mehr wird es darunter leiden (zusammengefasst bei Dawkins, 1990). In einer Umwelt wie der Heimtierhaltung, die sich grundlegend von der natürlichen Umwelt des Hamsters unterscheidet, kann die wahrgenommene Fitnessverminderung von der tatsächlichen Fitnessverminderung abweichen (Dawkins, 1990). Daher kann das Laufrad Verhalten, das in natürlicher Umwelt nicht vorkommt, durchaus schädliche Auswirkungen auf die körperliche Verfassung der Tiere haben.

Hollmann und Skogstad (1998, S. 116) halten es für möglich, dass das Vorhandensein des Laufrads eine Art Sucht auslösen kann. Eine Sucht lässt das Verlangen nach einer Ressource oder Tätigkeit übermächtig werden, obwohl diese Ressource oder Tätigkeit für das Tier schädlich ist. Ein (negatives) Suchtver-halten läge dann vor, wenn der Laufradgebrauch den Hamster an anderen, sonst ausgeführten artspezifi-schen Tätigkeiten hindern würde, wie z.B. Erkundungsverhalten, Graben (keine Stereotypien), Komfortver-halten, etc. und/oder den Fortpflanzungserfolg verringern würde. Positiv wäre das Laufrad zu bewerten, wenn sein Gebrauch die Ausübung von stereotypen Verhaltensweisen verringern würde und/oder den Fortpflanzungserfolg steigern würde. Daher soll untersucht werden, welchen Einfluss das Vorhandensein eines Laufrads auf das Verhalten und auf morphologische und reproduktionsrelevante Parameter von syrischen Goldhamstern hat. Auf Grund der Untersuchungen kann eine Empfehlung für die Haltung von Goldhamstern gegeben werden.

Um den Laufradgebrauch experimentell zu beeinflussen, sollen die Hamster zeitweise einem kontrollierten Belastungsfaktor ausgesetzt werden. Durch externe Belastung ist eine Änderung der Aktivität und des Laufradgebrauchs zu erwarten (Gattermann und Weinandy, 1996/97; Sherwin, 1998). Die Art der Belastung wird in Vorversuchen abgeklärt werden, aber die Belastung soll praxisbezogen bzw. relevant für die Heimtierhaltung sein. Als Belastungsfaktoren kommen Handling der Tiere, Wechseln der Einstreu, Wecken während der Lichtperiode (Ruheperiode), ev. befristete Trennung von den Jungen und kurzzeitige Vergesellschaftung in Frage. Während der ersten beiden Würfe bleiben die Tiere ungestört. Nach dem Absetzen des 2. Wurfes werden 5 Hamster der Laufradgruppe und 5 Hamster der Kontrollgruppe täglich der Belastung ausgesetzt. Nach dem Absetzen des 3. Wurfes werden die anderen 5 Hamster beider Gruppen der Belastung ausgesetzt. Diese Manipulationen haben zwei Ziele. Zum einen zeigen sie die Verhaltensreaktion auf Belastung bei Hamstern mit und ohne Laufrad und zweitens zeigen sie die Auswirkungen eines gesteigerten (oder verringerten) Laufradgebrauchs auf das Verhalten und auf morphologische und fortpflanzungsrelevante Parameter bei Hamstern mit Laufrad.

Planung weiterer Untersuchungen: Die in der Literatur beschriebene starke Beeinflussung des Lauf-radgebrauchs durch externe Faktoren (review von Sherwin, 1998) gibt Anlass zu weiteren Untersuchungen, in denen der Gebrauch von Laufrädern in handelsüblichen, mehrstöckigen Boxen untersucht und mit dem Laufradgebrauch in den einetagigen Boxen verglichen wird. Die mehrstöckigen Boxen sind platzsparend und bei Hamsterhaltern sehr beliebt (Auskunft im Zoofachgeschäft). Vergleichende Verhaltensstudien bei Goldhamstern in mehrstöckigen gegenüber einstöckigen Gehegen fehlen bis jetzt. Diese Arbeiten können eine Grundlage für künftige, verschiedenartige Arbeiten zur Heimtierhaltung allgemein und speziell von Goldham-stern (auch von verschiedenen Zuchtrassen) bilden.
Abstract
(Deutsch)
Die Goldhamsterweibchen, die im Laufrad gelaufen sind, zeigten weniger Verhaltensanomalien wie Gitternagen (p= 0.04). Sie haben mehr Komfortverhalten gezeigt und weniger geruht (beides p = 0.02). Das Laufrad wurde im jungadulten Stadium besonders stark genutzt, wobei maximale Laufraddistanzen von 6 bis 18,6 km pro Dunkelperiode (Goldhamster sind nachtaktiv) zurückgelegt wurden. Mit fortschreitendem Alter ging die Laufradaktivität, wie auch andere Aktivitäten, stark zurück. Jeweils zu Beginn einer Laktation wurde das Laufrad wenig bis gar nicht genutzt. Daher verwundert es nicht, dass die Laufradaktivität sich nicht negativ auf die Reproduktion auswirkte. Die Laufradgruppe wies sogar durchschnittlich immer höhere Wurfgrössen auf. Dies könnte eine bessere körperliche Verfassung der Muttertiere infolge der Laufradnutzung bedeuten. Ultrasonographische Verlaufsuntersuchungen an 10 unverpaarten Goldhamsterweibchen zeigten, dass die Laufradgruppe tendenziell grössere Quadricepsmuskeldicken aufwies, während bei der Attrappengruppe die inguinalen Fettpolsterdicken tendenziell grösser ausfielen. Unter dem Vorbehalt, dass das Laufrad konstruktionsbedingt keine Gefahrenquelle darstellt und einen hinreichenden Durchmesser aufweist, kann ein Laufrad für die Heimtierhaltung von Goldhamstern tendenziell durchaus empfohlen werden.
Publikationen / Ergebnisse
(Deutsch)
Vonlanthen, E.,M. (2003) Einflüsse der Laufradnutzung auf ausgewählte ethologische, morphologische und reproduktionsbiologische Parameter beim Syrischen Goldhamster (Mesocricetus auratus). Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Unversität Bern.

Gebhardt, S., Vonlanthen, E. (2003): Stellt das Laufrad einen Schaden oder Nutzen bei der Heimtierhaltung des Syrischen Goldhamsters dar - Erste Ergebnisse. Vortrag im Rahmen des Kolloquiums Angewandte Ethologie an der ETH, Zürich.
Publikationen / Ergebnisse
(Englisch)
Gebhardt-Henrich, S.G., Vonlanthen, E.M., Steiger, A. (2003): Is the running wheel beneficial or harmful for golden hamsters kept as pets? Poster am 37th International Congress of the ISAE, 24. -28. Juni 2003 in Abano Terme, Italien